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Repertorium für Kunstwissenschaft — 9.1886

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Litteraturbericht
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https://doi.org/10.11588/diglit.66023#0398

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354

Litteraturbericht.

certains Maistres Jures . . .« und schliesst: »Plaise ä vos graces, Sire, faire
tres expresses inhibitions et deffenses ausdits Maistres roy disans peintres et
sculpteurs ... de troubler ou inquietter les dits peintres et sculpteurs de
l’Academie seit par visites saisies confiscations ou autrement . . .« Nach
diesen Worten muss man unwillkürlich annehmen, dass die Akademie bereits
lange Jahre existirte. Vitet a. a. 0. sieht in diesem Ausdruck freilich nur eine
rhetorische Phrase, die Gharmois benutzt habe, um sich als Redner für eine
seit Langem anerkannte Gesellschaft hinzustellen. Allein obige Worte sind
doch zu bestimmt gefasst, ausserdem wird auch in dem auf Grund der Bitt-
schrift am 27. Januar 1648 ausgefertigten Erlass des Staatsraths der Zunft
befohlen: ». . . de donner aucun trouble ni empechement aux peintres et
sculpteurs de l’Academie...« Schliesslich citirt Vitet selbst noch eine
Notiz von Hulst, in der dieser berichtet, dass nach den Memoiren Florimont’s
die Gründung der Akademie bereits unter Ludwig XIII. stattgefunden habe und
dem Staatssecretär Desnoyers verdankt werde, der sie unter die Direction von
Ghambray stellte. Nach dem Tode dieser Männer sei die Akademie jedoch
vernachlässigt4).
Indessen wie dem auch sein mag, Bedeutung und feste Organisation
bekam dieselbe erst nach der von le Brun und Gharmois ergriffenen Iniative
gegen die alles Maass überschreitenden Forderungen der Zunft. Nach dem
königlichen Erlass vom 27. Januar vereinigten sich die Mitglieder der Akademie
am 1. Februar, um sich systematisch zu organisiren. Die ersten Anfänge waren
freilich äusserst primitiv und es dauerte noch 10—15 Jahre, ehe sie sich
völlig entwickelt hatte.
Was die Akademie in der Folge erreichte, dankte sie le Brun und seinem
Einfluss bei Seguier und Golbert. Danach kann man seine Stellung ermessen!
Als dann in Ratibon, der 1655 zum Director ernannt war, ein seinen Einfluss
durchkreuzendes Element in die Akademie eintrat, zog er sich gänzlich von
derselben zurück. Allein die Akademiker erkannten bald, dass sie ohne le Brun
nichts anfangen könnten, und baten ihn desshalb, ohne weiter auf Ratibon
Rücksicht zu nehmen, durch Deputirte, sein früheres Amt als Kanzler wieder
aufzunehmen (1661). Wie sehr le Brun von Seguier geschätzt wurde, zeigt
sich aus den Worten desselben an die um seine weitere Protection bittenden
Akademiker, denen er offen erklärte: »qu’il prendroit toujours beaucoup de
plaisir ä lui faire du bien tant qu’elle (die Akademie) seroit sous la con-
duite de ce bon-ami la«, indem er le Brun vertraulich auf die Schulter
klopfte5). Auf le Brun’s Veranlassung wurde bald darauf die Akademie in
4) Wie weit diese Angabe Hulst’s auf Wahrheit beruht, lässt sich nicht
controliren, da jede sonstige Angabe über die alte Akademie fehlt. Sollte die
Nachricht später mit Rücksicht auf die Bittschrift entstanden sein, so müsste man
unter Academie des peintres et sculpteurs die Mitglieder der Zunft verstehen, die
gegen die Anmassung der »certains Maitres Jures«, also des Vorstandes, de-
monstriren und ihre Trennung von derselben verlangen.
5) Diese Nachrichten entnehme ich Piganiol de la Force a. a. 0., der sie
einem Augenzeugen, Testelin, dem ersten Secretair der Akademie, verdankt.
 
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