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Repertorium für Kunstwissenschaft — 9.1886

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Berichte und Mittheilungen aus Sammlungen und Museen, über staatliche Kunstpflege und Restaurationen, neue Funde
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https://doi.org/10.11588/diglit.66023#0527

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über staatliche Kunstpflege und Restaurationen, neue Funde.

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Das intacte Stück, noch dazu von herrlicher Irisation wie grün schil-
lerndes Silber ist im Besitz Sir Robert Biddulph’s, beim Dorfe Linn, Thal
Soliäs, gefunden.
Diese Art Reliefgläser, wie hier beschrieben, sind in Formen gepresst.
In Gräbern bei Kurion fand ich drei, welche in dieselbe Form gepresst waren.
Im British Museum befindet sich ein viertes Glas mit der Fundortsangabe
Sidon und dabei ein Fragezeichen, unter Benutzung derselben Form herge-
stellt. Es dürfte wohl sicher von Cypern stammen.
Die Beschreibungen der Handmalereien auf Glas habe ich mir
für zuletzt aufgespart.
Selbige sind für die Kunstgeschichte und unsere Kenntniss der Glas-
fabrication im Alterthume wegen ihres bisher so selten beobachteten Vor-
kommens ausserordentlich wichtig.
Dr. Tischler (Königsberg), einer der besten Kenner antiken Glases,
hat mir in einem längeren Briefe über antikes Glas die wenigen Exemplare
antiker Glashandmalerei aufgezählt, die bis jetzt bekannt sind. Sie liessen
sich bisher an den Fingern abzählen.
Nicht etwa, dass die Malereien auf Glas aus römischer Zeit (sicher als
älter nachweisbar ist mir kein hierher gehöriges Stück bekannt) so ausser-
ordentlich selten auf Cypern wären. Die Art der unsoliden Technik und die
vielen Zufälligkeiten, welche eine vollkommene Zerstörung der Malereien herbei-
führen müssen, haben es mit sich gebracht, dass wir nicht Hunderte von be-
malten Gläsern von Cypern allein besitzen.
Die Malereien sind sämmtlich auf runden Glasdeckeln ausgeführt, welche
zum Verschluss kleiner fassen- oder becherförmiger Gefässe dienten. Sie ge-
hörten zum Luxus und zur Verschönerung des Haus- und Toilettegeräths. Die
Glasdeckel sind von einfacher kreisrunder, flacher (in engen Grenzen in der
Grösse schwankenden) Form, auf der einen Seite in der Mitte wenig ein-, auf
der anderen dem entsprechend wenig hinausgedrückt, an der Peripherie sind
sie etwas stärker eingebogen und ganz am Rande mit einer rillenartigen Kante
versehen, wodurch sie besser auf den Pomadetöpfchen liegen.
Die Farben sind nach dem Brennen des Glases unsolid auf der Deckel-
unterseite mit einem vermittelst Wasser angerührten Klebstoff aufgetragen und
so, dass sie auf der Oberseite durchscheinen. Nur auf dieser Seite kann man
das Bild geniessen, während man auf der anderen nichts als Farbenkleckse
und Striche wahrnimmt.
Der Maler entwarf mit einem Pinsel zuerst die Conture mit schwarzer
Deckfarbe und colorirte dann die trocken gewordenen schwarzen Umriss-
zeichnungen mit bunten Deckfarben. — In allen solchen Bodenarten, welche
eine Irisation des Glases beförderten, mussten nothgedrungen die Malereien
verschwinden. Wurde die Irisation, die auf der chemischen Umsetzung der
Glasoberfläche und der Loslösung blattförmiger Schichten beruht, eine voll-
ständige, musste nothgedrungen auch die Malerei ganz verschwinden.
In anderen Fällen, wenn die Malerei theilweise oder ganz erhalten war,
wurde sie durch den Unverstand des Ausgräbers (bis ich die Leitung der Aus-
 
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