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Reuleaux, Franz
Briefe aus Philadelphia — Braunschweig, 1877

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https://doi.org/10.11588/diglit.1365#0079
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Achter Brief. 69
wahrhaft vorzüglich durchgeführt ist und ganz ungetheilte
Anerkennung gefunden hat. Das Interesse für dieselbe ist,
man möchte sagen, immer noch im Zunehmen begrisfen.
Dass wir in den modernen Wollenstofsen den Englän-
dern den Vorrang gelassen haben, was einst nicht der Fall
war, zeigt sich auch auf der Ausstellung. Ich sage auch,
denn dass wir selbst dieses Urtheil fällen, beweisen wir da-
durch, dass wir für die feineren Herrenanzüge fast nichts
als englisches Zeug kaufen und tragen. Unseren Tuchfabri-
kanten ist es schwerer und schwerer geworden, nachdem
die Mode die schwarzen Stofse mehr zurückgedrängt hat,
die englische Invasion von sogenannten Phantasiestosfen zu
bekämpfen. Unsere Schneider wissen davon zu erzählen.
Ungern verzichte ich wegen Zeitmangels darauf, auf
die Möbeltischlerei näher einzugehen. England hat in ihr
das Vorzüglichste vorgebracht und namentlich eine Ver-
schwisterung von Schreiner- und Schlosserkunst mit Weberei
und Töpferei herbeizuführen gewusst, welche den schönsten
Eindruck hervorruft. Rühmend ist namentlich an England
hervorzuheben, dass es bei dem geschnitzten Möbel die
Schlossereizuthaten so vortresflich, so genau, so stilistisch her-
gestellt hat, entgegen unserer Möbeltischlerei, bei welcher
das Metallwerk meistens aufs schwerste vernachlässigt ist.
Vergeblich sucht Amerika England den Rang streitig zu
machen, obwohl es bedeutende Leistungen aufzuweisen hat.
Im Kleinmöbel oder Kabinetwerk hat Frankreich Reizendes
ausgestellt; Italien hat sich wieder, wie in Wien, durch Holz-
bildhauerei hervorgethan. Unsere eigene Betheiligung ist
klein, doch bietet sie immerhin mehreres Gute.
Andere Industrien zu übergehen gezwungen, wende ich
mich schliesslich noch zum Buchgewerbe. Denn es wird
wichtig und nothwendig sein, uns klar zu werden, weshalb
 
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