Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Towarzystwo Naukowe <Lublin> / Wydział Historyczno-Filologiczny [Hrsg.]
Roczniki Humanistyczne — 20.1972

DOI Artikel:
Kozlowski, Rudolf: Historia obrazu jasnogórskiego w świetle badań technologicznych i artystyczno-formalnych
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.36968#0088
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
50

RUDOLF KOZŁOWSKI

und hiermit auch der ofoen erwahnten Suggestion nieht widersprechen. Was diese
charakteristischen egyptisch-hellenistisehen Reminiszenzen, die auf dem Antlitz
der Madonna auftreten, wie es bereits der Verfasser in einem Referat erorterte,
das er in der Akademie der Wissenschaften am 13 Juni 1952' vorgetragen hat,
so leiten sich diese aus alten Vorbildern ab, die die Inspirationsąuelle der
altchristlichen wie auch friihbyzantinischen Malerei waren. Eine ziemlich bedeu-
tende Anzahl von Mumienportrats aus dem I, II. u. III. Jh. weist diese eigentiim-
lich symmetrisehe Belichtung der Augen auf, die nieht mit der etwas seitlichen
Beleuchtung des ganzen Antlitze iibereinstimmt. Dieses gab den Mumien einen
spezifisch, suggestiv lebendigen Ausdruck der Augen, die direkt auf den Beschauer
gerichtet waren. Auf byzantinischen Ikonen mit Darstellungen von Heiligen wie
auch Madonnenbildnissen vom Hodegetria Typus aus dem VI—VII Jh. zeichnen
sich auf verschiedene Weise die Reminiszenzen der vergangenen, illlusionistisehen
Kunst ab. Bemerkenswert ist, dass mittelalterliche ,byzantinische wie auch ita-
lienische Bilder diese charakteristischen Merkmale nieht mehr aufweisen. Die
Blicklichter auf beiden Augen sind auf derselben Seite aufgesetzt und die Augen
selbst sind fast immer, besonders auf mittelalterlich byzantinischen Bildern
seitwarts und nieht direkt auf den Beschauer gerichtet.
Das ursprungliche Bild der Madonna von Częstochowa (vom Hodegetria Typus,
wovon die Situierung des plastischen Nimbus spricht), von naher nieht prazisier-
tem, fruhbyzantinischem, bezw. spataltchristlichem Charakter, musste ahnliche
Merkmale aufgewiesen haben. Sogar Długosz gibt folgende Beschreibung des
Antlitzes der Madonna: ,,Es zeugt von iiberaus delikatem Gesichtsausdruck von
welcher Seite man es auch anschauen wurde” und weiter zitiert er: „Den Be-
schauer durchdringt das Gefiihl besonderer Frómmigkeit ais wenn man auf eine
Lebende schauen wurde”. Gewiss, wenn es eine byzantinische, mittelalterliche
Ikonę ware, dann konnte der zur Seite gerichtete Bliok den Beschauer nieht
durchdringen. Die ausgezeichneten und einflihlsamen Maler aus dem XV Jh.,
indem sie dieses Bild ganz von neuem malten, wiederholten, wie wir ersehen
konnen, dessen ganzen Scharm wie auch dessen faszinierende Augen. Die Tem-
peramalweise gestattete nieht eine treue Wiederholung der fur die Enkaustik ty-
pischen breit aufgetragenen Augenlichter, da man mit einem gotischen scharfge-
spitzten Pinselchen unr dlinne, hich scharf abzeichnende kleine gebogene Striche
malen konnte. Deshalb yerstarkte man die Augenlichter durch den Auftrag dop-
pelter Striche. In jener Zeit existierte nieht das Problem einer genauen Kopie,
und trotz der Ubertragung dieses Bildes in eine andere Technik, dank dem
grossen Einfiihlungsvermbgen dieser Maler, beibt uns dieser einzige, bescheidene
Bericht tiber die Beschaffenheit des ursprunglichen Bildes erhalten.
Die gegenwartige Malerei zeigt ausser der eigenen Invention der Kiinstler
des XV Jh., ebenfalls einige bereits erwahnte maltechnische Merkmale, wobei
es nieht ausgeschlossen scheint, dass diese Ornamente auf den Gewandern der
Figuren vor der Beschadigung des Bildes im XIV Jh. ubermalt worden sein kon-
nten, und spater wiederholt wurden. Dieses wundersame Bild ist nieht typisch
fur das XV Jh., und das war auch der Grund zahlreicher, irntumliicher Zuschrei-
bungen vom Standpunkt der Kunstgeschichte. Eine weitere Irrefiihrung der
Wissenschaftler war eine Veroffentlichung aus dem Jahre 1927 von St. Tur-
czyński und J. Rutkowski, in Verbindung mit der Restaurierung dieses Bildes,
in der Informationen enthalten sind, die mit dem Tatsachenbestand nieht tiberein-
stimmen.

Ubersetzt von Franciszek Buhl
 
Annotationen