Josef Alfons Wirth.
Adler (Rötelzeichnung).
Josef Alfons Wirth.
n der Sommeschlacht, in den erbitterten Kämpsen
am Ancrebach, siel am 3. September 1916, wie
er seinen bedrängten Kameraden gegen die ein-
dringenden Engländer zu Hilse eilen wollte, von
einem Kopfschuß getrosfen, der feinsinnige Mensch und
hofsnungsvolle Künstler Joses Alsons Wirth. Sein
Heldentum und sein Ausopserungsmut, die er in den lang-
wierigen Kämpsen reichlich bewiesen hatte, wurden von
Führern und Kameraden anerkannt. Mit ihm ist der
deutschen Kunst ein bedeutendes Talent verloren ge-
gangen. Aus seiner vielverheißenden Entwicklung hat
der Tod ihn herausgerissen und damit die Entsaltung
seines großen Künstlertums verhindert.
1887 zu Mühlheim a. Donau geboren, kam Wirth mit
15 Jahren nach Stuttgart, um Lithograph zu werden.
Nach seinen Lehrjahren drangte es ihn zur sreien Kunst.
Er fand Ausnahme an der Kunstakademie aus Grund
seiner tüchtigen Tierstudien. Obwohl er ohne Mittel
und Unterstützung war, studierte er in jugendlicher
Fröhlichkeit, glücklich, dem ihm unausstehlichen Awang
eines engen Berufs entronnen zu sein. Seine Begabung
wurde bald erkannt. Professor Landenberger, in
dessen Malschule er 1908 kam, sörderte seine Entwicklung,
die den jungen Künstler sicherlich bald zu Erfolgen ge-
führt hätte, die gelehrige und talentvolle Schüler
»mmer haben, wenn sie „bei der Stange" bleiben. Allein
trotz der Anerkennung seines Talentes von außen hielt
ihn sein Genius ab, schnellen Erfolgen nachzujagen,
vielmehr erkannte er darin eine Gefahr für seine Weiter-
entwicklung.
Schon in dieser frühen Aeit offenbarte sich die stärkste
Seite seiner Künstlerschast: die Erfassung des Charak-
teristischen im Ausdruck des Tieres. Jn zahllosen Studien
vcrsuchte er mmer mehr in die Tierpsyche einzudringen.
Erst war es die absolute Hingabe an die Erscheinung
seines Objekts, bis er weiter und mchr vom Unwescnt-
lichen licß und bald nur das Wichtigste, sei es der Ausdruck
einer Bewegung oder der Ausdruck des Gesichtes bis zur
restlosen Ausschöpfung, herausholte. Er machte Studien
von Schafen, Schäferhunden, Reihern und Rehen, die
erst ganz stosflich durchgearbeitet sind, die allmählich aber
auf einfache ausdrucksvolle Linicn gebracht werden, bis
er zuletzt mit wenigen charakteristischen Formen die
innerste Wesenheit herauszulöscn vermag. Der böse
Blick eines Schäferhundes, die stolze Bewcgung cines
Reihers, das zage Reh, jeden Augenblick gewärtig, zu-
sammenzuschrecken, das königliche Auge des Adlers, alles
ist mit voller Klarheit erfaßt und herausgehoben. Damit
hatte sich Wirth eine starke Grundlage zur weiteren Ent-
wicklung geschaffen: die Formen der Objektswelt be--
herrschte er; der Wille zum Ausdruck aeß ihn unter diesen
Formen die tauglichsten wählen.
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Adler (Rötelzeichnung).
Josef Alfons Wirth.
n der Sommeschlacht, in den erbitterten Kämpsen
am Ancrebach, siel am 3. September 1916, wie
er seinen bedrängten Kameraden gegen die ein-
dringenden Engländer zu Hilse eilen wollte, von
einem Kopfschuß getrosfen, der feinsinnige Mensch und
hofsnungsvolle Künstler Joses Alsons Wirth. Sein
Heldentum und sein Ausopserungsmut, die er in den lang-
wierigen Kämpsen reichlich bewiesen hatte, wurden von
Führern und Kameraden anerkannt. Mit ihm ist der
deutschen Kunst ein bedeutendes Talent verloren ge-
gangen. Aus seiner vielverheißenden Entwicklung hat
der Tod ihn herausgerissen und damit die Entsaltung
seines großen Künstlertums verhindert.
1887 zu Mühlheim a. Donau geboren, kam Wirth mit
15 Jahren nach Stuttgart, um Lithograph zu werden.
Nach seinen Lehrjahren drangte es ihn zur sreien Kunst.
Er fand Ausnahme an der Kunstakademie aus Grund
seiner tüchtigen Tierstudien. Obwohl er ohne Mittel
und Unterstützung war, studierte er in jugendlicher
Fröhlichkeit, glücklich, dem ihm unausstehlichen Awang
eines engen Berufs entronnen zu sein. Seine Begabung
wurde bald erkannt. Professor Landenberger, in
dessen Malschule er 1908 kam, sörderte seine Entwicklung,
die den jungen Künstler sicherlich bald zu Erfolgen ge-
führt hätte, die gelehrige und talentvolle Schüler
»mmer haben, wenn sie „bei der Stange" bleiben. Allein
trotz der Anerkennung seines Talentes von außen hielt
ihn sein Genius ab, schnellen Erfolgen nachzujagen,
vielmehr erkannte er darin eine Gefahr für seine Weiter-
entwicklung.
Schon in dieser frühen Aeit offenbarte sich die stärkste
Seite seiner Künstlerschast: die Erfassung des Charak-
teristischen im Ausdruck des Tieres. Jn zahllosen Studien
vcrsuchte er mmer mehr in die Tierpsyche einzudringen.
Erst war es die absolute Hingabe an die Erscheinung
seines Objekts, bis er weiter und mchr vom Unwescnt-
lichen licß und bald nur das Wichtigste, sei es der Ausdruck
einer Bewegung oder der Ausdruck des Gesichtes bis zur
restlosen Ausschöpfung, herausholte. Er machte Studien
von Schafen, Schäferhunden, Reihern und Rehen, die
erst ganz stosflich durchgearbeitet sind, die allmählich aber
auf einfache ausdrucksvolle Linicn gebracht werden, bis
er zuletzt mit wenigen charakteristischen Formen die
innerste Wesenheit herauszulöscn vermag. Der böse
Blick eines Schäferhundes, die stolze Bewcgung cines
Reihers, das zage Reh, jeden Augenblick gewärtig, zu-
sammenzuschrecken, das königliche Auge des Adlers, alles
ist mit voller Klarheit erfaßt und herausgehoben. Damit
hatte sich Wirth eine starke Grundlage zur weiteren Ent-
wicklung geschaffen: die Formen der Objektswelt be--
herrschte er; der Wille zum Ausdruck aeß ihn unter diesen
Formen die tauglichsten wählen.
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