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Białostocki, Jan [Gefeierte Pers.]
Rocznik Muzeum Narodowego w Warszawie: In memoriam Jan Białostocki — 35.1991 [erschienen] 1993

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II. Ostatnie prace Jana Białostockiego
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Białostocki, Jan: Die Bilderkreise der Barocken Kunst
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https://doi.org/10.11588/diglit.19643#0207

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DIE BILDERKREISE DER BAROCKEN KUNST

der Barockbegriffs darstellte. Ais ich diese Betrachtungen niederschrieb (die dann auch 1966
in deutscher Sprache in einem Band meiner ausgewahlten kunstwissenschaftlichen Studien
erschienen1), war ich mir bewusst, dass der Begriff des Barock — wie die meisten durch die
kunstgeschichtliche Forschung des 19. und 20. Jahrhunderts gepragten und verbreiteten
Begriffe — heute mehr Zweifel ais Hoffnungen erweckt. Er ist eher eine Quelle der
Verlegenheit ais der Belehrung.

Schon von dreissig Jahren war es mir klar, dass im Hinblick auf diesen Begriff mehrere
Vorbehalte formuliert werden kónnen. Die Schwierigkeiten bei dessen Anwendung sind so
gross, dass viele Kunsthistoriker, die iiber diese Periode arbeiten, sich engerer, aber ihren
Inhalt genauer fassender Begriffe bedienen, und damit diese weite, vieldeutige und so viele
Vorbehalte provozierende Kategorie beiseite lassen.

Zuerst wurde der Barock durch formale Analysen ais ein eigener Stil bestimmt und dann
richtig gewertet. Von der Generation Jacob Burckhardts ais eine verdorbene Renaissance
verworfen, ist dieser Stil von Cornelius Gurlitt, dann vor allem von Heinrich Wólfflin ais eine
der Renaissance gleichwertige Form kiinstlerischen Ausdrucks rehabilitiert worden2.
Obwohl Wólfflin in seinen Kunstgeschichtlichen Grundbegńffen auch einige ikonographische
Betrachtungen einbezog, sind diese in seinem Lehrgebaude vollig marginal geblieben3. Seine
Betrachtung nach Stoffen zielt aber nicht darauf zu zeigen, welche Stoffe und welche
ikonographischen Auffassungen dem Barockzeitalt,er eigen waren, sondern er will „die
Betrachtung nach formalen Motiven" durch eine „rein ikonographisch angelegte Be-
trachtung nach einzelnen Bildstoffen erganzen"4. Dann werden Leonardos, Baroccis und
Tiepolos Auffassungen der Abendmahlsdarstellung verglichen, es wird auch Pieter Bruegels
Bauernhochzeit herangezogen. Alles das geschieht aber nur mit dem Ziel, um eine neue
Kunstgeschichte vorzubereiten, „wo man Schritt fur Schritt die Entstehung des modernen
Sehens verfolgen" kónnte — „eine Kunstgeschichte, die nicht nur von einzelnen Kiinstlern

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