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Verband der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein [Hrsg.]
Die Rheinlande: Vierteljahrsschr. d. Verbandes der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein — 28.1918

DOI Heft:
Heft 7/8
DOI Artikel:
Schultheis, Lili M.: Deutsche Kunst, Darmstadt 1918
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https://doi.org/10.11588/diglit.26488#0135

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Deutsche Kunst, Darmstadt 1918.

ns Plakat, das Kleukens für diese Ausstellnng
gefertigt hat, wird ihr in gewissem Sinne zum
Symbol. Eine gutentwickelte weibliche Figur
nnt sehr hohen Beinen und fedcrndcm Reihen, mit
soignicrt-sorglosem Haar und andeutungswciser Bcklei-
dung streut Blumen. Sie streut sie mit großcr Geste,
soigniert-sorglos. Die Blumen sind sehr farbig, der
Schwung der Spenderin ist licbenswcrt, aber ener-
gisch, das Füllhorn isi sehr gefüllt.

Füllhornblumen sind Roscn, Tulpcn, Lilien — aber
kaunc die Hundertjahrblüte eincr in aufbaumcndcr,
cinnurliger Anstrcngung sich erschöpfcnden Natur, oder
die mystisch herangeblühte blaue Wunderblume auS dcm
Gartcn einer sernen, stcinerncn Einsamkcit.

Vielleicht hätte man den Leitgedankcn dcr Ausstellung
gar nicht besser zum Ausdruck bringen können, als acif
diese Art, die voll Grazie und Mut ist und cin Hinwcis
wird auf die gerechte Beurteilung des mit so schöner
Geste Gebotenen.

Dieser Leitgedanke war: ein Überblick über die
deutsche Kunft im gegenwärtigen Jahr des Krieges 1918

— ein Gedanke, der an sich kühn und fruchtbar genug
war. Man lud namhafte Künstler zur Beschickung ein.
Es lag nun in deren Hand, dem Gedanken Form zu
geben, indem sie mit dem Besten dienten, das sie ge-
schaffen hatten. Diese Bedingung für ein ungeheures
Gelingen ist nicht restlos erfüllt worden. Die besten
Namen sind nicht durch ihre besten Schöpfungen ver-
tretcn. Zwingende Gründe lagen hier wohl vor. Dcnnoch
geht keiner der zahlreichcn Besucher leer nach Hause,
viele aber reicher durch das Erfassen der Kontraste
zwischcn ciner älteren und einer neueren Acit, zwischcn
Gewordenem und Werdendem, das hier augenfalliger
und larger in die Erscheinung tritt als andcrswo.

Mehr denn je zuvor neigt diese Darmstädter Aus-
stellung dazu, dem Beschauer ein „Ding an sich" zu
werden — nicht nur eine Anhaufungsichtbargewordener,
heftig auseinanderstrebender Jdeen, sondern ein Ganzes,
das um sciner selbst willen wcrt ist, betrachtet zu wcrden,
und als glückliche Einheit empfunden wird. Auch dem,
der, heftig auf die einzelnen Objekte lossteuernd, den
Wald vor Bäumcn nicht sieht, muß die harmonische

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