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Białostocki, Jan [Gefeierte Pers.]
Rocznik Muzeum Narodowego w Warszawie: In memoriam Jan Białostocki — 35.1991 [erschienen] 1993

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II. Ostatnie prace Jana Białostockiego
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Białostocki, Jan: Das Bild des Todes in der europäischen Grabmalkunst
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https://doi.org/10.11588/diglit.19643#0167

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DAS BILD DES TODES IN DER EUROPAISCHEN GRABMALKUNST

N icht wirkt auf den menschlichen Geist so tief und bewegend und dies unabhangig
von nationalen, religiósen, sozialen und kulturellen Unterschieden — wie die Erfahrung des
Todes. In keinem anderen Bereich ist der Mensch zu einem solchen Grade mit den
grundsatzlichen Existenzproblemen konfrontiert und aufgefordert viele Fragen iiber
die Ursachen, Grenzen und den endgiiltigen Sinn des Seins zu stellen. Eine Betrachtung der
menschlichen Einstellungen zum Tod und dereń Widerspiegelung in der Kunst, kann somit
helfen sowohl die grundsatzliche Einheit der menschlichen Erfahrung zu verstehen, wie auch
die Unterschiedlichkeit der wichtigsten Deutungen begreifen, die in verschiedenen Zeiten
und Orten dieser Erfahrung gegeben wurden.

1

Bei diesem sehr breitem Thema mochte ich mich in diesem Versuch auf eine spezifische
Frage begrenzen, namlich auf den Gebrauch der Bilder und Symbole des Todes in der
sepulkralen Kunst Europas. Man kann hier — eher unerwartet — die Feststellung treffen,
dass die Grabkunst fiu lange Perioden von Darstellungen und Zeichen des Todes, die in
anderen Bereichen des anschaulichen Ausdrucks gelaufig waren, abzusehen pflegte und dass
die Zeit in welcher diese scheinbar natiirliche Vereinigung der Todesmotive mit der Kunst
der Graber zustande kam, sehr begrenzt war.

Im mythologischem und religiósen Denken war der Glaube an eine unbegrenzte
Fortfiihrung der Existenz ausserhalb der Todesgrenze weit verbreitet und es war die Aufgabe
der visuellen Einbildungskraft diesen menschlichen Erwartungen eine anschauliche Form zu
geben. Die Kunst hat diese Aufgabe auf verschiedene Weise erfiillt, je nach den in einer
Periode vorherrschenden Haltungen. Die Unsterblichkeit konnte ais eine einfache, ewige
Fortsetzung des irdischen Lebens mit allen seinen Eigenschaften, Vergniigungen, Wurden
und Tugenden aufgefasst werden. Einer solchen Auffassung dienend hat die Kunst

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