237 Bildnis Johann Joachim Winckelmann
(1717-1768)
Öl auf Leinwand, 63 x 49 cm
New York, Metropolitan Museum of Art, Inv. Nr. 48-141 (Dick
Foundation)
Provenienz
J.N. de Azara, Rom (nach 1787-1804); J.B.P. Lebrun, Paris 1807/08, verkauft
in Versteigerung 20.-24. 3. 1810; Le Rocher 1810; Fürstin Isabella Lubo-
mirska, Wien, 1810-1816; durch Deszendenz der Fürsten Lubomirski, Kra-
kau, an F. Sebastian Lubomirski, Zürich, 1947
Farben und Erhaltungszustand
Hintergrund rechts helles Olivgrün, das um den Kopf herum einen Gelb-
schimmer erhält, Hintergrund links dunkles Olivgrün; Buch gelbocker;
schmutzigweißes Hemd, Mantel in warmem Mittelbraun, auf dem Ärmel
hellbraun, über den Arm gelegt ein blaugrünliches Tuch; Haare schwarz-
braun, auf Wangen und Stirn gelbliche Lichter, Bartpartie mit Graublau
schattiert, kräftige Rosabeimischung an Ohren, Wangen und Mund. Insge-
samt sehr warmtonig.
Oben und links Spuren von Schäden, die das Bild in Krakau erlitt und die
durch den Berliner Restaurator Prof. Hauser 1905 repariert wurden.
Dokumente
1 Abrechnung des Gipsformers Vincenzo Barzotti aus dem Jahr 1779 über
seine Arbeiten des Jahres 1777:
»Nel Mese di Novembre del 1777 lavorai a formare una testa di Vilchel-
Man.«
(Rom, ASR, s. biogr. Dok. 19.4. 1779, Bd. II)
2 Nota ehe remitiö el Cardenal cuando mando los cuadros (ohne Datum):
»Un retrato de medio cuerpo de Winckelmann.«
(Abschrift späteren Datums, Original ca. 1804, Madrid, Erben D.a Asuncion
de Azara)
3 Brief Bonaventura Salesa, 18.1. 1818:
»El retrato de Vinckelmann es copia pintada por mi, haun q.l copia de uno de
M.r Marron cunado de Mengs.«
(Madrid, Erben D.a Asuncion de Azara)
Bibliographie
Lebrun II, 1809, S. 95; VK Lebrun, Paris, 20.-24.3. 1810, S. 19, Nr. 186; D. de
Rossetti, II sepolcro di Winckelmann in Trieste. Venedig 1823, S. 160; Blanc II,
1858, S. 275; O. Jahn, Biographische Aufsätze. Leipzig 1866, S. 70ff. (Zusam-
menstellung aller damals bekannten Winckelmann-Bildnisse); Blanc 1875
(1:1850), S. 8; J. Vogel, Zu den Bildnissen Winckenmann’s. In: Zeitschrift für
bildende Kunst N.F.X, 1899, S. 154-156; J. Braun, Das Winckelmannporträt
von A.R. Mengs. In: Zeitschrift für bildende Kunst N.E XVI, 1905, S. 173-175;
O. v. Boenigk, Winckelmann im Bilde. In: Wissenschaftliche Beilage der
Magdeburger Zeitung, Nr. 58, 1906; Mireur V, 1911, S. 159; AK Florenz 1911,
Nr. 67, S. 22; H. Uhde-Bernays, Zu den Bildnissen Winckelmanns. In: Monats-
hefte für Kunstwissenschaft 2, 1913, S. 55ff.; Thiersch 1918, S. 21 ff.; Voss
1924, S.659; Gerstenberg 1929, S. 20ff.; Singer V, 1938, Nr. 39004; Pevsner
1940, S. 144-152; Erwerbungen amerikanischer Museen. In: Weltkunst 19,
1949, Heft 10, S. 9; J.L. Allen, Johann Joachim Winckelmann Classicist. In:
The Metropolitan Museum of Art Bulletin VII, 1949, S. 228-232; A. Schulz,
Die Bildnisse Winckelmanns. Berlin 1953, S. 6ff., 54/55; J.L. Allen, European
Paintings in the Metropolitan Museum. New York 1954, S. 67; Zeller/
Steinmann 1956, S. 21 ff.; AK Homage to Mozart. Hartford, Wadsworth
Athenaeum 1956, Nr. 40, S. 10; Rehm/Diepolder III, 1956, Nr. 856, S. 264, IV,
1957, S. 502/03, Nr. 125 b, S. 203; Schulz 1962, S. 150-152; Sanchez-Cantön
1965, S. 161; Hönisch 1965, S. 70, Nr. 13; AK Bregenz/Wien 1968/69, S. 121,
Nr. 342; H. v. Einem, Rezension der Kleinen Schriften von W. Rehm. In:
Zeitschrift für Ästhetik und allgemeine Kunstwissenschaft 15, 1970, S. 120;
AK London 1972, Nr. 192, S. 125/26; Roettgen 1972, S. 38 ff.; AK Storrs 1973,
Nr. 98, S. 104/05; AK The Age of Thomas Jefferson. Washington 1976, Nr. 155;
AK Madrid 1980, Nr. 29, S. 84/85; AK Europa 1789. Hamburg 1989, Nr. 59,
S. 118; R. Kanz, Dichter und Denker im Porträt. Spurengänge zur deutschen
Porträtkultur des 18. Jahrhunderts. München 1993, S. 94-96; C. Tutsch, »Man
muß mit ihnen, wie mit seinem Freund bekannt geworden seyn«. Zum
Bildnis J.J. Winckelmanns von Anton von Maron. Schriften der Winckel-
mann-Gesellschaft Bd. 13, Mainz 1995, S. 54, Anm. 236
Ausstellungen: 1911, Florenz; 1956, Hartford; 1972, London; 1968, Bregenz/
Wien; 1973, Storrs; 1976, Washington; 1980, Madrid; 1989, Hamburg
Auftraggeber und Auftragsumstände des Bildnisses sind nicht be-
kannt. Es stammt jedenfalls nicht aus Mengs’ Nachlaß, wie gelegent-
lich angenommen wurde, da es weder im Nachlaßinventar aufge-
führt ist noch in den Werkverzeichnissen, die den Biographien von
Bianconi und von Azara beigefügt waren. Azara hat das Bildnis
keinesfalls vor 1787 besessen, dem Erscheinungsdatum der von Fea
besorgten Edition der Schriften von Mengs, da es auch dort nicht
erwähnt ist. Zur Klärung der Provenienz tragen die Dokumente aus
dem Azara-Archiv leider nicht viel bei. Wie aus der undatierten Liste
des Kardinal Bardaji hervorgeht (Dok. 2), gelangte das Bildnis nach
Azaras Tod in den Besitz seiner spanischen Erben. Von ihnen wurde
es ca. 1806/07 durch den Pariser Kunsthändler Lebrun erworben.
Salesa, der die Zeichnung für den Kupferstich von Copia (GR1)
angefertigt hatte, dürfte sich kaum geirrt haben, wenn er 1818
schreibt, daß es sich bei dem Bildnis, das zu diesem Zeitpunkt noch
im Besitz der Familie Azara war, um eine von ihm selbst angefertigte
Kopie des Maronschen Winkelmannporträts handle. Dieses Bildnis
läßt sich heute nicht mehr nachweisen (Dok. 3).
Die durch die Herkunft aus der Sammlung Azara und durch Nach-
stiche gesicherte Zuschreibung an Mengs wurde von Boenigk, Schulz
und Rehm angezweifelt. Sie gingen davon aus, daß Winckelmann
kein einziges Mal ein von Mengs gemaltes Bildnis erwähne, während
er die Bildnisse von Angelika Kauffmann (1763) und von Anton von
Maron (1767) in Briefen nennt. Winckelmann spricht 1760 auch von
einem nicht nachweisbaren Bildnis, das der Däne Peder Als von ihm
male. Schulz erwog daher, das New Yorker Porträt Als zuzuschreiben,
ein Vorschlag, der auf allgemeine Ablehnung stieß, da das Bildnis
stilistisch nichts mit den Porträts von Als zu tun hat.
Die Datierung des Bildnisses ist bis heute umstritten. Gegen seine
allgemein angenommene Entstehung vor Mengs’ Abreise nach Spa-
nien spricht der Umstand, daß Winckelmann das Porträt nicht
erwähnt hat. Noch am 27.5. 1767, also eineinhalb Jahre vor seinem
Tode, schreibt Winckelmann an Muzel Stosch im Zusammenhang
mit Marons Bildnis »... und Kunstverständige sagen, daß Mengs
selbst, zum Probestück nichts Schöneres machen könnte« (Rehm/
Diepolder III, S. 264). Dies ist der Beweis dafür, daß Mengs vor
diesem Zeitpunkt kein Bildnis seines Freundes gemalt hatte. Ihre
seit 1765 gespannten Beziehungen lassen es als ausgeschlossen
erscheinen, daß Mengs zwischen dem Datum des genannten Briefes
und dem des Todes von Winckelmann ein Bildnis aus der Erinnerung
(Gerstenberg) oder auf der Grundlage einer früheren Zeichnung
gemalt haben könnte. Ein konkreter Anlaß für Mengs, das Porträt
seines inzwischen verstorbenen Freundes zu malen, ergab sich erst
im Jahre 1777, als der Bildhauer Alexander Doell im Auftrag des
Rates Reiffenstein eine Büste von Winckelmann modellierte. Zeller
hat die Briefe Reiffensteins an den Herzog Ernst von Sachsen-Gotha
bekannt gemacht, in denen genau über die Entstehung der Büste
berichtet wird. Die Grundlage für Doells ersten Entwurf war eine
Zeichnung von Anton von Maron für das Weimarer Porträt, die
vielleicht identisch ist mit der Vorstudie im Rijksprentenkabinett in
Amsterdam. Einige Wochen danach erklärte sich Mengs dazu bereit,
Doell bei der Ausarbeitung der Büste zu helfen, unter der Voraus-
306 Katalog der Bildnisse
(1717-1768)
Öl auf Leinwand, 63 x 49 cm
New York, Metropolitan Museum of Art, Inv. Nr. 48-141 (Dick
Foundation)
Provenienz
J.N. de Azara, Rom (nach 1787-1804); J.B.P. Lebrun, Paris 1807/08, verkauft
in Versteigerung 20.-24. 3. 1810; Le Rocher 1810; Fürstin Isabella Lubo-
mirska, Wien, 1810-1816; durch Deszendenz der Fürsten Lubomirski, Kra-
kau, an F. Sebastian Lubomirski, Zürich, 1947
Farben und Erhaltungszustand
Hintergrund rechts helles Olivgrün, das um den Kopf herum einen Gelb-
schimmer erhält, Hintergrund links dunkles Olivgrün; Buch gelbocker;
schmutzigweißes Hemd, Mantel in warmem Mittelbraun, auf dem Ärmel
hellbraun, über den Arm gelegt ein blaugrünliches Tuch; Haare schwarz-
braun, auf Wangen und Stirn gelbliche Lichter, Bartpartie mit Graublau
schattiert, kräftige Rosabeimischung an Ohren, Wangen und Mund. Insge-
samt sehr warmtonig.
Oben und links Spuren von Schäden, die das Bild in Krakau erlitt und die
durch den Berliner Restaurator Prof. Hauser 1905 repariert wurden.
Dokumente
1 Abrechnung des Gipsformers Vincenzo Barzotti aus dem Jahr 1779 über
seine Arbeiten des Jahres 1777:
»Nel Mese di Novembre del 1777 lavorai a formare una testa di Vilchel-
Man.«
(Rom, ASR, s. biogr. Dok. 19.4. 1779, Bd. II)
2 Nota ehe remitiö el Cardenal cuando mando los cuadros (ohne Datum):
»Un retrato de medio cuerpo de Winckelmann.«
(Abschrift späteren Datums, Original ca. 1804, Madrid, Erben D.a Asuncion
de Azara)
3 Brief Bonaventura Salesa, 18.1. 1818:
»El retrato de Vinckelmann es copia pintada por mi, haun q.l copia de uno de
M.r Marron cunado de Mengs.«
(Madrid, Erben D.a Asuncion de Azara)
Bibliographie
Lebrun II, 1809, S. 95; VK Lebrun, Paris, 20.-24.3. 1810, S. 19, Nr. 186; D. de
Rossetti, II sepolcro di Winckelmann in Trieste. Venedig 1823, S. 160; Blanc II,
1858, S. 275; O. Jahn, Biographische Aufsätze. Leipzig 1866, S. 70ff. (Zusam-
menstellung aller damals bekannten Winckelmann-Bildnisse); Blanc 1875
(1:1850), S. 8; J. Vogel, Zu den Bildnissen Winckenmann’s. In: Zeitschrift für
bildende Kunst N.F.X, 1899, S. 154-156; J. Braun, Das Winckelmannporträt
von A.R. Mengs. In: Zeitschrift für bildende Kunst N.E XVI, 1905, S. 173-175;
O. v. Boenigk, Winckelmann im Bilde. In: Wissenschaftliche Beilage der
Magdeburger Zeitung, Nr. 58, 1906; Mireur V, 1911, S. 159; AK Florenz 1911,
Nr. 67, S. 22; H. Uhde-Bernays, Zu den Bildnissen Winckelmanns. In: Monats-
hefte für Kunstwissenschaft 2, 1913, S. 55ff.; Thiersch 1918, S. 21 ff.; Voss
1924, S.659; Gerstenberg 1929, S. 20ff.; Singer V, 1938, Nr. 39004; Pevsner
1940, S. 144-152; Erwerbungen amerikanischer Museen. In: Weltkunst 19,
1949, Heft 10, S. 9; J.L. Allen, Johann Joachim Winckelmann Classicist. In:
The Metropolitan Museum of Art Bulletin VII, 1949, S. 228-232; A. Schulz,
Die Bildnisse Winckelmanns. Berlin 1953, S. 6ff., 54/55; J.L. Allen, European
Paintings in the Metropolitan Museum. New York 1954, S. 67; Zeller/
Steinmann 1956, S. 21 ff.; AK Homage to Mozart. Hartford, Wadsworth
Athenaeum 1956, Nr. 40, S. 10; Rehm/Diepolder III, 1956, Nr. 856, S. 264, IV,
1957, S. 502/03, Nr. 125 b, S. 203; Schulz 1962, S. 150-152; Sanchez-Cantön
1965, S. 161; Hönisch 1965, S. 70, Nr. 13; AK Bregenz/Wien 1968/69, S. 121,
Nr. 342; H. v. Einem, Rezension der Kleinen Schriften von W. Rehm. In:
Zeitschrift für Ästhetik und allgemeine Kunstwissenschaft 15, 1970, S. 120;
AK London 1972, Nr. 192, S. 125/26; Roettgen 1972, S. 38 ff.; AK Storrs 1973,
Nr. 98, S. 104/05; AK The Age of Thomas Jefferson. Washington 1976, Nr. 155;
AK Madrid 1980, Nr. 29, S. 84/85; AK Europa 1789. Hamburg 1989, Nr. 59,
S. 118; R. Kanz, Dichter und Denker im Porträt. Spurengänge zur deutschen
Porträtkultur des 18. Jahrhunderts. München 1993, S. 94-96; C. Tutsch, »Man
muß mit ihnen, wie mit seinem Freund bekannt geworden seyn«. Zum
Bildnis J.J. Winckelmanns von Anton von Maron. Schriften der Winckel-
mann-Gesellschaft Bd. 13, Mainz 1995, S. 54, Anm. 236
Ausstellungen: 1911, Florenz; 1956, Hartford; 1972, London; 1968, Bregenz/
Wien; 1973, Storrs; 1976, Washington; 1980, Madrid; 1989, Hamburg
Auftraggeber und Auftragsumstände des Bildnisses sind nicht be-
kannt. Es stammt jedenfalls nicht aus Mengs’ Nachlaß, wie gelegent-
lich angenommen wurde, da es weder im Nachlaßinventar aufge-
führt ist noch in den Werkverzeichnissen, die den Biographien von
Bianconi und von Azara beigefügt waren. Azara hat das Bildnis
keinesfalls vor 1787 besessen, dem Erscheinungsdatum der von Fea
besorgten Edition der Schriften von Mengs, da es auch dort nicht
erwähnt ist. Zur Klärung der Provenienz tragen die Dokumente aus
dem Azara-Archiv leider nicht viel bei. Wie aus der undatierten Liste
des Kardinal Bardaji hervorgeht (Dok. 2), gelangte das Bildnis nach
Azaras Tod in den Besitz seiner spanischen Erben. Von ihnen wurde
es ca. 1806/07 durch den Pariser Kunsthändler Lebrun erworben.
Salesa, der die Zeichnung für den Kupferstich von Copia (GR1)
angefertigt hatte, dürfte sich kaum geirrt haben, wenn er 1818
schreibt, daß es sich bei dem Bildnis, das zu diesem Zeitpunkt noch
im Besitz der Familie Azara war, um eine von ihm selbst angefertigte
Kopie des Maronschen Winkelmannporträts handle. Dieses Bildnis
läßt sich heute nicht mehr nachweisen (Dok. 3).
Die durch die Herkunft aus der Sammlung Azara und durch Nach-
stiche gesicherte Zuschreibung an Mengs wurde von Boenigk, Schulz
und Rehm angezweifelt. Sie gingen davon aus, daß Winckelmann
kein einziges Mal ein von Mengs gemaltes Bildnis erwähne, während
er die Bildnisse von Angelika Kauffmann (1763) und von Anton von
Maron (1767) in Briefen nennt. Winckelmann spricht 1760 auch von
einem nicht nachweisbaren Bildnis, das der Däne Peder Als von ihm
male. Schulz erwog daher, das New Yorker Porträt Als zuzuschreiben,
ein Vorschlag, der auf allgemeine Ablehnung stieß, da das Bildnis
stilistisch nichts mit den Porträts von Als zu tun hat.
Die Datierung des Bildnisses ist bis heute umstritten. Gegen seine
allgemein angenommene Entstehung vor Mengs’ Abreise nach Spa-
nien spricht der Umstand, daß Winckelmann das Porträt nicht
erwähnt hat. Noch am 27.5. 1767, also eineinhalb Jahre vor seinem
Tode, schreibt Winckelmann an Muzel Stosch im Zusammenhang
mit Marons Bildnis »... und Kunstverständige sagen, daß Mengs
selbst, zum Probestück nichts Schöneres machen könnte« (Rehm/
Diepolder III, S. 264). Dies ist der Beweis dafür, daß Mengs vor
diesem Zeitpunkt kein Bildnis seines Freundes gemalt hatte. Ihre
seit 1765 gespannten Beziehungen lassen es als ausgeschlossen
erscheinen, daß Mengs zwischen dem Datum des genannten Briefes
und dem des Todes von Winckelmann ein Bildnis aus der Erinnerung
(Gerstenberg) oder auf der Grundlage einer früheren Zeichnung
gemalt haben könnte. Ein konkreter Anlaß für Mengs, das Porträt
seines inzwischen verstorbenen Freundes zu malen, ergab sich erst
im Jahre 1777, als der Bildhauer Alexander Doell im Auftrag des
Rates Reiffenstein eine Büste von Winckelmann modellierte. Zeller
hat die Briefe Reiffensteins an den Herzog Ernst von Sachsen-Gotha
bekannt gemacht, in denen genau über die Entstehung der Büste
berichtet wird. Die Grundlage für Doells ersten Entwurf war eine
Zeichnung von Anton von Maron für das Weimarer Porträt, die
vielleicht identisch ist mit der Vorstudie im Rijksprentenkabinett in
Amsterdam. Einige Wochen danach erklärte sich Mengs dazu bereit,
Doell bei der Ausarbeitung der Büste zu helfen, unter der Voraus-
306 Katalog der Bildnisse