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Białostocki, Jan [Honoree]
Rocznik Muzeum Narodowego w Warszawie: In memoriam Jan Białostocki — 35.1991 [erschienen] 1993

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II. Ostatnie prace Jana Białostockiego
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Białostocki, Jan; Michalski, Sergiusz [Editor]: Das Arnolfini-Bildnis als Deutungsgegenstand und als Deutungsansporn
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https://doi.org/10.11588/diglit.19643#0150
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integriert. Marcus van Vaernewijck, Kareł van Mander und Joachim von Sandrart
erwahnten zwar das Bild, doch kannten sie es aus zweiter Hand und ihre Beschreibungen
waren willkiirlich. Ais das Bild von einem lnventar-Verfasser 1789 beschrieben wurde war
der Beschreiber immer noch mehr an dem beriihmten „Juan de Encina inventor de la pintura
al oleo" — an dem Meister ais einem Entdecker der Ólfarbe — interessiert ais an den Bilde
selber. Es war dies noch diejenige Stufe des Van Eyck Ruhmes auf welcher er vor allem ais
technischer Entdecker galt. Erst im 19. Jahrhundert wurde in dem Autor des Bildes der
Entdecker der Natur, ihr getreuer Darsteller gefeiert. Ja, die ersten Eindriicke die wir von
dem Bilde, nachdem es in London von der Nationalgalerie erworben und zuganglich
gemacht wurde, iiberliefert haben, sind eher naive Zeugnisse im Sinne eines anekdotisch-
-realistischen Bildlesens.

1852 „wollte" Viardot in einem Buch iiber die Museen in Grossbritannien „in der
Darstellung eine Szene des Handlesens sehen: der Mann sei ein Chiromant und lese aus
der Hand der Dame die Zukunft des zu erwartenden Kindes". Die Sprache der Zeichen war
noch ganz unzuganglich. Nicht nur blieb die Symbolik unverstanden sondern auch die
Gattung des Bildes wurde falsch bestimmt: gemass den Auffassungen der realistischen
Malerei des 19. Jh. wurde in dem Bild eine genrehafte Darstellung aus dem Leben vermutet.

Zwei Jahre spater nannte Laborde das Bild La legitimation. Auch er hat geglaubt, die
Dargestellte sei Schwanger und der Mann halte hoch seine Hand um zu bezeugen, dass er
der Vater des zu erwartenden Kindes sei (1855).

Das Bild tragt den Namen des Malers und auch ein Jahresdatum, die solchermassen
eindeutig angegeben, nie in Frage gestellt wurden, obwohl die besondere Form der Inschrift
zu vielen Diskussionen Anlass gab. Die alteste Erwahnung des Werkes beschreibt das Bild
ais die Darstellung eines Ehepaares. 1516 wurde berichtet ais sich das Bild, mit Fliigeln
versehen, nicht mehr bei den Dargestellten, die ja noch im 15. Jh. gestorben waren sondern
schon in der Sammlung Margaretes von Ósterreich in Mecheln befand: „ung grant tableau
ąuon appelle Hernoul le Sin [Fin] avec safemme dedens une chambre". Also ein Bildnis tout
court. Sieben Jahre spater wurde in einem Inventar derselben Sammlung das Werk
folgendermassen charakterisiert: „ung aultre tableau fort exquis: qui se ciot a deuxfulletz, ou U
y a peinctz ung homme et une femme estanz desboutz, touchantz la main l'ung de l'autre,fait de la
main de Johannes, les armes et divise de feu don Dieghe esdits deux feulletz, nomme le
personnaige Arnoult Fin".

Diesmal wurde das Bild ausdriicklich hoch bewertet, ais fort exquis. Der Verfasser dieses
Inventars zieht sich von der vor sieben Jahren vorgebrachten Deutung der Dargestellten ais
Eheleute zuriick und begrenzt sich auf eine „vorikonographische" Beschreibung: „Ein Mann
und eine Frau stehend und ihre Hande einander beriihrend". In beiden Eintragungen wurde
der Name des dargestellten Mannes, obwohl entstellt, angegeben, was Crowe und
Cavalcaselle die Móglichkeit lieferte 1857 die Identitat der Abgebildeten ais das Ehepaar

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