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Białostocki, Jan [Honoree]
Rocznik Muzeum Narodowego w Warszawie: In memoriam Jan Białostocki — 35.1991 [erschienen] 1993

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II. Ostatnie prace Jana Białostockiego
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Białostocki, Jan; Michalski, Sergiusz [Editor]: Das Arnolfini-Bildnis als Deutungsgegenstand und als Deutungsansporn
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https://doi.org/10.11588/diglit.19643#0151

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Arnolfini und — hypothetisch — ais Giovanni Arnolfini und Jeanne Cenami festzustellen,
beide aus italienischen Familien aus Lucca, doch in den burgundischen Niederlanden und in
Paris ansassig. In den beiden Inventaren wurde angegeben, dass das Bild Fliigel besass auf
welchen sich die Wappen und die Devise eines Don Diego befanden (Inventar von 1516: „Les
armes sont en la couverte dudit tableau"). Don Diego wird in dem folgenden Inventar ais
Don Diego de Guevara, ein spanischer adliger Kunstliebhaber identifiziert, der in dem
Inventar von 1516 ais derjenige erwahnt wurde, der das Bild der Margarete von Ósterreich
geschenkt hat. Die Frage ob die das Bild abschliessenden Fliigel von Don Diego de Guevara
dem Werke hinzugefugt wurden, oder schon von Anfang an mit dem Werke verbunden
waren und nur mit dem Wappen und der Devise dieses Besitzers ausgestattet wurden, kann
nicht beantwortet werden und wurde so weit ich sehe gar nicht gestellt, obwohl der in seiner
Zeit vóllig einmalige Charakter des Bildes, eine solche Móglichkeit gar nicht ausschliesst.

Das chronologisch nachste Inventar, das die Sammlung der Maria von Ungarn, der
Nachfolgerin Margaretes ais Regentin der Niederlande betrifft, in spanisch 1556 verfasst,
wiederholt das schon friiher Angegebene, vermehrt aber die Angaben indem es zum ersten
Mai den Spiegel erwahnt: „eon un espejo en que se muestran los dichos hombre e muger". Maria
von Ungarn hat sich 1557 mit ihrem Kunstbesitz nach Spanien begeben, wo sie 1558 starb.
Das Bild wurde dann im Alcazar in Madrid 1700 erwahnt und diesmal hat der
Inventarverfasser den dargestellten Vorgang ais eine Trauung gedeutet. Das Aussehen der
Frau zeugt seiner Ansicht nach, von einer Schwangerschaft „es una lemana preńada vestida de
verde dando la mano a un mozo que parece se casan de noche". Da der helle Himmel in den
Fensterausblick links zu sehen ist, muss man die letzten Worte wohl so deuten, dass die
Dargestellten sich in der kommenden Nacht vermahlen werden, wenn nicht einfach vermutet
werden soli, dass die brennende Kerze dem unaufmerksamen Beschreiber einen nachtlichen
Vorgang suggeriert hatte. Zum ersten Mai wird hier in diesem Text von 1700 iiber eine
Inschrift mit einem Ovid-Zitat, die angeblich auf dem Rahmen sich befand, berichtet:
„escriptos unos uersos de Ovidio en el marco de la pintura" und „y los uersos declaran como se
engańan el uno al otro". Diese Formulierung, die bisher nicht gedeutet wurde, scheint doch
sehr merkwurdig; sie miisste eigentlich bedeuten, dass die zwei Dargestellten sich gegenseitig
betriigen oder sich verirren.

Sind die Ovidverse durch Don Diego de Guevara oder noch spater hinzugefugt worden
oder stammten sie von Jan van Eyck und gehórten somit der ursprunglichen Fassung an? Sie
sind zwar mit den Fliigeln zusammen erwahnt, eindeutig aber ais „en el marco" — auf
dem Rahmen — geschrieben erwahnt. Man kann sich ganz gut vorstellen, dass Jan van Eyck
ais Meister der antikisierenden Inschriften eine solche Inschrift auf dem Rahmen des
Arnolfinibildes angebracht haben konnte, obwohl sonst keine Ovidzitate — iibrigens keine
Zitate aus den antiken heidnischen Autoren iiberhaupt — auf seinem Werken festgestellt
worden sind. Allende Salazar, der die zitierte Erwahnung veróffentlicht hat, schlug vor, dass

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