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Repertorium für Kunstwissenschaft — 9.1886

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Berichte und Mittheilungen aus Sammlungen und Museen, über staatliche Kunstpflege und Restaurationen, neue Funde
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https://doi.org/10.11588/diglit.66023#0369

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über staatliche Kunstpflege und Restaurationen, neue Funde. 325
der alterthümlichen Milchschüssel mit doppelten verticalen Löchern zum Auf-
hängen, keine Spur von Vasen mit eingeschnittenen Ornamenten und den
Reliefen roher Thiere mehr nachweisbar wird. Auf der einen Seite wird eine
Anzahl der steifen Formen,aufgegeben, auf der anderen Seite wird eine Fülle
neuer Formen erfunden. Diese neuen Formen sind theils noch bizarr. Dahin
gehören die Gefässe mit den vielen Oesenhenkeln. Theils zeigen sie einfachere
und edlere Linien, einen Schwung, wie sie dem griechischen Geiste oder einem
verwandten entsprechen.
Doch ist noch keine Spur ägyptischen noch phönikischen Einflusses
bisher nachweisbar.
An dem Schluss dieser grossen kyprischen assyro-babylonischen oder
assyrisirenden-babylonisirenden Gulturepoche erscheint ein merkwürdiger Nachzug.
Diese Zeit ist die mit am schwierigsten zu entwirrende, weil an ver-
schiedenen Uebergängen und Einwirkungen verschiedener Völker, hervorgerufen
durch gesteigerte Handelsverhältnisse, reicher geworden, ja selbst reicher, als
die darauffolgende Zeit, in der die phönikischen Colonien auf Kypros gegründet
und befestigt sind.
Gegen das Ende und am Ende dieser vorphönikischen Zeit, in der man
so weit gediehen ist, dass man den Thon feiner schlemmte und die Deco-
rationsfarben besser präparirte, aber noch ohne die Töpferscheibe zu kennen,
erscheinen zum ersten Male und in manchen Gräbern ganz massenhaft die
auf der Töpferscheibe gedrehten mykenischen Thongefässe mit glän-
zender Firnissfarbe der älteren Art, die Formen vor der Bügelkanne,
mit verschiedenen Decorationselementen, unter denen zum ersten Male die
Spirale.
Bald erscheint auch die mykenische Bügelkanne, erst in der älte-
ren gedrungeneren Form, dann in der jüngeren schlankeren. Den Beschluss
macht die elegante Vase mit den drei kleinen Henkeln in gleichen Abständen,
die man wohl allgemein für den Ausläufer der glanzthonigen Mykenegefässe hält.
Der ganze grosse Reichthum einer durch viele Jahrhunderte sich hin-
ziehenden Entwicklung antiker Keramik inclusive der importirten mykenischen
Thongefässe in einer einzigen Nekropole. — Wie viele Völker wären hier
nach Schliemann’s Vorgang anzunehmen? — Dr. Dümmler wird demnächst
in den »Mittheilungen des deutschen archäologischen Instituts zu Athen« über
die vorphönikische Zeit Cyperns eine grössere Abhandlung mit vielen Abbil-
dungen publiciren und darin eine Reihe der Hauptformen von Hissarlik, die
sich hier identisch wiederfinden, sowie Scherben von Mykenegefässen vorführen.
Nachzutragen ist noch, dass sich zwei weitere Gonsequenzen an die
Einführung der nach Gypern importirten Mykenegefässe glänzender Firniss-
farbe knüpfen.
Man übertrug die Technik, den Thonkörper mit glänzenden Firnissfarben
zu überziehen, auf die kyprisch-einheimischen Formen der Zeit. Diese Gefässe
sind ausnahmslos aus freier Hand gemacht, und fällt der Beginn dieser localen
Fabrication stark glänzender mehrfarbiger Gefässe, fast weiss oder fahl hell-
gelb und darauf intensiv roth oder braune Decorationen, mit dem ersten Ein-
 
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