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4. Persisches.

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Wir begegnen also in der altpersischen Pflanzenornamentik einer
bereits wohlbekannten Formensprache, ohne neue fruchtbare Ansätze:
weder in Bezug auf die Einzehnotive (Lotus, Palniette), noch in Be-
zug auf ihre Verbindung unter einander (Bogenlinien mit Hefteln und
Volutenkelcli). Auch haben wir es in der persischen Kunst bereits viel-
fach mit griechischem Einfluss zu thun, was ganz natürlich erscheint,
wenn man bedenkt, dass die Aufrichtung der persischen Weltmacht
erst vom Jahre 538 v. Ch. datirt. Dass den Griechen die Perser als
Inbegriff alles Orientalischen gegolten haben, ist nur aus dem Umstände
zu erklären, dass die Perser die alleinigen Universalerben ihrer Kultur-

vorfahren auf asiatischem Boden gewesen sind, — freilich Erben die
das empfangene Talent nicht gemehrt, sondern eher gemindert haben.
An den Vorzügen und dauernden Errungenschaften der altorientali-
schen Künste haben unten allen Kulturvölkern des Alterthums die
Perser den geringsten Antheil gehabt. Sie waren eben so glücklich,
Zeitgenossen der griechischen Kunstblüthe zu sein, durch die sie ver-
ewigt und den späteren Geschlechtern traditionell als Typen alles orien-
talischen Wesens überliefert worden sind. Die Wirkung davon ist noch
in der römischen Kaiserzeit zu spüren, und mag auch ein Wesentliches
beigetragen haben zur landläufigen Ueberschätzung, deren sich die
sassanidische Kultur und Kunst zu erfreuen hat.

Fig. u.

Persischer Palmettenbaum, Emailziegel-Dekoration aus Susa.
 
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