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Theater und andere schöne Künste.

Zehntes Stück.

Was wirkt das Publikum auf den Schauspieler?
Gewöhnlich übertreibt das Publikum seine Forde»
rungen an den Schauspieler, und verlangt von ihm
immer nur Meisterwerke zu sehen. Selbst dem
Vater Homer verzeiht man es, wenn ihn bisweilen
ein kleiner Schlummer befällt; aber der Schauspieler
soll stets bei gleicher Laune seyn, in gleicher Begeiste-
rung; und doch kann der Dichter, und gewöhnlich
auch der Maler, Bildhauer, rc. den Besuch der neun
himmlischen Schwestern mit Muße abwarten, und
braucht die Feder, den Pinsel oder Meisel, nicht eher
zu ergreifen, bis es ihm sein Genius gebietet; dahin-
gegen der Schauspieler, wenn dis Stunde schlägt, oft
invita Niner-va, die Bühne besteigen, und eine Rolle
geben muß, die bisweilen mit seiner in diesem Augen-
dlikke herrschenden Gemüthsstimmnng gar sonderbar
kontrastirt. Selten ist das Publikum billig oder auch
nur gerecht gegen den Schauspieler; noch seltner trägt
es von seiner Seite dazu bei, jenem auf seinem
Wege die Hand zu bieten. Es ist unleug-
bar, daß, wie der Schauspieler auf das Publikum, so
auch dieses hinwieder auf jenen wirkt, und daß das
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