—
»
- ' . -7
-
, . 'E' '--^-
' .- --
Helmut Liesegang.
Bahnübergang Bahnhof Derendorf.
Wesen so entgegengesetzt ist wie irgend möglich. Sein
Element ist die ungebundene Bewegung. Oft >vird die
Eile des Erraffens geradeztl zum Ausdrr>ck durch das
Nicht: wie in manchen Stücken irgendein Aentrum aus-
geführt ist, wäbrend alles andere in hastigster Eile flüchtig
verschwimmt. Jn letzten Arbeiten, wie gesagt, scheint
sich indes trotz gelegentlicher Rückfalle wieder eine
größere Kondensierung der Form anzubahncn. Wenn
so das zügelioseste llberschäumen der vorvergangenen
Jahre etivas eingedännnt wird, dürften bei Corinths
malerischer Verve scine Möglichkeiten heute kaum schon
abschließend zu übersehen scin.
2. Zum allgemeiuen Teil.
Von Kurt Henseler cine Reihe Bilder aus den
siebziger Jahren. Ein Stück „Franzoscnzcit" zeigt ihn
als Genremaler der Berliner Schule. Mehr sagt uns
eine Reihe vortrefflich gemalter dunkeltoniger Porträts
f„Der alte Berndt"). Es ist bemerkenswert, daß das
Porträt in der neueren Malerei durchweg mehr Oualitatcn
hat als andere Motive. Der Grund scheint zu scin: das
Schenia der Form ist durch seine stetc Wiederkehr für
das Gefühl entgegenstandlicht, laßt dadurch Theorien
der Ieit geringeren Zugang und bewirkt eine größere
Konstanz in der Tradition seiner malerischen Ausbildung.
Wir begegnen der Erscheinung noch mehrmals, bei
Engel, dessen „Knabenporträt" sich sofort aus andern
Stücken von ihm hervorhebt, und — bcsonders deutlich —
bei Eichhorst: die meist blaunachtige romantisicrende
Manier seiner Kriegsszenen hält bci aller malerischen
Qualität nicht stand vor der gediegenen Meisterschaft der
Bildnissc. Auch Loschen überzeugt mit der breiten
Starkfarbigkcit sciner „Arabcrbildnisse" mehr als mit der
schwärmerischcn Ekstasc eines „Selig sind die Fried-
fertigen", dcssen Jdealismus leicht konventikelhaft wirkt.
Uberhaupt blüht in Berlin eine eigentümlich nuancierte,
mit alten Stilmitteln arbeitende Jdeenkunst (ein wenig
dem englischcn Prärafaelitismus verwandt). Dahin
gehört neben dem vcrwunderlichcn Martin Branden-
burg Heinz Stassen, bei dem der Realismus der
Form sich nur seltcn einmal („Frau Holda") zu eineni
auch dann noch mehr dekorativen Ausdruck hinaufstilisiert.
Reine Augcnmenschen, wie Brandis,sind uns da schon
liebcr. Der Aachener bringt wieder verschiedcne seiner
juwelenhaft schinimcrndcn Jnterieurs; stcts sich glcich-
bleibcnd, aber stets von ciner reichen und üppigen
Augenlust. Neben ihm wirken Schlichtings von
elektrischen Garbcn durchflutcte nächtliche Großstadt-
bilder wie Schemen des Lichts. Gerade dadurch aber
erhalten diese Stücke ein wie gespenstisches Leben:
Dokumente der hinuntergegangenen Welt vor deni
Krieg.
r'.s
»
- ' . -7
-
, . 'E' '--^-
' .- --
Helmut Liesegang.
Bahnübergang Bahnhof Derendorf.
Wesen so entgegengesetzt ist wie irgend möglich. Sein
Element ist die ungebundene Bewegung. Oft >vird die
Eile des Erraffens geradeztl zum Ausdrr>ck durch das
Nicht: wie in manchen Stücken irgendein Aentrum aus-
geführt ist, wäbrend alles andere in hastigster Eile flüchtig
verschwimmt. Jn letzten Arbeiten, wie gesagt, scheint
sich indes trotz gelegentlicher Rückfalle wieder eine
größere Kondensierung der Form anzubahncn. Wenn
so das zügelioseste llberschäumen der vorvergangenen
Jahre etivas eingedännnt wird, dürften bei Corinths
malerischer Verve scine Möglichkeiten heute kaum schon
abschließend zu übersehen scin.
2. Zum allgemeiuen Teil.
Von Kurt Henseler cine Reihe Bilder aus den
siebziger Jahren. Ein Stück „Franzoscnzcit" zeigt ihn
als Genremaler der Berliner Schule. Mehr sagt uns
eine Reihe vortrefflich gemalter dunkeltoniger Porträts
f„Der alte Berndt"). Es ist bemerkenswert, daß das
Porträt in der neueren Malerei durchweg mehr Oualitatcn
hat als andere Motive. Der Grund scheint zu scin: das
Schenia der Form ist durch seine stetc Wiederkehr für
das Gefühl entgegenstandlicht, laßt dadurch Theorien
der Ieit geringeren Zugang und bewirkt eine größere
Konstanz in der Tradition seiner malerischen Ausbildung.
Wir begegnen der Erscheinung noch mehrmals, bei
Engel, dessen „Knabenporträt" sich sofort aus andern
Stücken von ihm hervorhebt, und — bcsonders deutlich —
bei Eichhorst: die meist blaunachtige romantisicrende
Manier seiner Kriegsszenen hält bci aller malerischen
Qualität nicht stand vor der gediegenen Meisterschaft der
Bildnissc. Auch Loschen überzeugt mit der breiten
Starkfarbigkcit sciner „Arabcrbildnisse" mehr als mit der
schwärmerischcn Ekstasc eines „Selig sind die Fried-
fertigen", dcssen Jdealismus leicht konventikelhaft wirkt.
Uberhaupt blüht in Berlin eine eigentümlich nuancierte,
mit alten Stilmitteln arbeitende Jdeenkunst (ein wenig
dem englischcn Prärafaelitismus verwandt). Dahin
gehört neben dem vcrwunderlichcn Martin Branden-
burg Heinz Stassen, bei dem der Realismus der
Form sich nur seltcn einmal („Frau Holda") zu eineni
auch dann noch mehr dekorativen Ausdruck hinaufstilisiert.
Reine Augcnmenschen, wie Brandis,sind uns da schon
liebcr. Der Aachener bringt wieder verschiedcne seiner
juwelenhaft schinimcrndcn Jnterieurs; stcts sich glcich-
bleibcnd, aber stets von ciner reichen und üppigen
Augenlust. Neben ihm wirken Schlichtings von
elektrischen Garbcn durchflutcte nächtliche Großstadt-
bilder wie Schemen des Lichts. Gerade dadurch aber
erhalten diese Stücke ein wie gespenstisches Leben:
Dokumente der hinuntergegangenen Welt vor deni
Krieg.
r'.s