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7. Die Ausbildung- der Ranken-Bordüre.

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7. Die Ausbildung der Ranken-Bordüre (des Ranken-Frieses).

Die älteste, seit der egyptischen Thutmessidenzeit nachweisbare
Art der Verbindung von vegetabilischen Ziermotiven — der Bogen-
fries — ist auch in der griechischen Kunst fortdauernd in Gebrauch
geblieben. Es ist sozusagen eine der ewigen Formen, zu denen die
dekorative Kunst immer wieder wird zurückkehren müssen. Fig. 89
zeigt eine sogen, kyremsche Schale, in deren Mitte von Henkel zu Henkel
sich ein Bogenfries zieht. Die nach egyptischer Weise alternirenden
Einzelmotive sind birnförmige Blüthen mit dreispaltiger Krone, und
einfache Knospen. Das Schema erinnert in seiner Gesammterscheinung

Fig. 89.
Kyrenische Sehale.

an die egyptischen (und überhaupt altorientalischen) Beispiele; im
Einzelnen sind aber mehrfache Abweichungen erkenntlich. Die dicken
Stengel der altorientalischen Vorbilder (Fig. 22, 33), die sich auch noch
auf rhodischen Vasen (Fig. 73) finden, haben feinen elastisch geschwun-
genen Bankenlinien Platz gemacht, was wir wohl unbedenklich auf
Rechnung griechischen Dekorationsgeistes setzen dürfen. Die Heftel
kannten zwar auch schon die Vorbilder, und die raumfüllenden Punkte
in den Bogenfeldern sind nur analog den an gleicher Stelle und zu
gleichem Zwecke verwendeten Rosetten in der egyptischen Kunst
(Fig. 22, in welcher Reproduktion aber die Rosetten und anderes Füllsel
der Deutlichkeit des Grundschemas zuliebe weggelassen wurde) auf-
zufassen. Wesentliche Veränderungen bemerken wir aber auch an den
vegetabilischen Einzel formen, insbesondere an den Blüthen.
 
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