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Repertorium für Kunstwissenschaft — 9.1886

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Berichte und Mittheilungen aus Sammlungen und Museen, über staatliche Kunstpflege und Restaurationen, neue Funde
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https://doi.org/10.11588/diglit.66023#0353

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über staatliche Kunstpflege und Restaurationen, neue Funde.

309

»Studien« in diese Zeit (1640) gesetzt. Das Czartorisky’sche Bild ist durch die
schlagende Beleuchtung und die sehr originelle Composition wohl das inter-
essanteste der ganzen Folge; leider hat es sehr störende Retouchen im Himmel,
in welchem ein ungeschickter Restaurator die durchgewachsenen Poren des
Eichenholzes gedeckt hat.
Leider nur nach einer Copie kann ich hierüber eines der eigenartigsten
und wohl auch eines der anziehendsten Gemälde Rembrandt’s, das für Polen
gemalt wurde und sich heute noch dort befindet, ein Urtheil fällen: das etwa
halblebensgrosse Reiterporträt eines jungen polnischen Prinzen; ein hübscher
junger Bursche, der in weissem, rothgefütterten Mantel auf seinem arabischen
Schimmel quer durchs Bild trabt — nach der Copie zu urtheilen ein Bild
von wunderbarer Farbenwirkung, etwa vom Jahre 1654. Es befindet sich
in der Galerie des Grafen Tarnowsky in Tarnow.
In meinen »Studien zur Geschichte der holländischen Malerei« habe ich
etwa 380 echte Gemälde Rembrandt’s nachgewiesen; jetzt könnte ich die Zahl
derselben schon auf mehr als 400 vermehren. Wir dürfen daher gewiss
annehmen, dass noch etwa 450 Gemälde des grossen Künstlers auf uns ge-
kommen sind.
Ein Besuch von Krakau, für das Studium unserer deutschen Bildhauer
und Maler von so hohem Interesse, ist — worauf ich hier nur hinweisen
will — auch für die grossen Italiener ausserordentlich lohnend: Raphael’s
unfertiges Jünglingsbildniss (um 1506), Leonardo’s Bildniss einer Jungfrau
mit einem Hermelin im Arm (Gastitas), beide beim Fürsten Gzartorisky, sowie
die prächtigen Bilder vom alten Palma, Gio. Bellini, Giorgione, P. Bor-
done u. a. bei der Gräfin Potocka, bei welcher Professor Sokolowski die
Freundlichkeit hatte, mich einzuführen, verdienen wahrlich in weitesten
Kreisen bekannt zu werden. Hoffentlich entschliesst sich die Besitzerin der
letztgenannten Gemälde zu einer photographischen Veröffentlichung dieser
Perlen. W. Bode.

Das Museum und die Ausgrabungen auf Cypern seit 1878.
II.
Nun zu dem Museum, dessen Räumen, Sammlungen, der Art der
Aufstellung der letzteren.
Eine kurze Uebersicht der Fundgegenstände, wie sie sich einem un-
befangenen Besucher im Gyprus Museum darstellen, dürfte am schnellsten und
klarsten auch dem Leser ein anschauliches Bild der Uebelstände und der Vor-
züge der Sammlung geben.
Als ich die erste grosse Sammlung, die ich auf Kosten des Gyprus
Museum ausgegraben hatte, nach Nicosia brachte, die Sammlung aus dem
Apollon-Heiligthum (Temenos) vonVoni, überwies man mir zwei Zimmer
im Regierungsgebäude für Ausstellungsräume und bald darauf einen dritten
als Magazin, Reinigungs- und Reparirungsraum. Letzterer, der dritte Raum,
wurde mir aber nach wenigen Monaten wieder genommen, da man ihn
 
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