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Białostocki, Jan [Gefeierte Pers.]
Rocznik Muzeum Narodowego w Warszawie: In memoriam Jan Białostocki — 35.1991 [erschienen] 1993

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II. Ostatnie prace Jana Białostockiego
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Białostocki, Jan; Michalski, Sergiusz [Hrsg.]: Das Arnolfini-Bildnis als Deutungsgegenstand und als Deutungsansporn
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https://doi.org/10.11588/diglit.19643#0152

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der Rahmen in dem Brand des Madrider Alcazars 1734 vernichtet worden sein konnte. Es ist
aber nicht klar, wie nur der Rahmen zugrunde gehen, das Bild aber gerettet werden konnte.
Anders ais in anderen Werken Van Eycks musste aber wirklich der Rahmen urspriinglich
von dem Bilde separierbar gewesen sein, da das uns bekannte Bild sicher nie organisch mit
einem Rahmen verbunden war.

Obwohl des Arnolfinibildnis 1557 nach Spanien gebracht wurde und nicht mehr im
europaischen Norden zuganglich war, so hat doch dort eine gewisse Deutungstradition
weitergelebt. 1568 hat Marcus van Vaernewijck in seinem Den Spieghel der Nederlandscher
Audtheyt unser Bild ais einmal den Sammlungen der Maria von Ósterreich angehórig
erwahnt und folgendermassen beschrieben: „een trauwinghe van eenen man ende vrouwe/die
von Fides ghetrouwt worden" — die Vermahlung von einem Mann und einer Frau die durch
den Glauben getraut werden". Hier, wie spater in Spanien, hat man aus der Darstellung
Schlusse iiber den Vorgang gezogen. Die Tatsache, dass Vaernewijck der das Bild wohl nicht
gesehen hat (und sollte er es gesehen haben, so musste es vor mehreren Jahren gewesen sein),
iiber Fides sprach die den Mann mit der Frau vermahlte, wurde durch Panofsky sehr
geschickt auf die Benutzung einer heute unbekannten Schriftąuelle zuruckgefuhrt, die
vieldeutig gelesen werden konnte. Dieser Text von Vaernewijck wurde in dem folgenden
Jahrhundert weiter interpretiert und 1604 liest man bei van Mander schon: „Deseń loannes
had ook gemaect in een Tafereelken twee conterfeytsels von Oly-verwe (von een Man en een
Vrouwe) die malcander de rechter hand gaven (ais in Houwlijck vergaderende) en worden
ghetrouwt van Fides, die fsamen gaf". Hier konnte der Leser sich denken, dass eine sozusagen
materialisierte Fides aktiv in die Handlung interveniert — und in der Tat, siebzig Jahre
spater tritt sie schon ais eine Personifikation bei Sandrart auf: „Ein Mann und Weibsbild, so
sich durch Darreichung der rechten Hand verheurathen und von der dabey stehenden Frau
Fides vermahlet werden". Diese Beschreibungen, die immer weiter sich von dem schon seit
langem in den Niederlanden unzuganglichen Bilde entfernten, haben viele Missverstandnisse
gestiftet und es war erst 1934, dass sie durch eine prazise philologische Analyse berichtigt
worden sind.

Obwohl durch eine unberechtigt auftretende Personifikation des Glaubens bereichert,
wird in allen diesen Beschreibungen des Gemaldes immer die Darstellung ais eine
Vermahlung oder ein Verl6bnis gedeutet.

Haben damit die friihen Inventareintragungen Crowe und Cavalcaselle die Moglichkeit
gegeben, die Darstellung mit einem aus seiner Tatigkeit in Briigge im 15. Jahrhundert
bekannten Italiener Arnolfini zu identifizieren, so hat sich gleichzeitig ein falscher aber
seitdem ganz oft begangener Deutungsweg eróffnet, der durch die lateinische sich auf
dem Bilde selbst befindliche Inschrift begriindet zu sein schien. Auf der Riickwand der
Zimmers, in welchem die zwei jungen Menschen, sich die Hande reichend, stehen, berichtet
eine schon kalligraphierte Inschrift: Johannes de Eyck fuit hic/1434. Eine oberflachliche

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