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Repertorium für Kunstwissenschaft — 9.1886

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Berichte und Mittheilungen aus Sammlungen und Museen, über staatliche Kunstpflege und Restaurationen, neue Funde
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https://doi.org/10.11588/diglit.66023#0370

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326 Berichte und Mittheilungen aus Sammlungen und Museen,
führen der Mykenegefässe zusammen. Einfarbige intensiv rothe und schwarze
Gefässe stark glänzend zu poliren, war längst ein Gemeingut der einheimi-
schen Töpfer gewesen Jahrhunderte vor dem Einfuhren des ersten Mykene-
gefässes.
Zweitens ahmte man auf Cypern in mattem Thon die mykenische Bügel-
kanne in der Form nach und decorirte sie mit durch Gitterlinien ausgefüllte
Reihen von Dreiecken und Horizontallinien. Diese Gefässeart, welche stets
auf der Töpferscheibe gedreht ist, habe ich selbst noch nie ausgegraben. Doch
übersehe ich so viel mit ziemlicher Bestimmtheit, dass diese local-kyprische
Imitation der Form der mykenischen Bügelkanne in die Anfänge der phöni-
kisch-kyprischen Keramik fällt, respective in das Grenz-Uebergangsgebiet der
vorphönikischen und phönikisirenden Cultur auf Kypros. Wenige Monate nach
dem Schreiben dieser Zeilen grub sich in einer durch alle Fundumstände
näher definirbaren Nekropole von Tamassos in einem Grabe zwei dieser Bügel-
kannen kyprischen Fabricates zusammen mit Gefässen mit aufgemalten con-
centrischen Ringen ohne Gentralpunkt aus. Das Grab, wie alle die in nächster
Nähe geöffneten gehören einer frühen griechisch-phönikisirenden Epoche an.
Bisher konnte die Fabrication echt mykenischer glanzthoniger Gefässe
oder deren vollkommene Imitation nicht nachgewiesen werden.
In das Ende dieser vorphönikischen Zeit fällt der Import der Vasen mit
Wagenscenen, welche zwei Henkel haben und eine graziöse, in der phönikisi-
renden Zeit aufgegebene Form (so bei L. Stern Tafel XLII. Fig. 2 Leokosia und
Tafel L. Fig. 1 Amathus). (In Gegenwart von Dr. Dümmler und E. Kostanti-
nides, Director der Schule zu Nicosia, erklärten uns die Finder der sogenannten
Amathus-Vase, dass sie nicht in Amathus, sondern in Zarukas bei Maroni in
einer vorphönikischen Nekropole ausgegraben worden ist. In dem frühphöni-
kischen Amathus wurde bisher keine Spur einer vorphönikischen Thonscherbe
entdeckt.)
Dagegen ist die Vase des britischen Museums, welche G. Perrot in seiner
Kunstgeschichte pag. 716 und 717, Fig. 527 und 528 publicirt hat, kyprisch-
phönikisirendes Fabricat. Ein assyrisches Vorbild ist von einem kyprischen
Töpfer auf Thon übertragen, der gleichzeitig unter semitisch-phönikischem und
arisch-griechischem Einfluss arbeitete.
Die Vasenform ist eine kyprisch-phönikisirende, wie sie so (auf der Töpfer-
scheibe gebildet) in der (die Töpferscheibe nicht kennenden) vorphönikischen
Zeit nie fabricirt wird. Auch zeigt die Vase die aufgemalten genau mit dem
Zirkel geschlagenen concentrischen Ringe, ohne Gentralpunkt, eine Eigenthüm-
lichkeit, die auf Cypern ganz an die phönikisirende Periode gebunden und sonst
so nur noch von mir an Kretafunden (im Polytechneion zu Athen)
beobachtet wurde.
Der Stil der Wagenscene, grundverschieden von dem der Wagenscene
auf präphönikischen Gefässen, ähnelt ganz und gar dem Stile anderer Pro-
ducte phönikisirender Kunst auf Cypern, z. B. der Bronzeschale von Dali und
dem Goldblatt von Kurion (Berliner Museum) und die Darstellungen auf einer
kleinen Gruppe kyprischer, phönikisirender Cylinder.
 
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