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Białostocki, Jan [Honoree]
Rocznik Muzeum Narodowego w Warszawie: In memoriam Jan Białostocki — 35.1991 [erschienen] 1993

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II. Ostatnie prace Jana Białostockiego
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https://doi.org/10.11588/diglit.19643#0241

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ZWISCHEN SAULENBUCHERN UND UTOPIE

ZUR „ARCHITEKTURTHEORIE" VON HANNO-WALTER KRUFT

Hanno-Walter Kruft: Geschichte der Architekturtheorie.
Von der Antike bis zur Gegenwart, Munchen 1985, Verlag
C. H. Beck, 734 S., 207 Abb.

A

1 JLls Julius von Schlosser sein Buch Die Kunstliteratur 1924 veróffentlicht hatte,
konnte der gelehrte Band ais Abschluss einer langeren Forschungsperiode der theoretischen,
kritischen und historiographischen Schriften gelten, die sich mit Kunst beschaftigten. Der
Anteil des architekturtheoretischen Schrifttums war an dem Buch von Schlosser gering. Da
er grundsatzlich iiber die Antike nicht schrieb, wurden Vitruvs Ansichten nur kurz am
Anfang der mittelalterlichen Kunstliteratur gestreift. Auch Alberti, dem Schlosser wenig
Sympathie entgegenbrachte, wird ais Architekturtheoretiker knapp besprochen, ein wenig
mehr Raum wurde Filaretę und Fr. Colonna zugewiesen. Insgesamt kann gesagt werden,
dass dieses klassische Handbuch, das auf 700 Seiten die Kunstliteratur bis zum Ende des 18.
Jahrhunderts umfasst, nicht mehr ais 50 Seiten der Architekturtheorie widmet.

Zwólf Jahre spater erschien — zuerst englisch, dann franzósisch — Lionello Venturis
Geschichte der Kunstkritik, welche den Problemen der Architektur noch weniger Auf-
merksamkeit erwies. Zwar sprach Venturi iiber Vitruv, Alberti, Serlio und Palladio, iiber
Ruskin, Morris, Viollet-le-Duc und Semper, sogar iiber Architektur der Gegenwart und
Frank Lloyd Wright, doch das Thema seines Buches war vor allem das Kunsturteil, weshalb
die Problematik der Architekturtheorie auch hier am Rande blieb.

Mehr Platz nahm das Architekturschrifttum in der zuerst (1960—67) polnisch, dann
(1970—74) englisch herausgegebenen Geschichte der Asthetik von Władysław Tatarkiewicz
die aber nur bis 1700 reicht. Auch hier richteten sich aber natiirlicherweise die Interessen
nicht besonders an die Architektur, obwohl das Buch nicht ganz ohne Belang fur die
Geschichte der Architekturtheorie ist.

Es war also vollkommen begriindet und auch begriissenswert, dass Hanno-Walter Kruft
auf die Idee kam, diesem so merkwiirdigerweise vernachlassigten historischen Bereich eine
handbuchartige Veróffentlichung zu widmen. Der 700 Seiten starkę Band geht auf eine
Quellenkenntnis aus erster Hand zuriick sowie auf eine bewunderungswiirdige Belesung in
der wissenschaftlichen, zweitausend Jahre der Baukunstentwicklung umfassenden Literatur.

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