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A. Altorientalisches.

Wie wichtig gerade der Volutenkelch bei der Zusammensetzung
der egyptischen Palmette gewesen ist, erhellt am besten daraus, dass zahl-
reiche Beispiele vorkommen, an denen der bekrönende Fächer in Weg-
fall gekommen ist. An Fig. 19 allerdings ist dieser Wegfall nur ein
scheinbarer, die einzelnen Blätter der Fächer sind zwar nicht in
Zeichnung ausgeführt, aber der Gesammt-Ausscncontour desselben ist
deutlich umschrieben. Diese Stüisirung der Krone läuft vielmehr ganz
parallel jener in Fig. 13 beobachteten, wo die Blätter der Krone völlig
in der gleichen Weise nicht einzeln ausgeführt, sondern nur durch den
Gesammtcontour angedeutet sind.20) Eine zweifellose Reduction des
Palmettenmotivs bietet dagegen Fig. 20, nach einem Kapital atts der
Zeit Thutmes' III. Hier haben wir, wenn wir von der untersten Blatt-

hülse des Kapitals absehen, bloss einen Volutenkelch mit zwickel-
füllenden Zäpfchen. Da gilt es aber vor Allem, den Nachweis zu
liefern, dass wir es in der That mit einer Verkürzung des schon
fertigen Palmettenmotivs zu thun haben, und nicht umgekehrt mit einer
früheren einfacheren Vorstufe, aus welcher sich unter Hinzufügung
des Fächers die Palmette erst nachträglich entwickelt hätte. So viel
nun bis jetzt bekannt, ist die Palmette früher27) an Denkmälern nach-

20) Diese Parallele scheint übrig-ens g'eeig-net, uns vollends zu bestärken in
der Ueberzeugung, dass der krönende Fächer der Palmette eben als Blüten-
krone und nicht als Fruchtknoten, wie Goodyear will, aufzufassen ist.

27) Nach Goodyear (S. 112) unter Berufung auf Flinders Petrie an Anmieten
aus der XII. Dyn., die Palmette mit blosser Contourumschreibung des Fächers
sogar schon an Denkmälern aus der Zeit der IV. Dyn.

Fig. 19.
Egyptische Palmette
mit schematisch gezeichnetem BlattfUcher.

Fig. 20.

Volutenkelch mit blossem Zäpfchen
als Zwickelfüllung. Aus Karnak.
 
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