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Verband der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein [Hrsg.]
Die Rheinlande: Vierteljahrsschr. d. Verbandes der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein — 28.1918

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Heft 1/2
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Schäfer, Lisbeth: Die "Jugend" aus den Ländern am Rhein
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https://doi.org/10.11588/diglit.26488#0012

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A. Babberger. Abb. 2. Suldbach.

wechseln, d. h. im weiteren Sinne die Technik oder die
Methode zu ändern und die einmal erworbenen Namen
und den Marktwert danüt aufs Spiel zu setzen, ist iinmer
dahin zu erklären, daß der Künstler sein Mittel noch
nicht gefunden hat.

Ein treffendes Beispiel dafür ist Trübner, der lange
Aeit gegen den Geschmack des Publikums zu kämpfen
hatte, weil er seine erste und vom Publikum anerkannte
Technik verließ und das Mittel wechselte, eben weil die
aus der Schule von Courbet und Leibl übernommenen
Mittel nicht vollkommen vermochten, seine Jdee vom
Bild zu verwirklichen. Kann das Mittel so zum Schicksal
eines Künstlers werden — Marses ist einer von denen,
die ihr Leben lang mit dem Mittel kämpften — so darf
es für den Laien, für den Kunstfreund nie bestimmend
sein, wenn er den Kunstwert einer Schöpfung beurteilt.

Babberger und Greferath also abzulehnen, weil das
Mittel unpassend, nicht herkömmlich scheint, heißt die
Grenze der Kritik überschreiten in das Gebiet, wo der
Künstler allein zu bestimmen hat. Beide Künstler er-
reichen nämlich das Iiel, die Jdee in Gestalt umgesetzt
zu haben, in ihren besten Leistungen durchaus, beide zwar
mit ganz verschiedenen Mitteln, da sie beide von ganz
anderer Grundlage des Gemüts ausgehen. Babberger
steht vor dem Naturerlebnis anschauend, empfangend.

er läßt es in sich einziehen, wie Sonne in einen Raum
dringt und wirksam wird. Sorglich und behutsam ent-
wickelt er dann aus dem Erlebnis das Wesen der Er-
scheinung, jeden gewaltsamen Eingriff meidend kommt
er zuletzt zu der Fassung, die nur noch so viel von der
naturalistischen Erscheinung hat, als eben notwendig ist,
um der Jdee Gestalt zu geben. So entstehen diese
Bilder, die beinahe überlegen der Wildheit einer be-
wegten Bergwelt Herr geworden scheinen, ohne Kampf,
nur durch die ruhige Kraft der anschauenden, empfangen-
den Seele. Das „Stanserhorn", eine beinahe symmetrisch
aufgebaute Seelandschaft nüt dem großen einfachen Berg
dahinter, ist in Form und Farbe eine solche gebandigte
Natur, die, in wenigen Umrisscn und einer ganz eignen,
beinahe trocknen, eigentümlich durchscheinenden Farbe
den Glanz und die Herrlichkeit darstellt, in der die Berge
oft stehen, als wären sie aus Glas gezaubert. Die „Ober-
landberge" geben die ewigschöne Reihe der Jungfrau-
kette wieder wie einen Tanz von spukhaften Gestalten,
die durch einen Ruf gebannt für immer stillstehen, was
gegen die ganz streng stilisierten und sparsam ausgeführ-
ten Matten im Vordergrund gestellt noch stärker wirken
niüßte, wenn nicht die Mittelpartie der Vorberge eine
etwas zu schematische Anwendung des gleichen Mittels
der hier zur Arabeske werdenden Umrißlinie zeigten.

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