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Repertorium für Kunstwissenschaft — 9.1886

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Litteraturbericht
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https://doi.org/10.11588/diglit.66023#0399
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Litteraturbericht.

I

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Rom gegründet; gewiss durch seinen Einfluss wurde Errard als Director dorthin
geschickt, der ihm wegen des früheren Gonflictes in Bezug auf die Decoration
der Apollogallerie missliebig war. Nominell wurde le Brun freilich erst Director
der Akademie im Jahre 1683, in Wirklichkeit war er es von Anfang an.
Der Verfasser bespricht dann die Arbeiten le Brun’s im Hotel Lambert
de Thorigny, zeigt ihn als Decorateur in Vaux-le-Vicomte und Director der
Gobelinmanufactur in Maincy, seine Malereien im Seminar von St. Sulpice,
in der kleinen Gallerie des Louvre, in Versailles, Sceaux, St. Germain, als
Anordner bei den zahlreichen Festlichkeiten: bei dem Einzuge des Königs und
der Königin (1660), der Taufe des Dauphin (1668), dem Leichenpomp von
Seguier (1672) u. s. w. Ausführlicher geht der Verfasser darauf auf die Thätig-
keit des Künstlers als Leiter der Gobelinmanufactur in Paris ein, wo dieser mit
dictatorischer Gewalt über die ihm zu Gebote stehenden Kräfte verfügte. Hier
war er in seinem Elemente, Alles trug einen grossartig decorativen Charakter.
Er entwarf das Ganze, im Einzelnen benutzte er die ihm zu Gebote stehenden
Specialkräfte: Van der Meulen für die Ausführung der Pferde, Yvart für die
grossen Figuren, Boulle für die Thiere und Vögel, Anguier für die Architektur,
Genoels und Baudouin für die Landschaft u. s. w. Das 10. und 11. Capitel
ist dem 1844 abgebrochenen Marly gewidmet, diesem Fleckchen Erde, auf dem
Ludwig XIV. sich von dem Trubel des Hoflebens in die Einsamkeit zurück-
ziehen wollte, diesem »Nichts«, welches Millionen kostete. Mit Hülfe der im
Besitz des Herrn Lasquin und im Louvre befindlichen Zeichnungen le Brun’s
zu den Faqaden der Pavillons, die zum Theil reproducirt sind, ist es möglich,
sich ein Bild von dem Aeussern der Gebäude zu machen. Von der inneren
Decoration sind nur noch einzelne Fragmente gerettet, wie z. B. einige, nach
des Verfassers Ansicht von Philippe Caffieri geschnitzte Thüren (im Besitz des
Herrn Wilkinson).
Mit dem Tode Golbert’s hörte die Herrschaft le Brun’s auf. Louvois
hasste seinen Vorgänger und naturgemäss auch dessen Anhang. Wenn auch
der König den Künstler bis an sein Ende protegirte, so sah dieser doch von
Tag zu Tag seinen Einfluss schwinden und an seine Stelle den von Louvois
begünstigten Mignard treten.
Das letzte Capitel umfasst schliesslich die Biographien der hauptsäch-
lichsten Mitarbeiter le Brun’s.
Die vorliegende Schrift des Herrn Genevay ist ausserordentlich geeignet,
den Leser in die Zeit Ludwig’s XIV. einzuführen. Sie wird gewiss die Forscher
veranlassen, sich specieller mit dieser lange vernachlässigten Epoche zu be-
schäftigen. Hermann Dierks.

Museen. Kataloge.
Les Muse es d’Allemagne: Cologne, Munich, Cassel, par Emile Michel.
Accompagnä de 15 Eaux-Fortes et de 80 Gravures. Paris, Librairie de l’Art,
1886.
Den meisten Vorständen der deutschen Museen ist der Besuch eines
französischen Künstlers noch in lieber Erinnerung, der vor etwa drei Jahren
 
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