Max Volkharr.
Bildnis des Malers Prof. G. Oeder.
Atelier des zehn Jahre älteren Eduard von Gebhardt
eingetreten war.
Es folgte das große Mld der „Stadtbleiche" (1873/74).
Historisches Genre, das zu lieben wir verlernt haben,
auch bei Gebhardt nicht immer lieben. Dieses Früh-
werk ist nach Lüttich verschlagcn — ich kenne nur die
Photographie. Besonders das Landschaftliche muß
zart und einschmeichelnd behandelt scin; im Kostümlichen
viel Gekvnntes im Reichtum der Farbe. Dann ging
Volkhart nach Belgien und malte in Brüssel, Antwerpen,
Gent und Audenarde. Jn Ostfriesland zog ihn 1874
besonders Emden an, wic spater den merkwürdigen
Peter von Krafft, vielleicht den begabtesten Pcter
Janssen-Schüler. Jn Emden fand Volkhart das Motiv
des Gemaldes, das wir auf Tafel 2 abbilden. Es ist
so zart in der Farbe, die sich auf schmutziges Weiß, Perl-
grau, Braun und Schwarz beschrankt, so vornehm und
musikalisch in Ton und Stimmung, daß mancher sich vor
diesem schönen Besitze der Düsseldorfer Galerie an den
Danen Hammershöj erinnert fühlte. Auch in Lübeck,
Lüneburg und Hildesheim reizte Volkhart vor allem das
Jnnenbild. Dem Spiel dcs Lichtes im geschlosscnen alter-
tümlichen Raume nachzugehen, ward er nicht müde. Sein
rnodernes Empfinden, das an den ewig-modernen Klas-
sikern Jan Vcrmeer und Pieter de Hooghe geschult er-
scheint, hebt ihn über viele altertümelnde Genossen des
Wilhelm Sohn-Kreises hinnus.
Leider ist Volkhart dieser stillen und rein-malerischen
Art nicht treugeblieben. Als er 1878 cine Familie ge-
gründet hatte, fühlte er sich veranlaßt — ich folge seinen
eigenen Worten —, „dem damaligen Aeitgeschmack ent-
sprechend, seine eigentliche Art verlassend, zum Stoff-
genre überzugehen, womit er sehr reüssiertc". Auch ge-
riet er mehr und mchr, wie einst scin Vater, ins Bildnis-
fach. Das vorstehend abgebildete Oeder-Portrat, das Bild-
nis dcs Sammlers und Weltmanns mehr als des Malers,
gehört zum Besten, was er auf diesem Gebiete geschaffcn
hat. Äuf den Sittenbildern, die Volkhart eine fatale
Volkstümlichkcit einbrachtcn, verstinnnt heute die Nei-
gung zumSüßlichen in denMadchcnfiguren. Radierungen
von solider Technik erinnern an die kurze, durch Künstler-
vereinigungen gepflegte Blütezeit der graphischen Kunst
Düsseldorfs kurz vor der Jahrhundertwende.
Ein Wort schließlich noch über das Verhaltnis von
Volkharts Studien und Skizzen (eine solche ist auch das
genremäßige Jnnenbild „Vor der Sitzung", das wir far-
Bildnis des Malers Prof. G. Oeder.
Atelier des zehn Jahre älteren Eduard von Gebhardt
eingetreten war.
Es folgte das große Mld der „Stadtbleiche" (1873/74).
Historisches Genre, das zu lieben wir verlernt haben,
auch bei Gebhardt nicht immer lieben. Dieses Früh-
werk ist nach Lüttich verschlagcn — ich kenne nur die
Photographie. Besonders das Landschaftliche muß
zart und einschmeichelnd behandelt scin; im Kostümlichen
viel Gekvnntes im Reichtum der Farbe. Dann ging
Volkhart nach Belgien und malte in Brüssel, Antwerpen,
Gent und Audenarde. Jn Ostfriesland zog ihn 1874
besonders Emden an, wic spater den merkwürdigen
Peter von Krafft, vielleicht den begabtesten Pcter
Janssen-Schüler. Jn Emden fand Volkhart das Motiv
des Gemaldes, das wir auf Tafel 2 abbilden. Es ist
so zart in der Farbe, die sich auf schmutziges Weiß, Perl-
grau, Braun und Schwarz beschrankt, so vornehm und
musikalisch in Ton und Stimmung, daß mancher sich vor
diesem schönen Besitze der Düsseldorfer Galerie an den
Danen Hammershöj erinnert fühlte. Auch in Lübeck,
Lüneburg und Hildesheim reizte Volkhart vor allem das
Jnnenbild. Dem Spiel dcs Lichtes im geschlosscnen alter-
tümlichen Raume nachzugehen, ward er nicht müde. Sein
rnodernes Empfinden, das an den ewig-modernen Klas-
sikern Jan Vcrmeer und Pieter de Hooghe geschult er-
scheint, hebt ihn über viele altertümelnde Genossen des
Wilhelm Sohn-Kreises hinnus.
Leider ist Volkhart dieser stillen und rein-malerischen
Art nicht treugeblieben. Als er 1878 cine Familie ge-
gründet hatte, fühlte er sich veranlaßt — ich folge seinen
eigenen Worten —, „dem damaligen Aeitgeschmack ent-
sprechend, seine eigentliche Art verlassend, zum Stoff-
genre überzugehen, womit er sehr reüssiertc". Auch ge-
riet er mehr und mchr, wie einst scin Vater, ins Bildnis-
fach. Das vorstehend abgebildete Oeder-Portrat, das Bild-
nis dcs Sammlers und Weltmanns mehr als des Malers,
gehört zum Besten, was er auf diesem Gebiete geschaffcn
hat. Äuf den Sittenbildern, die Volkhart eine fatale
Volkstümlichkcit einbrachtcn, verstinnnt heute die Nei-
gung zumSüßlichen in denMadchcnfiguren. Radierungen
von solider Technik erinnern an die kurze, durch Künstler-
vereinigungen gepflegte Blütezeit der graphischen Kunst
Düsseldorfs kurz vor der Jahrhundertwende.
Ein Wort schließlich noch über das Verhaltnis von
Volkharts Studien und Skizzen (eine solche ist auch das
genremäßige Jnnenbild „Vor der Sitzung", das wir far-