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Repertorium für Kunstwissenschaft — 9.1886

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https://doi.org/10.11588/diglit.66023#0407

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Notizen.

363

[Eine Ansicht von Bologna aus dem Jahr 1505.] In einem ab-
seits gelegenen Raum des Palazzo civico zu Bologna, der ehemals die Capelle
der Stadtältesten bildete, jedoch seit Langem in Folge Vermauerung der Thür-
öffnung, durch die er sein Licht empfangen hatte, völlig verdunkelt war, wurde
unlängst (wie Graf Gozzadini, der bekannte Archäolog und Historiker, in »Arte
e Storia« 1886 Nr. 1 berichtet) ein perspectivischer Plan der Stadt wieder-
entdeckt, der insofern einen besonderen Werth erhält, als sich darauf viele
seither demolirte oder umgestaltete Baudenkmäler, wovon keine bildliche Dar-
stellung übrig geblieben ist, nachweisen lassen; so unter anderem der Torre
della Magione, welcher im Jahre 1455 von Bart. Fioravanti, gen. Aristotele,
um eine bedeutende Strecke verschoben wurde, ferner der Thurm und Palast
der Bentivogli, welche 1505 auf Befehl Papst Julius’ II. nach Vertreibung
Giovanni Bentivoglio’s II. demolirt wurden. Leber der eine Länge von 21/2
und eine Höhe von 13|4 Meter einnehmenden Stadtansicht ist eine Madonna
mit Kind, welch letzteres die untenliegende Stadt segnet, umgeben von Engeln,
dargestellt. Der Charakter dieser figürlichen Malereien deutet auf die Schule
Fr. Francia’s; insbesondere in den Engelgestalten tritt derselbe kenntlich her-
vor, während die Madonna durch spätere Uebermalungen entstellt ist. Ueber
die Veranlassung und den Zeitpunkt der Ausführung werden wir durch eine
auf einem Spruchband enthaltene Inschrift belehrt, welche besagt, dass die
Freske als Dank für Errettung aus Erdbebengefahr geweiht wurde. Nun ist
aus den Localchroniken bekannt, dass die Erdbeben der Jahre 1502 und 1504
die Stadt verschonten, während jene im März und Mai 1505 an 4000 Häuser
zerstörten, überdies Pest und Hungersnoth in ihrem Gefolge hereinbrachen.
Das Votivbild musste also vor diesem Zeitpunkt, aber nach 1502 und 1504
entstanden sein, als die Erdbeben vorerst mehr Schrecken als materiellen
Schaden verursacht hatten. In der That bestätigt ein heraldisches Emblem,
das sich auf der Inschrift befindet und dem Wappen der Familie Sampieri
angehört, diese Annahme, und ermöglicht überdies die ganz genaue Bestim-
mung der Entstehungszeit, indem ein Mitglied der genannten Familie im Januar
und Februar 1505 (und dann weder in diesem noch im folgenden Jahre mehr)
Gonfaloniere, d. h. Vorstand der Anziani war, in deren Capelle eben, wie oben
angeführt, das Votivgemälde gestiftet wurde. — Sonderbar erscheint es, dass
dieses für die Geschichte der Stadt Bologna merkwürdige Monument bisher
von keinem Localforscher, von keiner der zahlreichen Guiden bemerkt, bezw.
angeführt worden ist: jene Bianconi’s allein (vom Jahre 1820) erwähnt das
Madonnenbild, ohne jedoch auf die Stadtansicht hinzuweisen. C. v. F.
[Nachweis zweier Bilder Aldegrever’s und Heemskerk’s in den
Uffizien.] In einer Mittheilung an »Arte e Storia« (Nr. 3 vom Jahre 1886)
befürwortet H. Semper die Umtaufe der beiden im Katalog der Uffizien als
Hugo van der Goes und Jan van Eyck angeführten Bilder Nr. 698 und 731,
indem er das erstere dem Heinrich Aldegrever, das letztere Martin van Veen,
gen. Heemskerk, zuschreibt. Jenes, eine Madonna mit zwei weiblichen Heiligen
darstellend, wird von Growe und Gavalcaselle (Gesch. der niederl. Malerei,
 
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