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Ritter, Stefan; Rummel, Philipp; Becker, Thomas; Ganschow, Thomas; Godbillon, Isabelle; Großmann, Sonja; Herb, Christiane; Kalogeroudi, Eleni; Meyr, Martina
Archäologische Untersuchungen zur Siedlungsgeschichte von Thugga: die Ausgrabungen südlich der Maison du Trifolium 2001-2003 — Thvgga, Band 3: Wiesbaden, 2015

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https://doi.org/10.11588/diglit.42449#0320
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Kleinfunde

285

M 117
Großer, antik halbierter Spielstein, o. abgerundet, u. abge-
flacht. Blaugrün; dicke Iris. Dm 2,7 cm. - Inv. 1080. Bef. 63.
M 118
Intakter kleiner Spielstein, o. abgerundet, u. abgeflacht. Blau-
grün, durchscheinend; Verwitterungen. Dm 0,8 cm. - Inv. 977.
Bef. 15.
M 119
Intakter Spielstein, Oberfläche abgerundet, u. abgeflacht.
Blaugrün; feste Iris. Dm 1,2 cm. — Inv. 950. Bef. 175.
M 120
Kompletter kleiner Spielstein, u. abgeflacht, rund. Olivgrün,
durchscheinend; Verwitterungen. Dm 1,2 cm. - Bef 63.
28. Perlen (M 121-124)
Im Grabungsareal wurden vier Perlen gefunden: zwei Melo-
nenperlen aus Kieselkeramik und zwei Glasperlen. Melonen-
perlen aus Kieselkeramik bestehen aus Quarzsplitt, Glaspulver
sowie einem organischen Bindemittel und waren ursprünglich
mit einer blauen Glasur umgeben877. Sie konnten als eine Art
Amulett getragen werden, wurden aber auch im militärischen
Bereich verwendet, z. B. am Pferdegeschirr8 8. Römische Me-
lonenperlen sind ab tiberischer Zeit bis in das 3. Jh. n. Chr.
nachgewiesen, ihre größte Verbreitung hatten sie von frühflavi-
scher Zeit bis zum Beginn des 2. Jhs. n. Chr.879. Auch eine der
Thuggenser Melonenperlen (M 122) kam in einem flavisch-
trajanischen Befund zutage.
Bei den beiden Glasperlen handelt es sich um eine um einen
Stab gewickelte Perle aus dem flavisch-trajanischen Bef 316
(M 123) sowie einen kompletten kleinen Glasring aus dem
frühkaiserzeitlichen Bef 175 (M 124).
M 121
Komplette Melonenperle aus Kieselkeramik. Blaugrün; Iris.
Dm ca. 1,3 cm. — Inv. 1008 (= Sonderfund-Nr. 246). Bef 267
(Koordinaten: x = 28,41, y = 16,36, H: 510,32 m ü. LHN).
M 122
Intakte Melonenperle aus Kieselkeramik. Blaugrün; Iris. Dm
ca. 1,4 cm. - Inv. 1554 (= Sonderfund-Nr. 257). Bef 302 (Ko-
ordinaten: x = 18,10, y = 14,88, H: 510,24 m ü. LHN).
M 123
Perle, um Stab gewickelt. Farbe nicht feststellbar; feste Iris. Dm
1,7 cm. - Inv. 1528. Bef 316.
M 124
Perle, kompletter kleiner Glasring. Blaugrün; dicke Iris. Dm
0,9 cm. - Inv. 752 (= Sonderfund-Nr. 220). Bef 175 (Koordi-
naten: x = 21,21, y - 8,51, H: 510,79 m ü. LHN).
877 Riha 1990, 80; Hoffmann 2002, 231 f. (E6.10 Melonenperle aus Kie-
selkeramik).
878 Riha 1990, 77; Hoffmann 2002, 232.
879 Riha 1990, 80; Hoffmann 2002, 232.

4. KLEINFUNDE
4.1. Kleinfunde aus Bein, Metall und Ton
Martina Meyr
Im Gegensatz zu den Funden aus Keramik sind im Gesamt-
material erwartungsgemäß wenige Funde aus Metall und Bein
vorhanden, die zudem keine exakten Datierungen liefern. Den-
noch gibt es einige Stücke, die Beachtung verdienen - vor al-
lem unter dem Aspekt Mode, Wohnen und Alltag - und daher
ausführlicher besprochen werden sollen. Ausgenommen hier-
von ist die große Anzahl an Nägeln und Baumaterialresten wie
Tubuli, Mosaiksteine oder Wandverputz, der extrem kleinteilig
und nur sehr fragmentarisch erhalten ist. Die Baumaterialreste
stammen zudem meist aus Verfüllungen, wodurch keine Aus-
sagen zu ihrer ursprünglichen Verwendung oder ihrer genauen
Herkunft möglich sind. Ebenso wurden kleinste Bronze- und
Eisenfragmente, die zudem nicht näher funktional bestimmt
werden können, nicht in den Katalog aufgenommen.
Funde aus Bronze, Eisen und Blei (Kat. N)
Die einzigen Fibeln aus dem Bereich der untersuchten Flächen
sind drei des Typs Aucissa880 (N 1-3), der im gesamten Römi-
schen Reich881 ab augusteischer Zeit bis ins dritte Viertel des
1. Jhs. getragen wurde882. Im Gegensatz zu anderen Fibeltypen
findet sich dieser auch häufiger in Nordafrika883. Keines der
vorliegenden Stücke aus Thugga trägt einen Herstellerstempel
auf der Kopfplatte, wie bei Fibeln dieses Typs teilweise anzu-
treffen ist884. Da meines Wissens in Nordafrika bislang keine
Produktionsstätte lokalisiert werden konnte und Hinweise auf
Import aus anderen Reichsteilen fehlen, kann die genaue Her-
kunft der Fibeln nicht bestimmt werden. Aber auch an anderen
Fundorten wurden Aucissafibeln nachgewiesen885. Es bleibt zu
überlegen, wer die Besitzer dieser Fibeln waren. Häufig wur-
den diese als Männerfibeln angesprochen und auch in Verbin-
dung mit Soldaten gebracht886. Davon kann man jedoch nicht
per se ausgehen, da durch das Auffimden an zivilen Fundorten

880 Bechert 1973, 12 f.; Riha 1979, 114; Gugl 1995, 9; 114 f.; Boelicke
2002, 92.
881 Zur Verbreitung in den Nordwestprovinzen s. Feugere 1985, 312—331;
zu Gallien und Italien s. Morel in: Callu u. a. 1965, 103 Anm. 1; zu Grie-
chenland s. Völling 1996, 446 Anm. 84; zu Teilen Illyricums Marovic 1961,
106—120; zu Nordafrika s. Mackensen 1983, 573 Anm. 43; allgemein dazu s.
Behrens 1950, 6—8; Boelicke 2002, 92 Anm. 206-208.
882 Bechert 1973, 13: „Ihre Hauptblütezeit reicht bis über die Mitte des 1.
Jahrhunderts hinaus“; Riha 1979, 114 £: „...verschwanden aber erst allmählich
im dritten Viertel“ des 1. Jhs.; Boelicke 2002, 92: „seit augusteischer Zeit bis
über die Mitte des 1. Jahrhunderts“.
883 Mackensen 1983, 573. Bes. Anm. 43. — z. B. Mackensen 1999b, 535
Kat. 3 (Fragment einer Aucissafibel aus Karthago), Berthier 2000, 372 (Tiddis).
884 So z. B. auch im Illyricum, s. Marovic 1961, 106.
885 Gerharz 1987, 81 f.
886 Behrens 1950, 8 zieht eine Produktion in Oberitalien und die Verbrei-
tung durch Soldaten von dort aus in Erwägung. Nach Gechter 1979, 77 sind
Aucissafibeln „eher für den militärischen Bereich typisch“. Riha 1979, 114:
„Diese in großen Mengen für die Legionäre hergestellten Fibeln gelangten mit
den Soldaten in das ganze Imperium, wo sie in augusteischer Zeit die überwie-
gende Zahl aller vorhandenen Fibeln bilden“.
 
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