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Verband der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein [Hrsg.]
Die Rheinlande: Vierteljahrsschr. d. Verbandes der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein — 28.1918

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Heft 1/2
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Schäfer, Lisbeth: Die "Jugend" aus den Ländern am Rhein
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https://doi.org/10.11588/diglit.26488#0011

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Paul Krah. Abb. 1. Wildesel.

Die „Jugend" aus den Ländem am Rhein

en „gegen den Geschmack des Publikums ringen-
den Begabungen" will der Verband der Kunst-
sreunde in den Ländern am Rhein einen Rück-
halt geben. Wer ven diesem Anspruch ausgeht und in
ihm die vornehmfie Aufgabe sieht, die sich der Kunst-
freund stellen kann, weil sie ihm ermöglicht,seine Freund-
schaft in den Dank an die Kunst umzusetzen, muß die
Ausstellung in Köln, die im Heim des Kölnischen Kunst-
vereins einige Wochen vor Weihnachten zu sehen war,
als wohlgeratene Probe auf diese Aufgabe ansehen. Auf
den ersten Blick gar nicht „stürmend" und bis auf ein
oder zwei Stücke ganz frei von den artistischen Erperimen-
ten, die eigentlich nie in eine Kunstaus^ellung gehören,
weil sie nur den Fachmann oder den Raritätensammler
angehen, sahen wir hier einige Säle mit Bildern und
ein paar Skulpturen, die uns die „Jugend" aus dem
Verbandsgebiet in den Ländern am Rhein in einem
prächtig anzusehenden Kampf gegen den Geschmack des
Publikums zeigt. Freilich ist unter dieser „Jugend"
mancher, der schon sehr lange diesen schweren Kampf
„gegen den Geschmack des Publikums" kämpft, ohne
viel mehr als den Trost zu erleben, daß es eben diese
Jugend ist, dieses noch in-Bewegung-, im-Fluß-sein, die
ihn hindern in der Geltung beim Publikum, das selten
genug mehr zu sehen imstande ist als den bekannten
Namen oder den Vorwurf und die Technik, die seine
Augen gewöhnt sind. Wobei es völlig vergißt, wieviel


es auch in dieser Hinsicht schon gelernt hat, und daß
ihm einst Trübner, Uhde und Thoma das gleiche Un-
behagen ja Entsetzen verursachten, wie hier ein Bab-
berger, Greferath oder Eberz.

Die beiden Säle mit Babbergers und Greferaths Bil-
dern mußten zunächst auffallen durch die gleiche Starke
des künstlerischen Eindrucks, die beide Maler trotz der
ganzlichen Verschiedenheit ihrer Mittel erreichten. Die
Neigung zu einem Vergleich zwischen beiden mag noch
andere Gründe haben als die räumliche Nachbarschaft
in dieser Ausstellung. Können sie doch gerade als Bei-
spiel dafür gelten, wie unabhängig die Wirkung eines
Kunstwerks bleibt vor derWahldes Mittels. Entscheidend
bleibt immer die Gestalt, in der die Jdee des Bildes aus-
gedrückt ist und wie weit es dem Künstler gelang, beides
einander zu nähern. Das Mittel ist Zufall, d. h. Ergebnis
der persönlichen Anlage, Neigung, oft auch Schule, und
kann als solches von einem Meister an die Hand gegeben
werden; Beispiel ist Liebermann, dessen Mittel zwar vor
seinen hollandischen Meistern entnommen sind, der aber
in seinen späteren Bildern unabhängig davon einen
eigenen Ausdruck fand. Das Mittel aber wiederum be-
dingt die Gestalt und ist als solches nicht Nebenerscheinung,
sondern im Kreis des künstlerischen Schaffens feste Be-
dingung und damit für den Künstler von großer Be-
deutung. Die dem Laicn so oft unbegreifliche Neigung
mancher Künstler, das einmal gewählte Mittel zu

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