Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
2. Frühsaracenische Rankenornamentik

303

nach aussen herstellen. — Charakteristisch ist ferner die überaus häufig
zu beobachtende Weise, zwei Halbblattmotive als Endigungen zweier
von verschiedenen Seiten zusammenlaufender Banken zu einem ganzen
Motiv unter einem geschweiften Winkel zusammentreten zu lassen.
Inwiefern dies mit einem ganz bestimmten Gründgesetz der sarace-
nischen Flächenornamentik — dem unendlichen Kapport — zusammen-
hängt, wird weiter unten (S. 307) seine Erörterung linden.

3. Das Verhältniss zwischen Ranken- undBlüthenmotiven
gestaltet sich endgiltig dahin, dass die letzteren von den ersteren nicht
mehr bloss abzweigen, sich an die Ranken ansetzen, sondern dieselben
durchsetzen, unfreien Charakters mit den Banken gleichsam verwachsen.

Fig. 165.

Stuckborde voll der Moschee des Ilm Tulun zu Kairo.

An die Spitze unserer Denkmälerschau setzen wir die Stuckorna-
mente von der im Jahre 878 nach zweijähriger Baudauer vollendeten
Moschee des Ibn Tulun zu Kairo. Prisse d'Avennes48) hat die-
selben vollständig publicirt: bloss die daselbst in der Mitte befindliche
breite Füllung No. 17 wird man von den Besten des 9. Jahrh. abziehen
und einer späteren Zeit (12.—13. Jahrh.) zuschreiben müssen. Jedes
einzelne der hienach verbleibenden 3(3 Bordürenfragmente verdiente
um der durchgängigen Beziehung zur historisch gewordenen Pflanzen-
ornamentik willen eine besondere Erörterung: die umfassende Aufgabe,
die wir uns hier gestellt haben, zwingt uns diesbezüglich uns auf das
allerknappste Maass zu beschränken.

Vor Allem begegnen uns die alten wohlbekannten Wellenranken-
schemen. Fig. 16549) zeigt eine intermittirende Wellenranke mit
alternirenden dreispaltigen Lotusblüthen und Palmetten, das verbindende
Bankenglied als Gabelranke (Fig. 134—136) charakterisirt. An Fig. 16650)

4S) L'art arabe d'apres les monuments de Caire Taf. 44. Eine Anzahl
auch bei Owen Jones Taf. 30.
w) Prisse a. a. O. 31.
50) Prisse a. a. O. 34.
 
Annotationen