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hunderts entstammen, aber überraschender "Weise in der
Technik der Smyrnateppiche hergestellt sein solle.
Dieses Teppich-Fragment von 40 cm Länge und 27 cm
Breite ist seither in den Besitz Sr. Excellenz des Grafen Hans
Wilczek in Wien übergegangen. So kam ich in die er-
freuliehe Lage. Dank der zuvorkommenden Güte des gegen-
wärtigen Besitzers nicht bloss eine hier beifolgende Abbildung
(Fig. 13) davon geben zu können, sondern auch — was
das Wichtigste — eine genaue technische Untersuchung des
Teppichs vorzunehmen. wobei ich von dem Lehrer der
immer nur um einen Kettfaden geschlungen, während der
benachbarte Kettfaden. der bei der gleichzeitigen Fach-
bildung der Gesammtkette etwas nach vorne zu liegen
kommt, von der Knüpfung freibleibt. Es werden also die
einzuknüpfenden Wollbüschel immer nur um die hinteren
Kettfäden herumgeschlungen, während die (in der Gesammt-
kette mit den hinteren abwechselnden) vorderen Kettfäden
von Knüpfung freibleiben. Nach durchgeführter Reihe er-
scheint ein überaus starker Schussfaden eingeworfen und
die Kette hierauf verkreuzt, so dass die vormals vorderen
Fig. 13.
Europäischer Knüpfteppich, 13. Jahrhundert.
Wiener k. k. Lehranstalt für Textilindustrie, Herrn Severin
Schroeder, der den grössten Theil der in den .Orientalischen
Teppichen'1 des k. k. Handelsmuseums publicirten Knüpf-
teppiche technisch untersucht hatte, in dankenswerther
Weise unterstützt wurde.
Um gleich das wichtigste Ergebniss dieser Untersuchung
vorweg zu sagen: die Technik (Fig. 14)1) trägt zwar an
sich alle typischen Merkmale der Teppichknüpfung, unter-
scheidet sich aber in ganz bestimmten wesentlichen Punkten
Knüpfungs-Scheina des Teppichs Fig\ 13.
von den an den orientalischen Teppichen (also auch an den
von Forrer erwähnten Smyrnateppichen) beobachteten Knüpf-
techniken.
Während die Knüpfung bei allen orientalischen Knüpf-
teppichen innner über je zwei benachbarte Kettfäden er-
folgt, erscheint in Fig. 14 der einzuknüpfende Wollbüschel
') Diese Schema-Zeichnung verdanke ich Herrn Schroeder, ebenso
wie die später zu besprechende in Fig. 15.
Kettfäden nun nach rückwärts treten, und in der folgenden
Leihe von den Wollbüscheln umschlungen werden, wogegen
diesmal die vormals hinteren Kettfäden vorne freibleiben.
Die Unterschiede in der Knüpftechnik zwischen diesem
europäischen Teppich und den orientalischen sind somit
folgende:
1. Wird in jeder Reihe von Knüpfungen immer nur
die Hälfte der Kettfäden zur Knüpfung benutzt — immer
Fig. 15.
Knüpfungs-Schema des Teppichs Fig. IG.
von je zwei benachbarten Kettfäden nur einer von der
Knüpfung umschlungen; an den orientalischen Teppichen
wird hingegen — wie schon oben hervorgehoben wurde
— stets die ganze Kette zur Knüpfung verwendet — immer
um je zwei Kettfäden die Knüpfung geschlungen.
2. Erscheint nach jeder durchgeführten Reihe von
Knüpfung ein einziger Schussfaden eingeworfen, und hier-
auf die Verkreuzung der Kette vollzogen, um gleich darauf
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hunderts entstammen, aber überraschender "Weise in der
Technik der Smyrnateppiche hergestellt sein solle.
Dieses Teppich-Fragment von 40 cm Länge und 27 cm
Breite ist seither in den Besitz Sr. Excellenz des Grafen Hans
Wilczek in Wien übergegangen. So kam ich in die er-
freuliehe Lage. Dank der zuvorkommenden Güte des gegen-
wärtigen Besitzers nicht bloss eine hier beifolgende Abbildung
(Fig. 13) davon geben zu können, sondern auch — was
das Wichtigste — eine genaue technische Untersuchung des
Teppichs vorzunehmen. wobei ich von dem Lehrer der
immer nur um einen Kettfaden geschlungen, während der
benachbarte Kettfaden. der bei der gleichzeitigen Fach-
bildung der Gesammtkette etwas nach vorne zu liegen
kommt, von der Knüpfung freibleibt. Es werden also die
einzuknüpfenden Wollbüschel immer nur um die hinteren
Kettfäden herumgeschlungen, während die (in der Gesammt-
kette mit den hinteren abwechselnden) vorderen Kettfäden
von Knüpfung freibleiben. Nach durchgeführter Reihe er-
scheint ein überaus starker Schussfaden eingeworfen und
die Kette hierauf verkreuzt, so dass die vormals vorderen
Fig. 13.
Europäischer Knüpfteppich, 13. Jahrhundert.
Wiener k. k. Lehranstalt für Textilindustrie, Herrn Severin
Schroeder, der den grössten Theil der in den .Orientalischen
Teppichen'1 des k. k. Handelsmuseums publicirten Knüpf-
teppiche technisch untersucht hatte, in dankenswerther
Weise unterstützt wurde.
Um gleich das wichtigste Ergebniss dieser Untersuchung
vorweg zu sagen: die Technik (Fig. 14)1) trägt zwar an
sich alle typischen Merkmale der Teppichknüpfung, unter-
scheidet sich aber in ganz bestimmten wesentlichen Punkten
Knüpfungs-Scheina des Teppichs Fig\ 13.
von den an den orientalischen Teppichen (also auch an den
von Forrer erwähnten Smyrnateppichen) beobachteten Knüpf-
techniken.
Während die Knüpfung bei allen orientalischen Knüpf-
teppichen innner über je zwei benachbarte Kettfäden er-
folgt, erscheint in Fig. 14 der einzuknüpfende Wollbüschel
') Diese Schema-Zeichnung verdanke ich Herrn Schroeder, ebenso
wie die später zu besprechende in Fig. 15.
Kettfäden nun nach rückwärts treten, und in der folgenden
Leihe von den Wollbüscheln umschlungen werden, wogegen
diesmal die vormals hinteren Kettfäden vorne freibleiben.
Die Unterschiede in der Knüpftechnik zwischen diesem
europäischen Teppich und den orientalischen sind somit
folgende:
1. Wird in jeder Reihe von Knüpfungen immer nur
die Hälfte der Kettfäden zur Knüpfung benutzt — immer
Fig. 15.
Knüpfungs-Schema des Teppichs Fig. IG.
von je zwei benachbarten Kettfäden nur einer von der
Knüpfung umschlungen; an den orientalischen Teppichen
wird hingegen — wie schon oben hervorgehoben wurde
— stets die ganze Kette zur Knüpfung verwendet — immer
um je zwei Kettfäden die Knüpfung geschlungen.
2. Erscheint nach jeder durchgeführten Reihe von
Knüpfung ein einziger Schussfaden eingeworfen, und hier-
auf die Verkreuzung der Kette vollzogen, um gleich darauf