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Repertorium für Kunstwissenschaft — 9.1886

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https://doi.org/10.11588/diglit.66023#0405

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Notizen.

361

wenn er sagt, ich habe das Blatt dem Delaune abgesprochen. Ich habe De-
laune’s Urheberschaft allerdings bezweifelt, aber ausdrücklich hinzugefügt, dass
ich sie nicht ganz ab weisen wolle. Da sich nunmehr, wo zugegeben wird,
dass das Blatt nur eine Copie Delaune’s nach einem anderen Stiche ist, auch
dessen von der sonstigen Manier dieses Meisters etwas abweichende Behand-
lung erklärt, so lasse ich jenen Zweifel gern fallen, so dass dieses kleinere
Blatt also als »identificirt« gelten kann.
Einer »Ehrenrettung« Heinecken’s aber bedurfte es nicht, weil seine
Ehre gar nicht angegriffen war; denn Heinecken wird sich so wenig für un-
fehlbar gehalten haben, wie einer von uns dies thut; und dass er in der That
nicht unfehlbar war, beweist ja schon der Umstand, dass er auf unserem
grossen Hauptblatte »C. A.« statt »G. B.« las.
Auf dieses Blatt muss ich bei dieser Gelegenheit nochmals zurück-
kommen. Im C befindet sich noch ein kleiner Strich, der als J gelesen werden
konnte. Ich glaubte daher darauf aufmerksam machen zu müssen, dass die
Initialien J. B. G. diejenigen des Joannes Baptista de Cavalleriis seien, fügte
aber sofort hinzu, dass die Stechweise und die Form des Monogrammes nicht
eben auf diesen Meister deuteten. Inzwischen hat Herr J. E. Wessely die Güte
gehabt, mir das Folgende zu schreiben: »Sie lesen ganz recht ,C. B.‘. Dieses
Monogramm verbirgt aber nicht Cavalleriis, dessen Arbeiten auch von den
genannten Stichen sehr abweichen. Es ist hier Cornelius Bos (oder Bus) zu
verstehen. Das fragliche Blatt, welches die Ghalkographen allerdings nicht
erwähnen, das mir aber sehr gut bekannt ist, gleicht in der Mache vollständig
dem Blatte ,Die Schmiede des Vulcan' des C. Bos.« Ein Blick auf dieses zu-
letzt genannte Blatt hat mich überzeugt, dass Wessely Recht hat. Die Technik
ist die gleiche. Die Buchstaben C und B sind auf der »Schmiede Vulcans«
durch einen wagrechten Strich verbunden. Auf der »Leda« tritt ein senk-
rechter Strich im G an dessen Stelle. Doch ist auf diesen Unterschied kein
Gewicht zu legen. Es ist also als erwiesen anzusehen, dass der erste Stich
nach Michelangelo’s »Leda« von Bos herrührt.
Da der zweite Stich nur eine gegenseitige Copie von unbekannter Hand
nach diesem ist und der dritte, kleinere, wie gesagt, als Copie des Stephanus
Delaune nach demselben gelten muss, so darf die Frage nach den Urhebern
dieser Stiche, Dank der Betheiligung J. Janitsch’s und J. E. Wessely’s, somit
als erledigt angesehen werden.
Dresden, im März 1886. Karl Woermann.
[Die Bambergische Halsgerichtsordnung.] Zu meinen Aufsätzen
im »Repertorium« über dieses Thema habe ich folgenden Nachtrag zu bringen,
der vielleicht auch in kunstwissenschaftlichen Kreisen, welche das Studium der
Bücherillustration pflegen, einiges Interesse erregen wird. Die elfte Ausgabe
der Halsgerichtsordnung führte ich in meinem zweiten Aufsatze mit den
Worten an:
Bambergifdie / peinliche Fjalfcge» / ridjts=0rbnung. M.D.LXXX.
Am Ende:
 
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