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Ring, Maximilien de
Malerische Ansichten der Ritterburgen Deutschlands: mit einem historischen und beschreibenden Texte (1er partie): Alte Schlösser des Grossherzogthums Baden: Südlicher Theilvon dem Kinzigthale bis an den Bodensee — Paris, Mühlhausen: Lithographie von Engelmann & Cie., 1829

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https://doi.org/10.11588/diglit.57121#0123
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( 65 )
von Konstanz in Mörsburg und den Ordenskommenthuren in Meinau, um die
reichste Aussicht auf dieses deutsche Eden!
Von der Lorettokirche an der Sudspitze der Halbinsel, deren Lindengänge auch
dann noch werden besucht werden, wenn weder Kirche noch wundertätiges
Bild mehr den frommen Pilger lockt, weil sie in dem schönen unvergänglichen
Tempel der schönste Altar sind, wenden wir uns an dem westlichen Gestade des
Untersee’s gegen Radolfszell aufwärts. Weite angebaute Flächen, von tieferm Moor-
lande begränzt, deuten an, dafs hier noch lange das Bett der Fluthen war, bis sie
sich bei Stein und Schaffhausen die tiefere Bahn gebrochen. Höher in dem Lande
erheben sich wieder die Waldgebirge mit Burgen und Höfen; jene, öde gewor-
dene Trümmer, diese, überall von gastfreien Meiern bewohnt: denn die ein-
fache Natur überdauert jede Entartung, so fest sie auch begründet scheint.
Dettingen, an dem Seeufer, stand schon zu Karl des Grofsen Zeiten, und hatte
später ein eigenes Geschlecht, bis es in dem vierzehnten Jahrhundert die Kommen-
thurei der Meinau erkaufte. Der Schienersberg ist noch jetzt bewohnt; vielleicht
ist hier der Anfangspunkt christlicher auf Ackerbau gegründeter Kultur, wozu
der vulkanische Boden mit höherer Wärme und gröfserer Fruchtbarkeit einladen
mochte. Daher das ganze Mittelalter hindurch hier ein reichbegabtes Benediktiner-
kloster blühte, bis die Verschwendung üppiger Aebte das Stift verarmte und es
von den Mönchen verlassen wurde. Unten an dem Ufer liegt malerisch Kattenhorn,
und gegen Stein hinab Oeningen, wo seit dem zehnten Jahrhundert das Kloster
auf der Stelle der Burg der alten Grafen von Oeningen erbaut worden. Auf der
Vorderseite dieser Höhen, auf dem Abhange gegen die Aach, finden sich die Trüm-
mer der Schrotzburg, und in der Tiefe das in dem Bauern-Aufstand zerstörte
Oeningen.
Den weiten Kreis schliefsen endlich die Vesten Rosenegg, unweit des Hohentwiels,
um welches die letzten Spröfslinge der Lupfen so lange mit den Bischöfen von
Konstanz gestritten; Gailingen an dem Rhein, Diessenhofen gegenüber, Heilsberg
bei Gottmadingen, und endlich Randeck, dessen alte Dynasten mit dem Gottes-
hause Sankt-Blasien in ewiger Fehde lagen.
 
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