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Rinne, Christoph
Odagsen und Großenrode, Ldkr. Northeim: jungsteinzeitliche Kollektivgräber im südlichen Leinetal — Rahden/​Westf.: Leidorf, 2003

DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.67240#0061
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58

Christoph Rinne - Odagsen und Großenrode

Grabkammer
restl. Fläche
Summe
Unretuschierte Artefakte
5148,8
2,2
0,3
34
36,2
-2,2
-0,4
85
78,7 %
Werkzeuge
(retuschiert und/oder
Gebrauchsspuren)
11
13,2
-2,2
-0,6
12
9,8
2,2
0,7
23
21,3 %
Summe
46
42,6 %
62
57,4 %
108
100 %

Tab. 13 Odagsen I, Ldkr. Northeim, FStNr. 2. Anzahl der Flintartefakte in der Grabkammer
und der restlichen Grabungsfläche. Die zweite Zahl ist der Erwartungswert bei unabhängigen
Achsen, die dritte Zahl ist die Differenz zum Erwartungswert. Die vierte Zahl gibt eine stan-
dardisierte Differenz zum Erwartungswert an (vgl. Ihm 1978, 208 f.).

2.4.2.3 Verteilung der Flintartefakte in der Kammer
Wie für die Keramik ist auch für die Flintartefakte zu
prüfen, ob sie eher Bestandteil der Bestattungszeremonie
waren oder als echte Grabbeigaben den Individuen in
der Grabkammer zuzuweisen sind. Für die Geschossköp-
fe konnte anhand ihrer nahezu ausschließlichen Lage in
der Kammer bereits auf einen Zusammenhang mit den
Bestatteten geschlossen werden (vgl. Abb. 17). Die
Verteilung der Flintartefakte (ohne die Geschossspitzen)
deutet eine Konzentration der retuschierten Artefakte in
der Kammer an. Im Gegensatz dazu scheinen unretu-
schierte Artefakte häufiger im Eingangsbereich und der
restlichen Grabungsfläche vertreten zu sein (Abb. 18).
Ein %2-Test über die Verteilung der Flintartefakte mit
unterschiedlichen Gebrauchsspuren in der Grabungsflä-
che differenziert gleichfalls zwischen den Werkzeugen
und den unretuschierten Objekten (Tab. 13). Betrachtet
man die Verteilung in einer Kontingenztafel, ergibt sich
ein x2 von 1,10, der deutlich unter dem kritischen Wert
von a = 3,84 für 1 Freiheitsgrad liegt (vgl. Ihm 1978,
595 Tab. A-8). Obwohl der niedrigste Erwartungswert
der 2x2-Felder-Tafel mehr als 5 beträgt und das Ergeb-
nis bereits nicht signifikant ist, wurde dennoch die Kor-
rektur von Yates berücksichtigt und ein korrigierter %2-
Wert von 0,66 errechnet (Ihm 1978, 218 f.). Danach
liegen natürlich gleichfalls keine signifikanten Unter-
schiede vor, auch wenn die standardisierte Differenz -
der letzte Wert jeder Zelle - in der Tendenz die ur-
sprüngliche Vermutung einer differenzierten Lage von
Werkzeugen und restlichen Flintartefakten zu unterstüt-
zen scheint. Die Betrachtung der Signifikanz einzelner
Zellen ist jedoch kritisch zu bewerten (Ihm 1978, 208
f.).
Die Kartierung zeigt demnach keine Konzentration der
Werkzeuge in der Grabkammer und der übrigen Flintar-
tefakte in der weiteren Grabungsfläche; die augenfällige
Konzentration in der Kammer betrifft alle Flintartefakte
gleichermaßen. Hieraus ist auf einen Zusammenhang
zwischen allen Flintobjekten und der Grabanlage bzw.
den darin Bestatteten zu schließen. Die vertikale Vertei-
lung der Flintartefakte zeigt ebenfalls keine signifikanten

Schwerpunkte, die eine differenzierende Aussage ermög-
lichen würden.
2.4.3 Felsgesteingeräte
Aus der Kammer selbst stammen keine Felsgesteingerä-
te, doch können ein kleines, stark beschädigtes Beil und
das Nackenfragment einer Axt, die im Umfeld der Grab-
anlage gefunden wurden, mit den Bestattungen in Ver-
bindung gebracht werden.
Das Beil (Taf. 44) besteht aus einem grünlichen,
schiefrigen Gestein und zeigt einen trapezförmigen
Grundriss sowie einen rechteckigen Querschnitt. Die
Schneide ist abgebrochen und eine der Schmalseiten
stark überschliffen. Hinzu treten einige Narben auf den
Breitseiten, die zusammen mit den übrigen Beschädi-
gungen wohl modernen Ursprungs sind und eventuell
durch den Pflug verursacht wurden. Lediglich im Na-
ckenbereich fallen kleine Absplitterungen auf, bei denen
es sich um Gebrauchsspuren handeln könnte.
Das Beil ist dem Querschnitt nach den Rechteckbeilen
nach Brandt zuzuweisen und innerhalb dieser der Grup-
pe B der breiten Beile mit trapezförmiger Breitseite
(Form 2; Brandt 1967, 140 f.). Der Typ weist eine
große Verbreitung im gesamten Untersuchungsgebiet
von Brandt auf, wobei zwei deutliche Konzentrationen
am nördlichen Rand der Mittelgebirge hervortreten. Es
ist zum einen das Gebiet um den Leineaustritt in das
Norddeutsche Flachland zwischen Hildesheim und Han-
nover, zum anderen das Nordharzvorland zwischen Oker
und Aller (Brandt 1967, Karte 33). Darüber hinaus
findet sich dieser Beiltyp in zahlreichen jungneolithi-
schen Fundkomplexen.
Nach Westen lässt sich die Verbreitung dieses Typs bis
an die Maas verfolgen, wobei hier die Trapezform der
Breitseite als bestimmendes Merkmal vorangestellt ist
und auf fließende Übergänge im Querschnitt von recht-
eckig zu oval hingewiesen wird. Ergänzt wird für diese
Beile ein Längen-Breiten-Verhältnis von 1,2-1,5:1, so
dass anhand der Breite des Odagser Fundes von 4,4 cm
auf eine ursprüngliche Länge von 5,28 bis 6,6 cm ge-
schlossen werden kann (Hoof 1970, 55; Karte 12). Die
 
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