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Verband der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein [Editor]
Die Rheinlande: Vierteljahrsschr. d. Verbandes der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein — 28.1918

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Heft 1/2
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Schäfer, Lisbeth: Die "Jugend" aus den Ländern am Rhein
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https://doi.org/10.11588/diglit.26488#0014

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Johann Greferath. Abb. 4. Frühling.

und ungeduldig geht er auf den Natureindruck los, er
springt ihn sozusagen an, ar>f gut Glück, wie man einem
unbandigen Wesen zu Leibe geht, sich auf nichts ver-
lassend als auf sein Glück, sein Geschick, was dasselbe ist.
Er bändigt den Natureindruck, aber nicht durch Gelassen-
heit sucht er ihn zu bezwingen, er muß ihn im Kampf
bewältigen. Daraus ergibt sich für Greferath die völlig
andere Wahl des Vorwurfs. Die den dämonischen
Kräften in der Natur zugewandte Seele zieht ihn dahin,
wo die rauschhafte Fülle ihre Feste feiert in der Natur.
Die Schaumkrone eines rosablühenden Frühlingsbaumes
unter dem weißschimmernden Hinnnel, in den das Blau
wie ein voller Klang schwer hineintropft, die dunkel
beladene Fülle eines sommerlichen Krautgartens, die
lodernd flammende Buntheit einer dörflichen Straße
im Schmuck der farbigen Sträucher und Bäume will
sein Pinsel gestalten; stets bereit, alle Mittel seiner
wohlbesetzten Palette aufzuwenden, um auch noch die
letzte Schattierung, den feinsten flirrenden Refler fest-
zuhalten. Das Blütenbäumchen ist von den sechs Bildern
seiner Ausstellung das glücklichste, was Konzeption und
Ergebnis anbetrifft. Es ist eine so glückliche Wahl und
wiederum von dieser aus eine so glückliche Gestaltung,
daß eine reine Freude von dem Bilde ausgeht, das ganz
die Jdee des Blütenbaum gewordenen Frühlingswillens

der Erde gelöst hat. Der „Krautgarten" ist dagegen die
Sommersymphonie zu nennen. Die Üppigkeit der saft-
grünen Blätterfülle, die unter den Kronen der Bäume
sich ausbreiret, ist hier ausgedrückt durch eine Harmonie,
die unten im Bild hellgrün beginnend über Rot und
Violett zu Dunkelgrün und Gelb kommt, um über Blau-
grün sich ins Blauviolette zu steigern. Es ist die ganze
Schwere des verheißenden Sommers darin, der voll
Schwüle den Sturm des nahenden Gewitters ahnen
läßt, vielleicht alles noch ein wenig zu naturalistisch in
der Farbe, zu viel gestuft, um nicht zuerst doch zu be-
drangen mit der Fülle der Mittel, aber ein Bild, dessen
kühne Kraft zwingend ist. Die anderen Stücke, „Ring-
straße" und zwei Häusergruppen in Winterscheid, zeigen
einen Maler, der überraschend vielseitig beinahe ver-
wegen ist, man wünschte dieses Können vor große und
der leidenschaftlichen Seele des Künstlers lockende Auf-
gaben gestellt zu sehen, die ihm erlaubten, das fertige
Jnstrument seiner Mittel in allen Lagen anzuwenden,
um so mehr, als er auch als Bildnismaler von ebenso
entschlossener Hand ist.

Julius Bretz hieran anschließend nennen heißt darum
nicht, ihn vergleichen, obwohl er von beiden etwas hat.
Die wachsame, abwartende Art vor der Natur ähnlich
der Babbergers wird bei ihm zu einer fast weihevollen

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