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35a Mendelssohn-Bartholdy, Felix (1809—1847). Eigenh. Brief m. U. und Siegel.
4to. 2 S. Rom 5.3. 1831. (1797/5). 150.—
An Ottilie von Goethe, geb. Pogwisch. Der Brief erinnert in warmer Herzlichkeit an die
mit Ottilien in Weimar verbrachten Tage und fährt fort: „Sie sagten mir einen der
letzten Tage meines Aufenthalts, Sie könnten nicht begreifen, wie nicht einer von den
vielen' Glücklichen die Goethe gemacht hat, einmal nach Weimar käme, blos um sich an
seinen Anblick und seinen Worten so recht zu wärmen. Das ist mir so wahr vorgekommeni,
daß seitdem selten ein Tag vergeht, wo ich mir das nicht wiederhole und mir vornehme,
darnach zu thun.“ M.-B. verkehrt in Rom viel mit Engländern, besonders herzlich aber mit
Horace Vernet, „der einer der geistreichsten und lebenssprudelndsten Künstler ist, die mir
je aufgestoßen sind, ein Mann, der die Erscheinungen malt, wie unser eins sie sieht.“ „Ich
arbeite jetzt mit allen Kräften an der ersten Walpurgisnacht von Goethe, die ich gar zu
gern recht schön machen möchte . .


Nr. 18 c

35b — Zwei eigenh. Manuscripte m. U. 4to. 4/4 S. O. O. u. J.
(1797/6) 250.—
„An eine verehrliche Redaction des Chaos in Weimar“. Fingierter Brief einer Tante an
ihre Nichte, sowie deren Antwort (dieses Mscrpt ist zerrissen). — Es handelt sich um
einen Beitrag M.-B’s zu der 1829 gegründeten Zeitschrift ,,Chaos“, die von Ottilie von
Goethe redigiert wurde, aus deren Nachlaß auch dieses Mscrpt stammt. Die in einer Auflage
von 28 Exx. gedruckte Zeitschrift erschien, mit einer Unterbrechung, bis 1832 und zählte
unter ihre Mitarbeiter außer Goethe selbst Zelter, Boisseree, Carlyle, Kanzler von Müller
u. a. „Nur wer vier und zwanzig Stunden in Weimar zugebracht und irgend einen literari-
schen Beitrag geliefert hatte, konnte als Mitarbeiter und Mitleser des Chaos auf genommen
werden . . . ., anderen Personen durfte es nicht einmal gezeigt werden . . . , nur Frau von
Goethe allein wußte die Namen der Schriftsteller, und aufs strengste wurden dieselben^
verschwiegen.“ — Die Tante warnt ihre Nichte eindringlich vor einem geplanten Besuch
Weimars und vor der dortigen literarischen Mode. „Die Damen in Weimar, statt von Kuchen-
recepten zu reden, unterhalten sich . . . ordentlich vernünftig, was mir zumal bei einem jungen
Mädchen unerträglich ist. Ja sie geben sogar eine Zeitung heraus (Styx, Hölle oder Chajbs
heißt sie, denk ich), deren Mitarbeiter sämtlich in einem geheimen Bunde stehen und sich
nur bald durch allerley unverständliche Gedichte und Zeichen höchst verdächtig gemacht
haben . . . Die Tendenz dieses Blattes ist keine geringere, als . . . Ren Schottischen Prä-
tendenten . . . wieder auf seinen Thron zu erheben . . .“. — Die Nichte reist trotz der
Warnung nach Weimar und berichtet davon. — Das ganze wimmelt von den amüsantesten An-
spielungen auf Persönlichkeiten und literarische Ereignisse in Weimar.

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