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Białostocki, Jan [Gefeierte Pers.]
Rocznik Muzeum Narodowego w Warszawie: In memoriam Jan Białostocki — 35.1991 [erschienen] 1993

DOI Heft:
I. Po śmierci Jana Białostockiego: Wspomnienia i nekrologi
DOI Artikel:
Sauerländer, Willibald; Białostocki, Jan [Bearb.]; Białostocki, Jan [Gefeierte Pers.]: Die Kunst ist vor dem Gold: zum Tod von Jan Białostocki
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https://doi.org/10.11588/diglit.19643#0121

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KUNST IST VOR DEM GOLD

ZUM TOD VON JAN BIAŁOSTOCKI

an Białostocki, der am 27. Dezember im Alter von 67 Jahren in Warschau gestorben
ist, gehórte zu jenen politischen Intellektuellen, die wahrend der deutschen Besatzung an der
„geheimen Universitat" studiert hatten, nach dem Warschauer Aufstand ins Konzentra-
tionslager kamen und sich 1945 im stalinistischen Polen wiederfanden. Mit einer bewunder-
ungswiirdigen Energie hat Białostocki sich unter diesen bedriickenden Umstanden mit den
Methoden der westlichen Kunstwissenschaft vertraut gemacht, wurde er aus der Ferne zum
Schiiler des in Princeton wirkenden Erwin Panofsky und der Londoner Warburg-Bi-
bliothek. Ais die Entstalinisierung 1956 ihm freiere Bewegung im Westen ermóglichte,
gewann er durch seine ideenreichen Arbeiten rasch weltweites Ansehen.

Auf einem Miinchner Rembrandt-Kolloąuium 1957 trat er mit einer kiihnen These iiber
die Auflosung der Bildinhalte im Alterswerk des Meisters hervor. Geistvoll hat er erstarrte
Vorstellungen aufgebrochen, nach weiteren und offeneren Begriffen gesucht. Seine Ab-
handlung iiber das Modusproblem in den bildenden Kunsten oder iiber die Rahmenthemen und
die archetypischen Biłder wirkten iiber die Grenzen seiner Disziplin hinaus. Fur die
italienische Enciclopedia universale deWArte schrieb er 1962 den Eintrag zu dem schwierigen
Stichwort „Iconografia e Iconologia", der viele Małe wiederaufgelegt und einem Klassiker
geworden ist.

Die Distanz, mit der er von Warschau aus die Bewegungen der westlichen Wissenschaft
verfolgte, scharfte seinen Blick fiir die grundlegenden, Probleme. Er war haufiger Gast an
westlichen Universitaten und Instituten, aber nie. wollte er sich von seiner polnischen Heimat
trennen. Einem Versuch, ihn an die Wiener Universitat zu holen, hat er ebenso widerstanden
wie amerikanischen Angeboten.

Białostocki baute Briicken von Polen in die westliche Welt. Er bewies, dass es auch in
Polen nicht nur kirchliche, sondern auch liberale und aufgeklarte Distanz zu den
herrschenden Doktrinen geben kann. 1982 hat man ihm das Prasidium des denkwiirdigen,

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