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Repertorium für Kunstwissenschaft — 9.1886

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Berichte und Mittheilungen aus Sammlungen und Museen, über staatliche Kunstpflege und Restaurationen, neue Funde
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https://doi.org/10.11588/diglit.66023#0526

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462

Berichte und Mittheilungen aus Sammlungen und Museen,

Aus ursprünglich ganz durchsichtigem Glase ist die grosse Masse der
Gefässe geformt gewesen. Die an sich sehr interessanten, durch Zeit, Boden
und Nässe hervorgerufenen Irisationen gehören nicht in die Kunstgeschichte,
so werthvolle Zufälligkeiten sie für den Kunsthandel bieten mögen. Nur hier
soviel, dass die Gläser in Sandboden und auf trockenen Höhen gelegenen
Gräbern wenig oder gar nicht irisiren, dass sie ferner aber auch in der
fettesten Erde, nahe am Meere, absolut nicht dem Irisationsprocesse unterliegen,
wenn sie in fest verschlossenen Gräbern von Erde unbedeckt blieben.
Die Sammlung des Gyprus-Museums belegt durch zahlreiche Beispiele,
wie weit damals die vollkommene Reinigung des Glases und die bis in’s
denkbar feinste Ausblasung der Glaswandung gediehen war. Wir besitzen
Gläser von minimalem Gewicht, dünn wie Papier, durchsichtig wie der reinste
Krystall. In dieser Art sind besonders kleine Becher gearbeitet, oft mit viel-
fach gefältelten oder gerieften Wänden oder mit Eindrücken versehen. Auch
von starken grösseren, ausserordentlich festen runden Glasflaschen in Ballon-
form hat das Museum lehrreiche Beispiele.
Unter den sehr dicken Gläsern von mehr grüner Farbe ist die Form
eines kleinen Napfes mit sternförmig angeordneten Rillen hervorzuheben.
Die gemeinsten oft zu Hunderten einem Grabe beigegebenen Gläser sind
grössere Salbgefässe (nicht Lacrimatorien) in Form von Leuchtern und
kleinere in Form von geschlossenen Gylindern, unten etwas ausgebaucht20).
Auch an grösseren Glastellern und Glasschüsseln ist kein Mangel, ob-
wohl diese an ganz bestimmte Localitäten gebunden zu sein scheinen. Ueber-
haupt spricht der Umstand, dass neben dem Auftreten durch die ganze Insel
verbreiteter Glasgefässformen andere auftreten, die an gewisse Localitäten aus-
schliesslich gebunden sind, ferner dafür, dass, wie oben erwähnt, eine Glas-
fabrication auf der Insel selbst stattfand.
Das Thal Soliäs bei den Dörfern Katidata-Linn-Kuraku lieferte
viele grosse Glasteller. Erwähnenswerth ist ein gelbgefärbter des Museums.
Ein kleiner, ausserordentlich präcis gearbeiteter Glasteller von Rosafarbe
gelangte in Privatbesitz.
Von Gläsern mit Reliefdarstellungen grub ich ebenfalls bereits eine
stattliche Reihe aus. Leider besitzt das Cyprus-Museum nur eins, das noch
dazu zerbrach. Ein kleines Fläschchen ist durch 6 Kanten in 6 Felder ge-
theilt. Auf jedem dieser Felder ist en miniature in Relief ein Gefäss darge-
stellt, einige offene mit Früchten gefüllt gedacht. Von diesem Typus grub ich
vier bei Kurion aus. Eins davon war künstlich gelb gefärbt.
Ein Becher aus sehr dickem Glas mit vertical gestellten Fächern in
Relief wanderte in Privatbesitz.
Ebenso das Beste bisher von mir unter den Reliefgläsern gefundene. Ein
Glasbecher, an dem sich vom Boden zum Rande in gleichmässigen Abständen
vier grosse arabeskenartige stilisirte Zweige mit Blätter und Blüthen hinaufziehen.

20) Eines der grösseren leuchterförmigen Glassalbgefässe wurde noch mit
eingetrocknetem Oel oder Salbe vorgefunden.
 
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