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Repertorium für Kunstwissenschaft — 9.1886

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Berichte und Mittheilungen aus Sammlungen und Museen, über staatliche Kunstpflege und Restaurationen, neue Funde
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https://doi.org/10.11588/diglit.66023#0528

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Berichte und Mittheilungen aus Sammlungen und Museen,

grabungen auf Cypern übernahm, gab’s ja keine ordentliche Aufsicht) beim
sogenannten Reinigen und Entfernen der Bodenpartikelchen mit dem Messer
entfernt. Oder endlich verschwand die Malerei beim sogenannten sorgfältigen
Einpacken mit Baumwolle, indem letztere direct gegen die Malerei drückte.
Ich lasse nie einen Ausgräber irgendwelchen Glasdeckel selbst reinigen,
geschweige einpacken, bis die Abwesenheit von Farbspuren constatirt war.
So sind durch Unverstand und Nachlässigkeit in den Ausgrabungen von
Williamson & Go. eine Reihe solcher antiker Handmalereien für immer
zerstört worden.
Leider besitzt das Museum nur ein einziges, aber ganz vorzüglich er-
haltenes und höchst seltenes und ausserdem ein zweites sehr schlecht erhaltenes
Stück. Das ganze Rund des Glasdeckels wird von einem grossen, fast en face
gestellten jugendlichen sympathischen Apollo- oder Bacchuskopf ausgefüllt, der
mit kräftigen Gonturstrichen trefflich skizzirt ist. Ein Kranz liegt in dem üppig
lockig das Gesicht umrahmenden Haar. Das Fleisch ist dann mit warmer
gelblich-röthlich-weisser Deckfarbe colorirt, der Kranz grün und der Hinter-
grund zinnoberroth ausgefüllt.
Alle übrigen Funde (sechs sehr wichtige Stücke sind jetzt im Besitz von
Lady Brassey, zwei wanderten nach Paris, eins nach Deutschland und
drei andere ich weiss nicht wohin), sämmtlich (wie die zwei des Museums) in
einer Nekropole bei Kurion gefunden, sind dem Insel-Museum entgangen.
Hätte dagegen ein Museum, wie es sein soll, mit den nöthigen Fonds existirt,
und hätte man die bei den Theilungen auf die Privatunternehmer fallenden
Stücke von der Museumsdirection zurückgekauft, so besässe das »Gyprus-
Museum« heute die werthvollste Sammlung antiker Malereien auf
Glas in der Welt. Haben ja bis heute die drei grössten Museen der Welt,
London, Paris, Berlin, nicht ein Stück davon. So kann sich Lady Brassey
rühmen, die bedeutendste Sammlung antiker Glashandmalereien zu besitzen.
Diese Dame hat den Theil, das Drittel des Museums, also von sechs — zwei
Glashandmalereien, mit allen übrigen Alterthümern des dem Museum zukom-
menden Drittels für 20 L. erworben (darunter noch ein prächtig irisirendes
Glas mit Reliefdarstellungen und viele andere interessante Gegenstände) sic! —
Die sechs Gläser der Lady Brassey zeigen folgende Darstellungen: zwei-
mal die nackte Venus in der Stellung der mediceischen. — Blumen und
Blätter sind am Rande zur Raumausfüllung angebracht. Sehr flüchtige Skizzen ;
der vorgestellte Fuss ist auf der einen nur als Masse angegeben.
In Alex. P. di Gesnola’s »Salaminia« ist ein ähnlicher Glasdeckel in
Originalgrösse pag. 173, Fig. 150 abgebildet. Doch fürchte ich, ist die Zeich-
nung viel besser ausgeführt, als das Original, welches abgebildet werden sollte.
Drei Glasdeckel stellen je einen Bacchusknaben mit Weintrauben in
verschiedenen Stellungen dar. Auf dem einen Deckel steht der Bacchusknabe,
mit dem Kopf drei viertel Profil (sehr glücklich in der Verkürzung conturirt),
und dem entsprechend der Körper. Auf dem vierten und fünften Deckel steht
der Knabe en face da und hält in den beiden ausgestreckten Armen je eine
riesige Weintraube empor, wodurch glücklich das Kreisrund ausgefüllt wird.
 
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