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Białostocki, Jan [Gefeierte Pers.]
Rocznik Muzeum Narodowego w Warszawie: In memoriam Jan Białostocki — 35.1991 [erschienen] 1993

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II. Ostatnie prace Jana Białostockiego
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https://doi.org/10.11588/diglit.19643#0242

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Der Haupttext hat 500 Seiten, denen 150 Seiten Anmerkungen, mehr ais 200 Abbildungen
und 50 Seiten Bibliographie folgen. Die besprochene Zeitspanne wird im Untertitel ais „von
der Antike bis zur Gegenwart" bezeichnet.

Der Verfasser dieses grundlegenden und meisterhaft geschriebenen Buches hat das riesige
Materiał in dreissig Kapitel gegliedert, welche 10 bis 30 Seiten umfassen und zugleich
sprachlich-nationale wie chronologische Differenzierung widerspiegeln. Der Antike und dem
Mittelalter sind je ein Kapitel, dem 15. Jahrhundert in Italien zwei Kapitel gewidmet. Die
ersten Jahrhunderte der Neuzeit in Italien werden ziemlich schnell durchlaufen: auf
S. 113/114 und 117—121 werden schon die Theoretiker des spaten 17. Jahrhunderts —
Bellori, Guarini und Padre Pozzo — besprochen. Dann geht man aber ins 16. Jahrhundert
zuruck, nach Frankreich, um wieder in zwei folgenden Hauptteilen bis zum Ende des 18.
Jahrhunderts mit Boullee und Ledoux vorzustossen. Auf S. 186 kehren wir, im Hauptteil 14,
nochmals in das 16. Jahrhundert zuruck, diesmal um die deutsche und niederlandische
Entwicklung zu iiberblicken. Nachdem der germanische Sprachbereich im 17. und 18.
Jahrhundert, der italienische Beitrag im 18. Jahrhundert und die Antikenpublikationen des
18. Jahrhunderts besprochen worden sind, fuhrt der Verfasser den Leser in das 16.
Jahrhundert zuruck, diesmal nach Spanien (18. Kapitel), und nachdem der spanische Beitrag
vom 16. bis zum 18. Jahrhundert beleuchtet worden ist, auch nach England (19. Kapitel), um
wieder der englischen Entwicklung bis ins 18. Jahrhundert zu folgen.

Eine solche Organisationsweise des Materials, der die nationalen Traditionen der
Kunstliteratur ais Hauptkriterium dienen, macht natiirlich eine synchronische Sicht der
Lage in den europaischen Hauptlandern schwieriger. Auf S. 8 sagt der Verfasser: „Ich kann
mir kaum vorstellen, dass ein Benutzer dieses Buch von vorn nach hinten liest, vielmehr wird
man mit einer bestimmten Frage an einem Punkt zu lesen beginnen und sich von dort
vorwarts und riickwarts orientieren". Der Rezensent hat also das kaum Erwartete geleistet,
da er das Buch vom Anfang bis zum Ende gelesen hat. Er bedauert es keineswegs.

Obwohl bei einer solchen Lekturę das geschichtliche Bild in lokale Entwicklungsstrange
zersplittert wird, sind die Absichten des Verfassers verstandlich. „Tatsachlich", schreibt er (S.
18), „spiełen nationale und sprachliche Faktoren fiir die Geschichte der Architekturtheorie
eine gróssere Rolle, ais man zuerst erwartet... selbst das 20. Jahrhundert ist in der Geschichte
der Architekturtheorie trotz aller internationalen Tendenzen nationalistischer und sprach-
gebundener, ais es zuerst den Anschein hat. Die gewahlte Stoffeinteilung und die
Bezeichnung der Kapitel sollen deutlich machen, dass das iibliche Epochenraster und die
stilgeschichtlichen Entwicklungsbegriffe nur sehr eingeschrankt fiir unsere Aufgabe geeignet
sind".

Nicht nur das. Man hat den Eindruck, dass diese erste Geschichte der Architekturtheorie
noch sozusagen auf dem individualistisch-biographischen Niveau der Geschichte sich
abspielt. Wir sehen ein Panorama der Architekturtheoretiker oder der Denker, die sich auch

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