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Repertorium für Kunstwissenschaft — 9.1886

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Neuwirth, Josef: Italienische Bilderhandschriften in österreichischen Klosterbibliotheken
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https://doi.org/10.11588/diglit.66023#0472

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Dr. Joseph Neuwirth:

liehen Tradition Veronas lebte, verweisen die Herstellung dieses Brevieres sicher
nach Italien. Ob dasselbe für Sacro Speco selbst angefertigt wurde, kann sich
vielleicht durch das Wappen auf Fol. 21a eruiren lassen19); die etwas monotone
Behandlung des sonst anmuthenden Rahmens zeigt einige Verwandtschaft mit dem
Miniator Liberale da Verona.
Dem Orte der Entstehung nach lässt sich wohl auch das »Breviarium mo-
nasticum congregationis sanctae Justinae« bestimmen, das sich heute, 563 Pergament-
blätter 15 9 cm X 11.3 cm zählend, in dem Codex Nr. 746a der Admonter Stifts-
bibliothek befindet. Auf Fol. 8 a »Incipit psalterium monasticum secundum morem
monachorum congregationis sancte iustine de padua ordinis sanctissimi patris nostri
Benedicti de nursia.« In dem 2.7 cm X 3 cm B desselben Blattes erscheint wieder
der zu den Wolken aufblickende, gekrönte David, welcher sein Saiteninstrument
auf dem Schoosse hält. Der wie auf Fol. 72 a sehr geschmackvoll mit Blumen
decorirte Rahmen enthält in der Mitte der rechten Seitenleiste ein Medaillon mit
dem Brustbilde des Propheten »Geremia«, der einen blauen Mantel und eine weisse,
turbanähnliche Kopfbedeckung trägt und ein Spruchband hält, dessen nicht lesbare
Worte sich entsprechend der unten eingestellten Verkündigung Mariä auf Jer. 31, 22
beziehen mögen. Die letzterwähnte Scene füllt die untere Rahmenleiste. Neben
niedrigem Strauchwerk beugt Gabriel, den Lilienstengel in der Rechten haltend,
das Knie vor Maria, die in einer Säulenhalle neben einem Pulte kniet und die
Hände faltet. Von der Linken des aus den Wolken hervorblickenden Gott Vaters
gehen Strahlen aus, auf welchen die Taube gegen die hl. Jungfrau hinabgleitet.
Mit Fol. 88 a »Incipit breuiarium monasticum secundum consuetudinem monachorum
congregationis de obseruantia sancte iustine seu unitatis ordinis sanctissimi patris
nostri benedicti et sororis scolastice.« In der Mitte der rechten Seitenleiste kniet
vor Maria mit dem Kinde eine Nonne in schwarzem Habit, die wohl als hl. Scho-
lastica zu deuten ist, während das Medaillon der unteren Leiste den hl. Hieronymus
zeigt; derselbe betet neben dem Löwen-vor dem Crucifixe, hält einen Rosenkranz
in der Linken und eine Sanduhr in der Rechten, und wird durch den hinter ihm
liegenden Cardinaishut sichergestellt. Der Heilige, welcher in der Mitte von Fol. 88a
ein Schwert in der Rechten und ein Buch in der Linken trägt, ist auf den heil.
Paulus zu beziehen.
Das rothe 1.7 cm X 1.8 cm 0 auf Fo]. 121 b umschliesst den in rothe Dal-
matica gekleideten hl. Stephan mit Buch und Palme in den Händen und dem die
Schädeldecke zertrümmernden Steine auf dem Kopfe, indess derselbe Buchstabe auf
Fol. 125 b die Hinmordung der »unschuldigen Kinder« durch einen Henker zeigt,
der das mit der Linken emporgehaltene Kind mit dem Schwerte zertheilt, und auf
Fol. 277 b eine Monstranz umgibt.
Fol. 343 a erscheint in dem 2.6 cm X 2.7 cm rosafarbenen D der hl. Satur-

19) Die Thatsache, dass verschiedene Klosterbibliotheken Breviere besitzen,
die per circulum anni secundum consuetudinem eines bestimmten Klosters angelegt,
für letzteres zunächst bestimmt und manchmal auch in demselben angefertigt wur-
den, lässt es zu, sofort vor allem an Sacro Speco zu denken. Besitzt doch z. B. die
Stiftsbibliothek von St. Florian im Codex XI. 398 ein Brevier, nach der Einzeich-
nung auf Fol. 157 a »Scriptum est hoc breviarium anno domini 1512«, welches per
circulum anni secundum ordinem et modum ecclesie sancti floriani martiris ein-
gerichtet und nach dem auf Fol. 94 b angegebenen Officium s. Floriani wohl in
St. Florian selbst geschrieben ist.
 
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