Paul KraH. Jchneumongruppe.
^^^rotz allem Eifer des modernen
^ Kunstbetriebes gilt immer noch
unserDichterwort,daßeinTalent
sich in der Stille bilde. So darf man
getrost sein Mißtrauen haben gegen die
Geschicklichkeit^junger Leute, die eines
Tages von der „modernen Bewegung"
ergriffen werden und in ihrer Ausmün-
zung Verblüffendes leisten. Sie tun
dann gern, als ob die Welt bis dahin
im Dunkeln gewesen ware und nun
durch ihre Beihilfe ans Licht kame.
Jn Wirklichkcit ist aber diese moderne
Bewegung zunächst nichts als der
Schaum der unablassig ringendcn An-
schauung und also eine uralte Sache;
jede Aeit ist mit ihr behaftet und die
Frage ist nur die, wieweit sie kräftig
genug ist, zu den Grundfragen des künst-
lerischen Problems vorzudringen. Daß
dies z. B. mit der Fragestellung des
sogenannten Erpressionismus gegen den
Jmpressionismus in einer ungewöhn-
lichen Kühnheit geschieht, darf uns nicht
darüber täuschen, daß die Beteiligung
allein dem einzelnen Künstler noch
keinen Wert gibt; er ist — wie es immer
war und immer sein wird -— letzten
Endes auf die Gnade seiner persön-
lichen Begnadung angewiesen: wicweit
er diese Begabung steigern kann, um
in oder außerhalb der Bewegung von
sich aus Eigenes und zugleich Allge-
meines zu sagen, das allein bestimmt
auf die Dauer seinen Wert.
Paul Kratz.
Paul Kratz. Petschaft.
Selbstredend bleibt aber jeder ein
Kind seiner Aeit, und es ist dem Künst-
ler des zwanzigsten Jahrhunderts un-
möglich, mit den Mitteln des sech-
zehnten Jahrhunderts Kunst zu machen.
Jnsofern wird man auch bei der absei-
tigsten Begabung fragen können, wo ist
ihr Aiel im Fluß des Werdenden? und
keinesfalls ist der Künstler im Recht,
der im Genuß der Rezepte von gestern
auf die Jugend von heute schimpft.
Gemeinsamer Lebensboden für die Ab-
seitigen wie die ivirklich in der Be-
wegung Stehenden wird immer die
Naturanschauung bleiben; für ihre Um-
sctzung in die Bildform mag es gestern
und heute Rezepte geben, der wirkliche
Vorgang dieser Umsetzung bleibt in
jedem Fall das geheimnisvolle Vorrecht
der Begabung und in ihrem Kreis der
höchsten Energie. Mag einer Kubist oder
Futurist genannt werden, sofern er zu
den Berufenen tlnd nicht zu den Mit-
läufern gehört, wird er sich hier seine
Siege und Niederlagen holen. Nun
scheint ja gerade die moderne Bewe-
gung von heute eine andere Parole zu
haben: Bildform und bildnerische Form
um jeden Prcis, und sei es auf Kosten
der Naturanschauung! aber, wie gesagt,
es scheint nur so, wie in jedem einzel-
nen Fall leicht darzutun >väre. Jmmer-
hin gilt das sogenannte Naturstudium
heute als verpönt; es ist durch den
Jmpressionismus so ins Erakte, also
r
^^^rotz allem Eifer des modernen
^ Kunstbetriebes gilt immer noch
unserDichterwort,daßeinTalent
sich in der Stille bilde. So darf man
getrost sein Mißtrauen haben gegen die
Geschicklichkeit^junger Leute, die eines
Tages von der „modernen Bewegung"
ergriffen werden und in ihrer Ausmün-
zung Verblüffendes leisten. Sie tun
dann gern, als ob die Welt bis dahin
im Dunkeln gewesen ware und nun
durch ihre Beihilfe ans Licht kame.
Jn Wirklichkcit ist aber diese moderne
Bewegung zunächst nichts als der
Schaum der unablassig ringendcn An-
schauung und also eine uralte Sache;
jede Aeit ist mit ihr behaftet und die
Frage ist nur die, wieweit sie kräftig
genug ist, zu den Grundfragen des künst-
lerischen Problems vorzudringen. Daß
dies z. B. mit der Fragestellung des
sogenannten Erpressionismus gegen den
Jmpressionismus in einer ungewöhn-
lichen Kühnheit geschieht, darf uns nicht
darüber täuschen, daß die Beteiligung
allein dem einzelnen Künstler noch
keinen Wert gibt; er ist — wie es immer
war und immer sein wird -— letzten
Endes auf die Gnade seiner persön-
lichen Begnadung angewiesen: wicweit
er diese Begabung steigern kann, um
in oder außerhalb der Bewegung von
sich aus Eigenes und zugleich Allge-
meines zu sagen, das allein bestimmt
auf die Dauer seinen Wert.
Paul Kratz.
Paul Kratz. Petschaft.
Selbstredend bleibt aber jeder ein
Kind seiner Aeit, und es ist dem Künst-
ler des zwanzigsten Jahrhunderts un-
möglich, mit den Mitteln des sech-
zehnten Jahrhunderts Kunst zu machen.
Jnsofern wird man auch bei der absei-
tigsten Begabung fragen können, wo ist
ihr Aiel im Fluß des Werdenden? und
keinesfalls ist der Künstler im Recht,
der im Genuß der Rezepte von gestern
auf die Jugend von heute schimpft.
Gemeinsamer Lebensboden für die Ab-
seitigen wie die ivirklich in der Be-
wegung Stehenden wird immer die
Naturanschauung bleiben; für ihre Um-
sctzung in die Bildform mag es gestern
und heute Rezepte geben, der wirkliche
Vorgang dieser Umsetzung bleibt in
jedem Fall das geheimnisvolle Vorrecht
der Begabung und in ihrem Kreis der
höchsten Energie. Mag einer Kubist oder
Futurist genannt werden, sofern er zu
den Berufenen tlnd nicht zu den Mit-
läufern gehört, wird er sich hier seine
Siege und Niederlagen holen. Nun
scheint ja gerade die moderne Bewe-
gung von heute eine andere Parole zu
haben: Bildform und bildnerische Form
um jeden Prcis, und sei es auf Kosten
der Naturanschauung! aber, wie gesagt,
es scheint nur so, wie in jedem einzel-
nen Fall leicht darzutun >väre. Jmmer-
hin gilt das sogenannte Naturstudium
heute als verpönt; es ist durch den
Jmpressionismus so ins Erakte, also
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