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i7o
Eintreten kn der prachtvollen Rüstung mit den hoch-
schwingenden Federn imponirt, und Zieht aller Augen
auf ihn. Seine Deklamation zeigt volles Studium
seines Karakters, seine Diktion ist deutlich und ange-
nehm. Nur in den Selbstgesprächen und
bei dem Hinaufsteigen aufs Fenster war sein Ton
wohl etwas zu laut; seine Wächter sind ihm zu
nahe, und noch dazu hier nicht in der, eigentlich noch-
wendigen Hizze, des Würfelspiels. — Hr. Beck ist zu
sehr denkender und erfahrner Künstler, als daß er so
eine kleine Anmerkung verachten könnte. — Weit unter
lhm stand Hr. Meyer, als Marggraf Friedrich — eS
mangelte ihm Anstand und Würde; sein Anzug, seine
Figur entsprachen nicht dem Karakter, den er darstellen
sollte; er deklamirte blvs, und auch dies bisweilen un-
richtig. So accentuirte er z. B. die Stelle: da hät-
test du deine Rüstung besser zu Hause gelassen; an
statt, daß der Accent auf das zu Hau se ruhen sollte;
auch sagte er: daß er den Waldbruder — den ver-
kappten Ludwig — prüfen wolle, viel zu laut. Lud-
wig mußte das hören, und Hr. Mayer hätte darum
bei dieser Stelle seinem Kanzler naher treten sollen, so
wie es Hr. Island that, als er Ludwigen noch etwas
zuflüsterte. Hr. Walte r, der die ganz untergeordnete
Rolle seines Vetters Ludwig hatte, zog fast die Auf-
merksamkeit mehr auf sich hin, als der Margraf.
Hr. Ifland gab seinem alten Förster all das Biedre
und Treuherzige, das indem Karakter jenes Jahrhun-
derts liege, und so zeichnete auchHr.Müller seinen
boshaften Kanzler; er war passend, und ächt altdeutsch
gekleidet. DieLestamentsszene zwischen Hrn. Beck und
 
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