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Repertorium für Kunstwissenschaft — 9.1886

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Dierks, Hermann: Houdon´s Lehrjahre
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https://doi.org/10.11588/diglit.66023#0333

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Houdon’s Lehrjahre.

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ausführen. »Credo ehe questo farebbe un bei modeletto !«31) ruft er schliesslich
ganz begeistert aus.
Wichtiger aber als diese Arbeiten sind seine anatomischen Studien.
Angeregt, wie wir sahen, durch die Akademie in Paris, setzte er dieselben
auch in Rom fort32 33). Nach langer, sorgfältiger Beobachtung schuf er endlich
eine Muskelfigur, entsprechend der einst von Bouchardon an gefertigten. Er
hatte die lebensgrosse Figur in eine Position gestellt, in der sie den rechten Arm
ausstreckte83); sie diente ihm als Studie für einen Johannes den Täufer, dessen
Statue ihm von dem Procureur general der Karthäuser in Rom übertragen war.
Diese im Anfang des Jahres 1767 vollendete Muskelfigur machte Houdon’s Namen
in weiteren Kreisen bekannt. Es galt, wie Lalande berichtet, allgemein als ein
Meisterwerk. Natoire schreibt darüber an Marigny am 11. Febr. 1767 folgenden
Bericht, den ich wegen seiner Wichtigkeit im Originale mittheile 34): ». . . . le
Sr. Oudon, Sculpteur, a fait dernierement avec beaucoup de succes une Etüde
d’Anatomie que tous les connoisseurs dans ce genre trouvent fort bien . eile
luy doit servir a sa Statue de St. jean batiste pour l’eglise des Chartreux, en
la metant ensuitte dans le caractere qu’il convient a cette figure. il la fait
mouler actuelement pour en tirer un peu de profit; il n’y a point d’ecole de
dessain ou ce squelette ne soit de grand avantage pour l’etude des jeunes gens,
eile est de grandeur naturelle; je luy ay meme fait esperer Monsieur que vous
ne trouveres pas hör de place quil en restat un platre dans l’academie quil
en tira un petit honnoraire pour ce refaire en partie des frais du mouleur,
jattendray la dessus votre permission .. .«35). Marigny gestattete in seinem Ant-
wortschreiben (vom 9. April 1767) auf diesen Brief, dass Gipsabgüsse von
dieser Figur gemacht würden, dass einer davon in der Akademie zum Stu-
dium für die jungen Schüler bliebe 36) und dass man dem Künstler die Aus-
lagen für den Guss zurückerstattete 37). Houdon war sehr erfreut über diese
Zustimmung von Seiten Marigny’s und gleich nach Empfang dieser Nachricht
auf das Land gereist38), um dort während der heissen Jahreszeit von der
vorangegangenen Anstrengung auszuruhen.

31) Delerot bemerkt bei diesen Worten, dass Houdon auf italienisch mit
Gaffieri correspondirte. Diese Nachricht ist jedenfalls mit Vorsicht aufzunehmen,
s. Guiffrey a. a. 0.
32) Mit Unrecht vermuthen de Montaiglon und D., dass er durch italienische
Vorbilder dazu angeregt wurde.
33) Lalande, Voyage en Italie, Vol. VI, p. 248.
34) Archiv, nat. 0'1914. — Ich behalte die Orthographie Natoire’s bei.
35) Es ist höchst eigenthümlich, dass Houdon in seinem vom 7. Januar 1767
datirten Briefe gar nicht von diesen Arbeiten spricht; wenigstens erwähnen Dele-
rot u. L. nichts davon.
3S) Dieselbe befindet sich noch heute in dem Gipsmuseum der französischen
Akademie zu Rom (Villa Medici).
37) Brief vom 9. April 1767. — Archives nat. 0'1941.
38) Arch. nat. 0'1941. Brief Natoire’s an Marigny vom 6. Mai 1767. Mon-
sieur, Par votre lettre du 9 avril, par laquelle vous consentes que le Sr Oudon,
 
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