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Verband der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein [Hrsg.]
Die Rheinlande: Vierteljahrsschr. d. Verbandes der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein — 28.1918

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Heft 1/2
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Schäfer, Lisbeth: Die "Jugend" aus den Ländern am Rhein
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https://doi.org/10.11588/diglit.26488#0017

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M. Foell.

Abb. 8. MeerLburger Landschaft.

einer die Lehren einer Schule im eignen Sinn zu ver-
arbeiten, was ja schließlich der Sinn einer solchen
Schülerschaft sein sollte. Grete Willers, eine junge
Rheinländerin, deren „Sommerabend an der Amper"
ganz ohne die Absicht auf dekorative Wirkting sehr sauber
in dem reinen Gefühl für die Werte einer geordneten
Aufteilung von hell und dunkel dasteht, zeigte die Fähig-
keit, das Geheimnisvolle der individuellen Erscheinung
eines Hauses auszudrücken, ohne in die Karikatur so
manches Modernen abzuirren; allein durch die Anord-
nung der Linien und die Farbe bringt sie den Ausdruck
einer ernsten Melancholie in dieser Gruppe hervor. Jhr
„Dahlienstilleben" und das „Grüne Haus" sind zart
leuchtende Bilder, mit einem starken Bewußtsein für den
melodischen Klangwert der Farbe gemalt. Jhre Nach-
barin im Saal war die schon viel bekanntere Jda Gerhardi,
die außer einem großen, ganz hellen Herrenbildnis, dessen
Ahnlichkeit unverkcnnbar ist, noch zwei Bilder acis ihrer
PariserAeit ausstellte, die,unterdem Einfluß französischer
Schulung stehend, die glänzende Fähigkeit dieser Malerin
erweisen, den Sinneseindruck zu gestalten. Besonders
das „Pariser Boulevard-Cafs" hat eine erstaunliche Kraft
der Farbe und eine Kühnheit der Umrisse, die kaum mehr
etwas von der Hand einer Frau spüren läßt.

Nur zwei Frankfurter Künstler stelltcn aus: A. Solden-
hoff nnt einem etwas altfrankisch gestellten Blumenstück,
das geschmackvoll, wenn auch etwas lackig gemalt war,
ohne viel von den persönlichen Eigenschaften dieses
Künstlers zu verraten, und M. L. Battenberg, die ein
Stilleben, „Pfirsiche", zeigte, das, wie auch das andere
Bild, „Kakteenterrasse", die Schule von O. W. Roeder-
stein verrät und die Kultur des Geschniacks, den diese
Lehrmeistcrin zu vermitteln verniag.

Jn dem gleichen Sinn von einer Schule zu sprechen
wie bei Adolf Hoelzel geht bei Heinrich Altherr darum
nicht an, weil er nicht wie Hoelzel von denen aufgesucht
wird, welche die gesetzmäßig entwickelten Lehren eines
Handwerks, die sich auf Komposition, Farbe, Licht und
Schatten beziehen, von ihm zu erfahren wünschen; viel-
mehr wird Altherr nur diejenigen als Meister an sich
ziehen, die sich durch seine besondere Art, künstlerisch zu
gestalten, verwandt berührt finden und auf den gleichen
Wegen wie er zu eignen Ergebnissen zu kommen hoffen.
Dementsprechend wird seine Jüngerschaft nicht so groß
sein wie die Schülerzahl von Hoelzel, wie auch mancher
von diesen zu Altherr hinübergehen mag. Jn dieser
Ausstellung hob sich die Altherrgruppe ziemlich deutlich
ab. Gottfried Graf z. B., obwohl scheinbar von Hoelzel

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