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Repertorium für Kunstwissenschaft — 9.1886

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Bibliographische Notizen
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https://doi.org/10.11588/diglit.66023#0410

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366

Bibliographische Notizen.

Bauten vornahm, die ihm — wie der dazumal halbverschüttete Triumphbogen
zu Orange und der durch die mittelalterlichen An- und Umbauten der Templer
gänzlich umgestaltete Palast zu Aix — nur in Bruchstücken oder Ueberresten
vorlagen, oder die er, wie es bei den Plänen des Theaters von Orange ge-
schah, sowohl in den Dimensionen als der Anordnung der Einzelheiten auf
das Wesentliche reducirte, offenbar mit dem Zwecke, dadurch Anlage und
Einrichtung ähnlicher Anlagen für sich typisch zu fixiren. Nicht strenge zum
Gegenstand gehörig, trotzdem aber sehr erwünscht ist die von E. Müntz bei-
gefügte Angabe der auf antike Denkmäler bezüglichen Zeichnungen des zweiten,
in der städtischen Bibliothek zu Siena aufbewahrten Skizzenbuches von Giul.
da San Gallo. Im Zusammenhalt mit den von A. Jahn in den Jahrbüchern
für Kunstwissenschaft (V p. 172 ff.) gegebenen Notizen übei’ die eigenen und
fremden Entwürfen und Bauten aus der Zeit des Meisters gewidmeten übrigen
Blätter des kostbaren Heftes ist uns eine, wenn auch nur flüchtig andeutende
Uebersicht seines Gesammtinhaltes gegeben.
Den Mitgliedern derselben Künstlerfamilie ist eine Studie H. v. Gey-
müller’s (Documents inedits sur les manuscrits et les oeuvres
d’architecture de la famille des San Gallo, ainsi que sur plusieurs
monuments de l’Italie) im gleichen Bande der Memoires gewidmet. Der
Verfasser weist darin zunächst nach, dass das ehemals in Gasa Gaddi zu Florenz,
heute in seinem eigenen Besitz befindliche Skizzenbuch, das bisher nach dem
Vorgang Carlo Pini’s Giuliano da San Gallo und dessen Sohn Francesco zu-
geschrieben wurde, vielmehr dem älteren Antonio und dessen eben genanntem
Neffen angehört. Nicht nur der genaue Vergleich der Beischriften auf ein-
zelnen seiner Blätter mit unzweifelhaften Autographen Antonio’s führt zu dieser
Attribution; das Skizzenbuch enthält überdies neben zweifellosen Werken des
Genannten kein einziges seines älteren Bruders Giuliano. Unter jene gehören
etwa 30 Blätter mit Skizzen für die erst zwei Jahre nach des letzteren Tode
begonnene Madonna di S. Biagio zu Montepulciano, zwei Pläne für die ur-
kundlich 1492—95 — also während der Zeit, wo Giuliano in Frankreich
weilte — von ihm ausgeführten Befestigungsarbeiten am Castell S. Angelo,
und zwei Entwürfe für die Consolidirung der Kuppelpfeiler der Kirche zu Loreto
(eine Arbeit, die erst nach 1509 von seinem Neffen Antonio d. J. nach Plänen
Bramante’s ausgeführt wurde). Ausserdem enthalten die 148 Blätter des
Skizzenbuchs (wovon etwa ein Dutzend leer geblieben sind) neben zwei Zeich-
nungen nach antiken Bauwerken (Plan der Constantinsbasilika und Darstellung
eines jonischen Gapitells) und zwei Blättern, die werthvolle Aufschlüsse über
die Anordnung der Innenarchitektur von S. Costanza zu Rom und ihren nicht
mehr vorhandenen Mosaikschmuck gewähren, Studien zu mehreren Central- und
Langbauten, die nicht näher zu identificiren sind, .Befestigungsentwürfe, figür-
liche Zeichnungen, und vier Entwürfe zu Palastbauten, wovon zwei offenbar für die
Villa Madama bestimmt sind. So tritt denn auch Antonio da San Gallo d. Ae.
neben seinen drei Neffen (Antonio, Francesco und Battista, il Gobbo) in die
Reihe der Mitarbeiter Raphael’s an dieser seiner architektonischen Hauptschöpfung.
 
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