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Repertorium für Kunstwissenschaft — 9.1886

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Portheim, Friedrich: Andrea Mantegna´s Triumph Cäser´s
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https://doi.org/10.11588/diglit.66023#0322

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278

Dr. Friedrich Portheim:

Um zu unserem Triumphe Cäsar’s zurückzukehren, so ist es wohl er-
klärlich, wenn ein so epochemachendes Werk zahlreiche Wiederholungen er-
fahren hat, welche sich bald bloss auf einzelne Theile beschränken, bald aber
auch das Ganze umfassen. Nur um die letztere Art handelt es sich hier und
zwar innerhalb derselben um eine bestimmte, in sich abgeschlossene Gruppe,
wobei ich jedoch die eine Vorbemerkung machen muss, dass ich die Exem-
plare von Northwick und Schleissheim nicht kenne.
Unter allen Nachbildungen des Originals dürfte die Folge von 8 Bildern
überhaupt an erster Stelle zu nennen sein, welche sich im Wiener Belvedere
befindet (I. Stockwerk, italienische Schulen, VI. Saal, Nr. 42—45 und 47—50;
die Angabe bei Crowe und Gavalcaselle ist dahin zu berichtigen). Wenn
Förster in seinen Denkmalen italienischer Malerei, Band IV. p. 49, diese Aqua-
relle sogar für Originalentwürfe Mantegna’s angesprochen hat, so verdient
diese Ansicht nur insofern Beachtung, als sie sich auf die Trefflichkeit der
Wiener Ghiaroscuri gründet. Nach Angabe des ausführlichen Katalogs, in
welchem übrigens die Inschriften nicht fehlerlos wiedergegeben sind, war die
Serie 1659 laut Inventar noch vollständig, jetzt fehlt aber die 9. Abtheilung
mit dem Wagen des Triumphators. Leider sind die Wiener Gopien auch die
Leidensgefährten der Originale geworden, und was wir heute an ihnen sehen,
ist, wie auch Crowe und Gavalcaselle bemerkt haben, zum grossen Theile
Restauratorenhand, die sich die Arbeit recht leicht gemacht hat, so ist z. B. auf
dem Bilde mit dem Zuge der Gefangenen das Pilastercapitell an dem Hause
mit dem grossen Schaufenster einfach überklebt worden. Dagegen haben wir
in den Clairobscure-Holzschnitten, welche 1598 und 1599 durch den Mantuaner
Andrea Andreani zur Ausführung gelangten, eine ganz unversehrte Copie vor
uns. Es ist nunmehr durch die Braun’schen Photographien möglich geworden,
diese beiden wichtigsten Gopien gegen das Original abzuwägen, und da er-
gibt sich das Resultat, dass die Holzschnitte in den von dem Originale ab-
weichenden Punkten mit den Wiener Aquarellen übereinstimmen: Es genügt,
an dieser Stelle nur einige dieser Punkte namhaft zu machen. Bei dem
3. Bilde brachte man an den Rädern des von zwei Ochsen gezogenen Karrens
die Speichen, welche auf dem Originale in einem Stücke ohne abgegliederte
Basis auf der Radachse aufstehen, die wieder von zwei ringartigen Kreislinien
umschrieben wird; beide Gopien hingegen haben Basen an den Speichen und
um die Achse vier Reifen. An dem auf dem Originale wohlerhaltenen Schilde
mit dem Nymphenraube desselben dritten Theils fällt gegenüber jenem an den
Gopien die Kleinheit der oberen Voluten und ihrer Palmette auf, ebenso der
durch die Figuren hier nicht unterbrochene Astragal als untere Umrandung,
ferner die knappe Beinstellung des Satyrs hinter dem Kentauren. An dem
Manne vor dem Wagen bemerke ich besonders die Form der Schnalle des
über die linke Schulter herabfallenden Riemens. An Blatt 4 ist auf beiden
Gopien der Gewandschlitz desjenigen Mannes, welcher die grosse Vase trägt,
in gleicher Weise missverstanden. Die Ochsen sind bei Mantegna mit Bändern
geschmückt, welche durchaus ein zierliches Ornament überzieht; in beiden
Gopien sind die zwei Enden dieses Bandes am vordem Stiere leer gelassen,
 
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