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Repertorium für Kunstwissenschaft — 9.1886

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https://doi.org/10.11588/diglit.66023#0408

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364

Notizen.

deutsche Ausgabe S. 176) für eine Arbeit Joach. Patenier’s oder des Frank-
furter Malers Conrad Fyol erklärt, im Cicerone (S. 660 d.) als Herri de Bles
angeführt. Ein Vergleich mit dem im Repertorium für Kunstwissenschaft
(Bd. VII S. 267 ff.) als Jugendwerk Aldegrever’s nachgewiesenen Triptychon
in der Wiesenkirche zu Soest jedoch veranlasst Semper das fragliche Bild der
Uffizien auch dem Letztgenannten zuzutheilen, indem er als Gründe dafür die
schlagende Aehnlichkeit des Madonnentypus auf beiden Gemälden, die offenbar
auf ein und dasselbe Modell zurückgeht, wie auch jene des Ghristuskindes in
den Gesichtszügen, in Stellung und Geberde, sodann die gleiche schwere und
eckige Behandlung des Faltenwurfs, endlich den Reichthum und die zierliche
Ausführung des schmückenden Beiwerks anführt, die in beiden Werken gleich
sind, und auf den geschickten Goldschmied hinweisen. Als ein drittes Jugend-
werk Aldegrever’s nimmt Semper sodann auch noch den »Gekreuzigten mit
den traditionellen Nebenfiguren und landschaftlichem Hintergrund« in An-
spruch, der sich im germanischen Museum befindet und dort der westphälischen
Schule der Brüder Dünwegge zugeschrieben wird, und zwar aus den gleichen
für das florentiner Bild allegirten Gründen. Hier ist es eine der um die ohn-
mächtige Muttergottes beschäftigten Frauen, die wieder auf jenes weibliche
Modell weist. Semper ist denn auch geneigt, darin die Geliebte oder Frau
des Malers zu sehen.
Was das zweite, die Anbetung der hl. drei Könige und S. Joseph und
die Hirten darstellende Bild (Nr. 731) betrifft, so zeigt es nach Semper voll-
kommene Uebereinstimmung des Stils mit einer dem Martin van Heemskerk
zugeschriebenen Altartafel desselben Gegenstandes im Museum zu Köln; nicht
nur die Architekturen und die Anordnung der Perspective verrathen den gleichen
Geschmack, sondern auch in den Köpfen, den Gewändern, den Bewegungs-
motiven lasse sich theils vollkommene, theils annähernde Uebereinstimmung
nachweisen. So sei der Kopf des vor dem Kinde knieenden Königs, sowie
die ganze Gestalt des Mohrenfürsten in beiden Gemälden identisch. Auch das
kräftige Golorit und die Art der Vertheilung des Helldunkels hätten beide Werke
miteinander gemein. C. v. F.
 
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