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Verband der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein [Editor]
Die Rheinlande: Vierteljahrsschr. d. Verbandes der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein — 28.1918

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Heft 1/2
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Schäfer, Lisbeth: Die "Jugend" aus den Ländern am Rhein
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https://doi.org/10.11588/diglit.26488#0013

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A. M. Babberger. Abb.3. Stilleben.

Gleichwohl ist diese Berglandschaft sicher viel naher
daran, der Dämonie der Naturkräfte im Hochgebirge
Gestalt zu geben, als alle Alpenbilder, die es bisher
gab. Wohl getönte klare Akkorde erklingen in dem
„Suldbachfall". Jm Braun und Blau, Weiß und Rosa,
selten in ein dann ganz blasses Gelb gehend gibt das
Bild die bald schäumend übersprühte, bald wie von
einem Glassturz überglänzte Steinwelt eines Berg-
baches wieder, die chaotisch zufällige,täglichsich wandelnde
Erscheinring in ein Maßwerk von schönen farbigen
Mchen ordnend, die aus dem Bild aufblühen wie die
Scheiben eines Kirchenfensters, so daß man betroffen
vor dem Aufall steht, es gerade hier in den Räumen
zu finden gegenüber dem Dom, darin die farbige Glut
der alten Fenster immer neu entzückt. Dies Bild ist also
vielleicht in einem Sinn Kunstgewerbe zu nennen, der,
ähnlich wie die Japaner, soweit stilisiert, daß der Natur-
eindruck nur noch als Akkord wiederkehrt und somit die
Jdee unabhängig macht vom Mittel, so daß man sich
ohne weiteres diesen „Suldbachfall" auch als Glasfenster
ausgeführt denken könnte oder als gestickten Teppich.
Da durch eine unbegreifliche Maßnahme der Verwaltung
drei andere Bilder von A. Babberger zu jener Aeit nicht
an ihrer Stelle hingen, so kann ich nichts sagen über die
Fähigkeit des Künstlers, nun die Harmonie der farbigen

Glut in einem Blumenstrauß zu der gleichen Schönheit
zu binden oder über seine Begabung vor dem Thema der
menschlichen Erscheinung. Ein Entwurf, eine Komposi-
tion von nackten Frauengestalten, zeigte allerdings, daß
der eigensinnig verfolgte Weg dieses Künstlers sicher weit
über das Tafelbild hinaus zur Monumentalmalerei
weist und daß seine bisher erarbeiteten Mittel dort erst
in ihre rechte Wirkung treten werden. Daß im gleichen
Saal einige sehr schöne Blumenstücke von seiner Frau
A. M. Babberger hingen, wird der nicht als cin Iu-
geständnis an die Gattin des Künstlers ansehen, der auf
dem größeren die schöne Qualität der Malerei zusammen
mit dem Geschmack der Farbigkeit von einer ganz anderen
Schule herkommen sieht, die zu durchaus eignen Er-
gebnissen führt; nicht impressionistisch gesehen hält sich
diese Blumenmalerei doch fern von einer Stilisierung,
die ihr leicht zu viel von dem weichen Reiz rauben würde,
den diese sanft glühenden Töne haben.

War es vielleicht nicht der Iufall, der beide zu Nach-
barn in dieser Ausstellung machte, so war die Absicht
sicher eine, die sich wohl bewußt war, daß Babberger
und Greferath einander nur steigern könnten. Babberger
als die beschauliche Natur, die das Erlebnis auffängt
und in sich wirken läßt, steht Greferath gegenüber, der
sein Gegenstück in jedem Sinn ist. Angreifend, bewegt

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