Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Repertorium für Kunstwissenschaft — 9.1886

DOI Heft:
Berichte und Mittheilungen aus Sammlungen und Museen, über staatliche Kunstpflege und Restaurationen, neue Funde
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.66023#0354

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
310

Berichte und Mittheilungen aus Sammlungen und Museen,

für die würdige Aufstellung der Schuhe und Uniformen der Polizei-
soldaten nothwendiger brauchte. Für die Aufstellung der grossen Stein-
statuen von Voni (bis zu 7x/2 Fuss hoch) war in den Zimmern von vornherein
kein Platz und musste ich die Bildwerke in dem offenen Gorridore lassen, der
dem Publikum stets zugänglich ist. — Mehrere Male sind nun die Statuen
der Reihe nach von ruchloser Hand bei Tag und Nacht verstümmelt worden.
Nach der ersten Demolirung, die in der Nacht der Festnacht eines türkischen
Heiligen erfolgt war (die Polizeiwache hat ihr Wachzimmer nur wenige
Thüren weiter von den Museumsräumen), machte ich sofort die nöthigen
Schritte und veranlasste eine Sitzung des Working Committee des Museums.
Obwohl die deutlichen Anzeichen vorlagen, dass die türkischen fanatischen
Polizeisoldaten höchst wahrscheinlich die Uebelthäter selbst gewesen sein
mochten (wer hätte sonst in der Nacht eine nur mit starkem Geräusch vor-
zunehmende und leicht von der Wache wahrzunehmende Verstümmelung der
grossen Statuen gewagt und wem wäre es, ohne entdeckt zu werden, ge-
lungen?), geschah doch gar nichts, weder wurde eine Untersuchung eingeleitet,
noch die Statuen entfernt. Die Fanatiker (nur solche waren die Uebelthäter)
hatten hauptsächlich Stücke der rechten Arme, der rechten Hände und den
Daumen der rechten Hand abgeschlagen. — In der Working-Committee-Sitzung
waren sich alle Mitglieder darüber einig (die Mitglieder dieses privaten Gomites
waren der Ghef-Ingenieur der Regierung, der Chefsekretär der Regierung, der
Privatsekretär des General-Gouverneurs, ein Mitglied der Landeskammer und ich),
dass die Statuen in einen verschlossenen Ort zu bringen seien, dass das Barbaris-
mus sei, wenn man so was dulde. Man einigte sich beim General-Gouverneur,
anzufragen, um die Bildwerke in einen eben damals disponiblen Raum der
Regierung (der noch bis heute unbenutzt ist) provisorisch überzuführen.
Der General-Gouverneur aber, zugleich Präsident des Museums,
verweigerte die Einwilligung.
Und so stehen die hochinteressanten Bildwerke, Statuen bis
zu 7$ Fuss Höhe und anfänglich theilweise vortrefflich erhalten,
noch bis heute in dem offenen Corridor und sind seit der ersten
Schandthat von ruchloser Hand noch weiter verstümmelt worden.
Ein kurzer, leider unvollkommener Auszug aus meinem grossen Aus-
grabungsberichte und Kataloge mit einer Reihe flüchtiger Federskizzen ist über
diese dem Apollon geweihte Cultusstätte in den »Mittheilungen des deut-
schen archäologischen Institutes« Jahrg. 1884, pag. 127 u. fg. unter
dem Titel: »Mittheilungen aus Gypern. III. Heiligthum des Apollon bei
Voni« erschienen, auf welchen ich hiermit verweise.
Die Voni-Gollection bildet den Grundstock des Cyprus Museum.
Wir haben es neben einer Reihe Inschriftssteine, meist Basen für Bild-
werke, einem mit einer Inschrift versehenen Steinbecken (die Inschriften, so-
weit Weihinschriften, sind sämmtlich dem Apollon geweiht mit einer Aus-
nahme, einer Widmung an Artemis; eine andere grössere Inschrift bespricht
drei Festkreise und deren Thieropfer), dann zwei kleinen Altären, hauptsächlich
mit Statuen und Statuetten zu thun.
 
Annotationen