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Verband der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein [Hrsg.]
Die Rheinlande: Vierteljahrsschr. d. Verbandes der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein — 28.1918

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Heft 1/2
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Schäfer, Lisbeth: Die "Jugend" aus den Ländern am Rhein
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https://doi.org/10.11588/diglit.26488#0016

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Rudolf Kuhn.

Abb. 7. Dor dcm Haus.

Vorsicht, die jegliches Pathos schon als störend empfindet
und fast scheu der jungen Grazie eben grünender Äkazien
oder Birken mit der Kraft einer malerischen rind zeich-
nerischen Fähigkeit beizukommen sucht, die ihr Bestes
leisten möchte in einer Bescheidung, die nur dem ge-
stattet ist, der sein „Mittel" unbedingt meistert. So be-
kommen diese dünnen Stämmchen auf dem kaum farbigen
Sandgrund eine Bedeutung, die aus dem Natnreindruck
ein Bild von religiösem Charakter macht. Die gleiche
Meisterschaft seiner Hand trägt das „Siebengebirgsdorf",
dessen klare, doch unsäglich fein getönte Farbigkeit wirkt
wie eine alte schöne Seide. Julius Bretz, der heute schon
siebenundvierzig Jahre alt ist, hat es immer noch schwer
in dem Kampf gegen den Geschmack des Publikums, weil
sein künstlerisches Wesen nicht einmal mit der Gefolg-
schaft einer Jugend zu rechnen hat, die sich aus Wider-
spruch sonst dem zuwendet, der andere Wege geht als
die oft betretenen. Da dieseIugend eben die Beherrscht-
heit, die den Künstler bestinnnt, so sparsam mit jeder
Betonung umzugehen, noch nicht verstehen kann, so ist
er auf die wenigen angewiesen, zu denen seine Bilder
aus dem Geiste heraus sprechen, aus dem sie geschaffen
sind, der am besten vielleicht mit Religiosität bezeichnet
ist, womit weder anf die Themen noch auf die Bestimmnng

der Bilder hingedeutet ist, sondern eine Gesinnung ge-
meint ist.

Aus dieser selben Gesinnung schafft auch ein anderer
Künstler, dessen Bild in dem Greferath-Saal hing.
W. Straubes „Fabrik" ist ein nicht sehr großes, aber sehr
glücklich gestaltetes Bild. Die blaugrünen und blaß-
gelben Töne der unnachsichtigen Helle einer modernen
Munitionswerkstätte mit den über ihre schwere Arbeit
gebeugten Frauengestalten darin machen daraus einen
Raum, dessen Weihe aus dieser Harmonie der Linien
und Farben zwingend iü; ohne durch eine Symbolik
zu fälschen, ist hier eine äußerst spröde Jdee zu ihrer
Gestalt gebunden.

Prof. Franz Wiethüchter, der mit zwei kleineren,
mehr skizzenhaften Bildern, „Christus und die Schächer"
heißt das eine, den Einfluß Hoelzels erkennen läßt,
hat nnt einem großen Bild, „Ziegen", eine Arbeit ge-
sandt, die als malerische Leistung von großer Schönheit
ist, man möchte fast sagen, es gelang ihm, die unendliche
rührende heimliche Schönheit, die Mutter und Kind
umstrahlt, in diesem Vorgang des an seiner Mutter
saugenden Aickleins durch die Farbe auszudrücken.
Nicht so unbedingt wie die eigentlichen Hoelzelschüler
den synthetischen Aufbau des Bildes betonend sucht hier

s
 
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