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Białostocki, Jan [Gefeierte Pers.]
Rocznik Muzeum Narodowego w Warszawie: In memoriam Jan Białostocki — 35.1991 [erschienen] 1993

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II. Ostatnie prace Jana Białostockiego
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Białostocki, Jan; Michalski, Sergiusz [Hrsg.]: Das Arnolfini-Bildnis als Deutungsgegenstand und als Deutungsansporn
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https://doi.org/10.11588/diglit.19643#0149

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DAS ARNOLFINI-BILDNIS ALS DEUTUNGSGEGENSTAND
UND ALS DEUTUNGSANSPORN

M an kann damit beginnen, dass Jan van Eyck grossen Ruhm ais Entdecker
erlangte — und dies in dreifacher Weise. Zuerst wurde er ais Entdecker einer neuen
Maltechnik gepriesen; ais ein Maler der das Wunder der Nachahmung der Wirklichkeit in
der Kunst durch einen beinahe magischen Kunstgriff erreicht hatte — durch die Entdeckung
und Anwendung der Ólfarbe. So wurde er bis ins 19 Jh. ais ein gelehrter Alchemiker gelobt.
Dann ist er — in der zweiten Etappe seines Ruhmes — ais ein Entdecker der Natur
verherrlicht worden, was tibrigens schon friiher gelegentlich hervorgehoben wurde. Schon in
der Mitte des 15 Jh. sagte Bartolommeo Fazio iiber die Federn eines von Van Eyck gemalten
Engels, dass sie die wahren Federn iibertreffen, dass sie also sogar noch wirklicher ais die
Wirklichkeit selbst seien. Noch zu Beginn des 20 Jh. wurde Jan van Eyck vor allem ais der
grosse Maler der Natur gepriesen, dessen Werke mit den natiirlichen Dingen wetteifern
konnten.

Erst in den ersten Dezennien unseres Jahrhunderts ist ihm ein drittes Verdienst
zugerschrieben worden. Er wurde zum Entdecker einer neuen Symbolik ausgerufen und
wurde ais derjenige apostrophiert welcher — iibrigens gleich seinem alteren anonymen
Zeitgenossen, den wohl mit Robert Campin zu identifizierenden Meister von Flemalle — die
solchermassen durch Panofsky bezeichnete „verhullte Symbolik" (disguised Symbolism) in
die niederlandische Malerei einfuhrte.

Das erste dieser drei Verdienste wurde Van Eyck schon im 18 Jh. von Lessing in seiner
Abhandlung Vom Alter der Olmalerei abgesprochen. Das dritte Verdienst beginnt man erst
jetzt in Frage zu stellen. Ais ein Meister der Naturwiedergabe wird er voraussichtlich immer
geschatzt bleiben. In der Geschichte des postumen Ruhmes des Van Eyck taucht unser
Doppelbildnis, das seit 1842 der Londoner Nationalgalerie gehort, ziemlich spat auf. Das
Bild wurde zwar sehr friih in den habsburgischen Inventaren beschrieben, doch im 16 Jh.
nach Spanien gebracht, entschwand es aus der Sicht der meisten Kunstschriftsteller und
wurde erst in der Mitte 19. Jahrhunderts in das Werk des niederlandischen Meisters wieder

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